Gärtnern in Markt Schwaben:Der Storchengarten lebt

Gärtnern in Markt Schwaben: Abendstimmung im Markt Schwabener Storchengarten. Für das Projekt soll die Sonne aber noch nicht untergehen.

Abendstimmung im Markt Schwabener Storchengarten. Für das Projekt soll die Sonne aber noch nicht untergehen.

(Foto: privat)

Nachdem das Biodiversitätsprojekt in Markt Schwaben im vergangenen Jahr noch vor dem Aus stand, blickt man unter der neuen Führung optimistisch in die Zukunft.

Von Lino Herrmann, Markt Schwaben

Der Markt Schwabener Storchengarten stehe vor dem Aus, hieß es in den vergangenen Jahren immer wieder. Obwohl man meinen sollte, dass der gemeinschaftliche Anbau von Kartoffeln, Erbsen, Möhren, Gurken, Kräutern, Kürbis und noch vielem mehr genug Leute begeistert, mangelte es an Geld sowie engagierten Gärtnern und Gärtnerinnen, die sich um die Bewirtschaftung der allgemeinen Anbaufläche im Schwabener Moos kümmern. Nach dem Umzug der Gründerin und langjährigen Leiterin Doris Seibt, die den Storchengarten durch ihre breite und experimentelle Bewirtschaftung zu einem preisgekrönten Vorzeigeprojekt in Sachen biologischer Vielfalt gemacht hatte, wechselte die Zuständigkeit für die Ackerfläche im Vorjahr mehrfach. Erst übernahm Karin Lüders die Verantwortung, bis sie schließlich an Verena Wild vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) übergab.

"Nach den Leistungen von Doris Seibt ist das Projekt fast eine Bürde", sagt Wild. Seit zwei Jahren engagiert sie sich im VEN für Umweltschutz und biologische Diversität. Der Storchengarten ist für sie somit ein Herzensprojekt. Sie möchte damit das "Geschenk der Vielfalt erhalten, Wissen weitergeben und Sensibilität schaffen", sowie ihren Beitrag zu einem stärkeren Umwelt- und Konsumbewusstsein leisten. Gleichzeitig sehe sie den Storchengarten als eine Art "Gegengewicht" zur mehrheitlichen Wirtschafts- und Lebensweise.

Der Storchengarten braucht langfristig wieder mehr Engagement vor Ort

"Dabei gibt es immer genug zu tun", sagt sie. Heuer sei die Herausforderung rasch für die kommende Saison einzusäen, damit es auch Wintergemüse gibt, so Wild. Mindestens einmal die Woche ist sie vor Ort, für die Beetpflege und die Saat. Dabei wechselt sie sich momentan mit ungefähr sieben weiteren begeisterten Gärtnern und Gärtnerinnen ab. Trotz dieser neuen aktiven Gruppe wünsche sie sich aber, dass sich wieder mehr Menschen aus Markt Schwaben selbst engagieren würden. Denn Wild kommt, wie einige andere der Helfer und Helferinnen, nicht aus der Gemeinde, sondern nimmt die halbe Stunde Fahrt von ihrem Wohnort Obertaufkirchen im Landkreis Mühldorf bis zum Storchengarten auf sich. Das Ganze stemmt sie parallel zu ihrer eigentlichen Arbeit als IT-Beraterin. Trotzdem ist sie guten Mutes das Projekt weiterhin vorantreiben zu können und hofft dabei auf frische Kräfte.

Es geht darum "Wissen und Bewusstsein" zu erhalten

Wie ihre Kartoffeln, die Anfang September erntereif sind, befinde sich auch der Storchengarten momentan in einer "Zwischenphase", sagt sie. Die "neue Gruppe" verhelfe dem Projekt zu einer "neuen Form". Sobald diese neue Form das gewünschte Niveau erreicht hat, wird Wild auch wieder den Storchengarten bewerben und dorthin einladen. Denn neben der beeindruckenden Saat von allerlei Gemüse, Getreide und Mischkulturen geht es im Storchengarten vor allem darum, "Wissen und Bewusstsein" zu erhalten. Dafür werden in Zukunft auch wieder Schulklassen und Vereine zu Besuch kommen, die dann den vielfältigen Anbau bestaunen dürfen, professionelle Tipps für den eigenen Garten bekommen und mit ein bisschen Glück vielleicht noch frisches Gemüse probieren können.

Um diesen Austausch zwischen Mensch und Natur weiterhin zu ermöglichen, wird Wild dieses Jahr auf jeden Fall noch weiter wöchentlich den Weg in den Storchengarten auf sich nehmen. Doch auf Dauer wird die Arbeit dort nicht mit ihrem Leben vereinbar sein. In Zukunft müsse das Projekt so gestaltet werden, dass die Last auf mehrere Schultern verteilt werden könne, so Wild. Dazu hat sie nun auch eine Internetpräsenz für den Storchengarten geschaffen, wodurch aktuelle Termine und Projekte, der Anbauplan oder die Pflanzenfamilien einfach für alle einsehbar sind. Durch diese neu geschaffene Transparenz und Zugänglichkeit hofft sie in Zukunft vielleicht noch ein paar mehr Leute für die Arbeit im Storchengarten begeistern zu können.

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