Stöbern in Markt Schwaben:Von Glücksschafen und Pharaonen

Beim Fundusverkauf des Theatervereins finden viele Liebhaberstücke ein neues Zuhause. Am Ende sind rund 50 Prozent der Kostüme und Requisiten verkauft

Von Michaela Pelz

Keine Sorge, die wurden artgerecht gehalten - im Kostümraum mit domestizierten Krokodilen!" So beruhigt Nicole Zeiff einen besorgten Kunden, der sich nach zwei etwa 50 Zentimeter hohen Schafen erkundigt, deren Anmutung ein wenig an die Flokatiteppiche der 70er erinnert. Wie ihre drei Kolleginnen ist die engagierte junge Frau Mitglied des Markt Schwabener Theatervereins, der alle zwei Jahre zu einem Fundusverkauf einlädt. Am Wochenende fanden laut Chef-Kostümbildnerin Christa Hermannsgabner rund hundert Besucher den Weg in die Theaterhalle, um in den Beständen der Bühne zu stöbern.

Kein Wunder, dass dabei so manche Erinnerung an schöne Theaterabende lebendig wird: Da gibt es Ritter- oder Eskimokostüme (aus "Arktischer Sommer" , 1997), elegante Blusen, Samtkleider, Wollblazer und Kimonos (aus "Das kleine Teehaus", 1991), Fahnen, Lederhosen, Stoffe und ausladende Sombreros (aus "Mexiko 1863", 2003), Zwergenkostüme und Schottenröcke mit Felleinsatz. Brigitte Linder, die mit Freundin Erika Jäger zu den ersten Kundinnen gehört, ist gar auf der Suche nach Kostümen, die sie selbst während ihrer aktiven Zeit beim Theaterverein getragen hat. Am liebsten, sagt sie, wäre ihr das Outfit ihrer allerersten Rolle, bei der sie als Engel übers Wasser ging.

Stöbern in Markt Schwaben: Viele Accessoires, aber auch vollständige Kostüme gibt es im Fundus des Theatervereins in Markt Schwaben.

Viele Accessoires, aber auch vollständige Kostüme gibt es im Fundus des Theatervereins in Markt Schwaben.

(Foto: Christian Endt)

Andere, wie Heidi Dürrer aus Ebersberg, würden gern etwas für ihre Enkel finden. Oder für die eigenen Kinder, wie die Dame, die mit Agatha (13) und Marie (10) gekommen ist. Die beiden jungen Markt Schwabenerinnen könnten sich gut vorstellen, selbst Theater zu spielen, doch leider steht dem das leidige Zeitproblem entgegen, das alle Schülerinnen und Schüler nur zu gut kennen. Immerhin gehören sie mit ihrer Familie zu den regelmäßigen Zuschauern der örtlichen Produktionen.

Für Felizitas ist zwar leider kein passendes Gewand dabei, doch die Vierjährige ist mit dem Angebot an Halsketten mehr als zufrieden. "Alles, was glitzert, geht gut", sagt Organisatorin Hermannsgabner. "Egal, ob für Fasching oder Abendmode." Ein Ehepaar aus Hohenlinden, das zum ersten Mal da ist, freut sich, etwas für das gemeinsame Hobby Boogietanzen ergattert zu haben. Die beiden kleiden sich dafür bevorzugt im 50er- oder 60er-Jahre-Stil und sind froh über jede Ergänzung ihrer bestehenden Garderobe.

Stöbern in Markt Schwaben: Da kommen selbst Rheinländer ins Schwärmen: "Notfalls hält das Ding den Kaffee warm."

Da kommen selbst Rheinländer ins Schwärmen: "Notfalls hält das Ding den Kaffee warm."

(Foto: Christian Endt)

Requisiten wie ein Spinnrad, mehrere Liegestühle, ein Koffer, ein Polstersessel oder eine Roulette-Ausrüstung finden nicht sofort neue Besitzer. Auch die erstmals angebotenen Scheinwerfer bleiben liegen. Trotzdem ist Christa Hermannsgabner sehr zufrieden, denn am Ende sind circa 50 Prozent der 250 angebotenen Teile verkauft. Die Herkunft der Kostüme, Accessoires und Requisiten ist sehr unterschiedlich: "Bei den meisten Sachen handelt es sich um Eigenproduktionen, also handgefertigte Einzelstücke. Einiges bekommen wir aber auch aus dem Second-Hand-Laden - dort legen sie uns alles zur Seite, das sich auf den ersten Blick fürs Theater eignet. Und dann gibt es natürlich noch private Nachlässe - aus denen stammen typischerweise Handtaschen, Schuhe und Krawatten."

Zwischen den Ständern und Tischen tummelt sich ein buntes Publikum - von Familien mit Kindergartenkindern bis hin zu älteren Herrschaften. Nicht zu vergessen die Zugereisten aus dem Rheinland, die seit 18 Jahren in Ebersberg wohnen und diese "Supergelegenheit" schätzen, sich ein passendes Karnevalskostüm zu besorgen. "Den Pharao-Hut kann man prima durch eine Kleopatra-Perücke ersetzen, außerdem schützt er beim Faschingszug vor kalten Ohren", meint die Ehefrau. "Und notfalls hält man damit den Kaffee warm", ergänzt der Gatte.

"Auf ägyptische Mode setzt auch Religionspädagogin Simone Scheyerer. Sie hat eingekauft, um die Geschichten rund um Mose und Josef für Grundschüler lebendig zu machen. Die außerdem erworbene Filmklappe nutzt sie hingegen für private Zwecke - eine demnächst stattfindende Musical-Aufführung. Über das, was Christa Hermannsgabner ihr dann erzählt, freut sich Scheyerer sehr: "Auch zwischen den Verkäufen bieten wir die Möglichkeit, sich bei uns für eine kurze Zeit etwas auszuleihen." Eine mehr als attraktive Lösung für Lehrkräfte oder Ensembles aus dem Umland. Und die Schafe? Zumindest eines (übrigens aus "Johanna im Glück", 2002) hat bei einer Theatergruppe aus Hohenlinden eine neue Heimat gefunden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: