Steinsee:Trotz des heißen Sommers: Moosacher Wasserwacht hat eher wenig Einsätze

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Am Steinsee ist es bisher ein ruhiger Sommer für die Wasserwachtler. Im Ernstfall muss es jedoch sehr schnell gehen.

Von Moritz Kasper, Moosach

Ein Ball fliegt durch die Luft und verpasst um Haares Breite den voll gedeckten Mittagstisch. Kinder in weißen T-Shirts mit Wasserwacht-Logo spielen auf der Veranda und eifern ihren Vorbildern nach, die mit einem riesigen Fernglas das Treiben auf dem See beobachten. Auf dem Tresen hinter dem Fenster zeugen etliche Pokale von den Erfolgen bei Triathlon Meisterschaften. Der Sonntag auf der Wasserwacht am Steinsee in Moosach ist so beliebt, dass nicht nur Diensthabende, sondern auch die Jugend und Angehörige gerne mit dabei sind. Der Grafiker Alex Fritsch, 48, kommt sogar regelmäßig aus Nürnberg an seinen Heimatsee.

Trotz der langen Badesaison mit vielen heißen Tagen hatte die Wasserwacht Moosach einen vergleichsweise ruhigen Sommer. Bis jetzt hatten sie heuer nur 29 Einsätze am Steinsee - was auch kleine Wehwehchen wie Bienen- und Wespenstiche miteinbezieht. Die größte Gefahrenquelle am See ist laut den Wasserwachtlern weder das Wasser noch die Insekten, sondern der Sprungturm. Dadurch, dass es kein Sprungbrett oder einen Vorsprung gibt, der über das Gerüst geht, kann man sich an den Metallstangen verletzen, wenn man nicht sauber abspringt oder wenn man ins Stolpern gerät.

Im Trubel sticht eine Person heraus: Ein gemütlich wirkender Mann sitzt in der Mitte des Tisches. Von Karsten Schliewer, 55, erwartet man nicht unbedingt, dass er sich gleich auf sein Rettungsbrett wirft und in Sekundenschnelle ins Wasser springt. Mit diesem ersten Eindruck liegt man auch nicht ganz daneben. Denn Schliewer hat gar kein Schwimmabzeichen und braucht es auch nicht. Er kümmert sich um die "Patienten", sobald diese von den Rettungsschwimmern an Land geholt worden sind.

"Nach einem Unglück sind es eher die Angehörigen, die psychologisch betreut werden müssen"

Eine Karte vom Steinsee mit den Entfernungen zu mehreren möglichen Einsatzorten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Hier sind nicht Fitness und Schnelligkeit gefragt, sondern medizinische Expertise und Sozialkompetenz. Auf diesem Gebiet ist Schliewer besonders qualifiziert. Er ist Notfallsanitäter, hat also die höchste Sanitäter-Ausbildungsstufe. Das bedeutet, dass er nicht nur Patienten beatmen oder per Defibrillator wiederbeleben, sondern auch Infusionen legen und lebensrettende Medikamente verabreichen kann. Zudem hat Schliewer im Krisen-Interventions-Team (KIT) Ebersberg gearbeitet, dass Unfallopfer und deren Angehörige betreut.

"Nach einem Unglück sind es weniger die Unfallopfer, sondern die Angehörigen, die psychologisch betreut werden müssen", erklärt Wachleiter Ferdl Gareißer. Auch während des Einsatzes, wenn die Suche nach Vermissten noch läuft, sei es wichtig, sich um die betroffen Begleitpersonen zu kümmern und diese auf dem Laufenden zu halten. So kommt es, dass an einem typischen Rettungseinsatz schnell fünf Personen beteiligt sind. Zwei auf sogenannten Rettungsbrettern, wie man sie aus der Serie "Baywatch" kennt, ein Bootsführer mit Sanitäterrucksack, sowie ein zweiköpfiges Landteam. Dieses kümmert sich um die Verletzten, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Auch für die medizinische Erstversorgung bei Notfällen auf der Liegewiese rückt das heute von einem Notfallsanitäter geführte Team aus. "Man sollte aber auch im Landteam nicht erst die Schwimmflügel aufblasen müssen, wenn mal Not am Mann ist", stellt Wachleiter Gareißer klar. Ihn bringt besonders der Teamgeist, die Mischung aus Spaß und "füreinander Einstehen" immer wieder an den Steinsee.

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Wie ungefähr zwei Drittel der aktiven Mitglieder ist er über die Jugendgruppe zur Wasserwacht gekommen - und gibt sein Wissen jetzt an die Kinder weiter. Bei der Wasserwacht Moosach kann man sich im Alter von sechs Jahren anmelden, dabei ist, wer dann eine erste kleine Prüfung mit Urkunde besteht. Das richtige Training für die Schwimmabzeichen beginnt dann mit etwa acht Jahren.

Nach einem komplizierten Einsatz sieht es an diesem Nachmittag zum Glück nicht aus. Am Turm, wo sich sonst auch mal 30 Jugendliche und mehr aufhalten, hopsen gerade nur einige Buben rum - und das auf eine zahme Art und Weise.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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