Süddeutsche Zeitung

Störgeräusch:Brummton-Suche in Steinhöring abgesagt

Lesezeit: 2 min

Das Landesamt für Umwelt kann den Nutzen einer Messung nicht erkennen - vorerst sollen keine Steuergelder ausgegeben werden. Also müssen die Steinhöringer weiterhin mit dem mysteriösen Störgeräusch leben.

Von Wieland Bögel, Steinhöring

Das mysteriöse Brummen, das seit einigen Jahren in manchen Steinhöringer Gemeindeteilen zu hören ist, wird vorerst nicht weiter untersucht. Wie das Landratsamt nun mitteilte, werde man die ursprünglich geplante Messung bis auf Weiteres nicht vornehmen. Eigentlich hatten sich Landkreis, Gemeinde und Anwohner die Kosten für die Untersuchung - insgesamt etwa 90 000 Euro - teilen wollen.

Nach einer sehr negativen Stellungnahme des Landesamtes für Umwelt (LfU), was den Nutzen der Messung anbetrifft, will man sich diese Ausgaben aber erst einmal sparen. Schließlich handele es sich um Steuergeld, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) am Mittwoch sagte, und unter den gegebenen Umständen "kann ich die Freigabe nicht bewilligen."

Seit etwa fünf Jahren häufen sich in der Gemeinde Berichte über einen dumpfen Brummton. Für manche ähnelt er dem Geräusch eines Kühlschrankmotors, andere berichten von Vibrationen wie beim Vorbeifahren eines Zuges oder eines schweren Lastwagens, wieder andere hören oder merken gar nichts. Denn das Phänomen ist nicht nur nicht überall in der Gemeinde wahrzunehmen, sondern auch nicht von jedem. Etwa 40 bis 50 Personen sind es derzeit, die sich über das Brummen beschweren. Ein Verteilungsmuster, das Rückschlüsse auf die Ursache geben könnte, hat man bisher nicht gefunden.

Weder liegen die Häuser der Betroffenen in einer Linie, noch sind ausschließlich bestimmte Gebiete betroffen. Zumindest aber ist seit zwei Jahren bewiesen, dass das Geräusch wirklich existiert. Im Sommer 2014 ermittelten Messungen in den Ortsteilen Berg, Zaißing und Sensau einen tieffrequenten Ton im Bereich von 40 bis 50 Hertz. Dies liegt am Rande der menschlichen Hörfähigkeit, was erklären könnte, warum der Ton nicht von jedem wahrzunehmen ist. Die Ursache des Geräusches ließ sich durch die Untersuchung aber nicht feststellen; lediglich eine natürliche Ursache schlossen die Experten aus.

Verursachen Öl-Pipelines das Geräusch?

Damit begann das große Spekulieren. Besonders die durch die Gemeinde verlaufenden Öl-Pipelines der Firmen ÖMV und TAL gerieten schnell in Verdacht. Eine Theorie, die das LfU in seiner Stellungnahme nun aber für unwahrscheinlich hält. Man habe Schalluntersuchungen in Steinhöring in der Nähe der Betriebsanlagen von ÖMV und TAL sowie zum Vergleich in einem schallgedämpften Spezialraum vorgenommen, so das LfU.

Mit dem Ergebnis: "Der Schallpegel bei den Messungen vor Ort in Steinhöring war ähnlich niedrig wie in diesem Spezialraum." In beiden Fällen lägen die Messwerte "um ein Vielfaches unter der Wahrnehmungs- und Hörschwelle." Daher rät das LfU den Betroffenen, der Gemeinde und dem Landratsamt von den geplanten sogenannten Kreuzkorrelationsmessungen ab, diese würden keine eindeutigen Ergebnisse liefern und schon gar keinen Nachweis auf den Verursacher des Brummens.

"Wir sind jetzt etwas ratlos, wie es weitergehen soll", bekennt Niedergesäß. Denn eine Alternative zu der geplanten Messung hätte auch das LfU nicht liefern können. Der Landrat verhehlt nicht, dass er mit der Situation "persönlich sehr unzufrieden" ist. Schließlich könne man einerseits "die Ergebnisse und Einschätzungen der höchsten fachlichen Instanz nicht ignorieren", aber genauso wenig "die Betroffenen im Regen stehen lassen." Diese würden "eindrucksvoll und glaubhaft schildern, dass sie unter dem Phänomen leiden". Zunächst aber "brauchen wir eine Denkpause", sagt Niedergesäß. Er hofft aber, "dass wir einen geeigneten Weg aus dieser Ratlosigkeit und am Ende zu einer guten Lösung finden werden."

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SZ vom 12.05.2016
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