Steinkirchen:Rindviecher im Anmarsch

In Steinkirchen fand am Montag nach zehn Jahren Pause wieder das Ochsenrennen des Burschenvereins statt. Der Erfolg ist wenig planbar weil er stark von der Laune der Tiere abhängt. Umso besser, dass es dabei vor allem um die Gaudi geht

Von Daniela Weichselgartner, Steinkirchen

"Drei, zwei, eins." Nach dem Starkommando galoppieren drei der vier Ochsen in einem Höllentempo los. Die Reiter auf ihren Rücken haben alle Mühe, nicht auf die Wiese zu plumpsen, und die Treiber müssen selbst einen schnellen Schritt haben, um mit den sprintenden Tieren Schritt zu halten. Nur der schwarz-weiße Ricki ist nicht in Wettkampflaune. Obwohl im ein Kübel Futter vor die Nase gehalten wird, trottet er gemächlich Richtung Ziellinie.

Zum Ochsenrennen des Burschenvereins Steinkirchen sind 19 Tiere mit ihren Besitzern angereist, um sich in zwei Wettbewerben zu messen. Zuerst treten die Ochsen mit Jockeys auf ihren Rücken in Vorläufen, Halbfinale und Finale an. Später starten vier Ochsen, die vor Karren gespannt werden und diese mitsamt einem Menschen Richtung Ziellinie ziehen müssen. Zum dritten Mal organisiert der Burschenverein Steinkirchen das Ochsenrennen. Nachdem die letztjährige Auflage vor zehn Jahren stattgefunden hatte, habe man die Tradition jetzt wieder aufleben lassen wollen, sagt Andreas Ludl, der das Rennen als Moderator kommentiert.

Um den Zaun, der die Rennwiese begrenzt, haben sich zahlreiche Zuschauer versammelt, die die Teams lautstark anfeuern, etwa, wenn ein Ochse auf der Hälfte der Strecke beschließt, dass ein weiterer Schritt einer zu viel wäre. Rudi lässt sich weder von den Sprüchen des Moderators, noch von seinem Treiber, der sich mit aller Kraft gegen das Hinterteil des Tieres stemmt, beeindrucken, sondern blickt eher gelangweilt ins Publikum.

Andere Ochsen sprinten wie bei olympischen Wettbewerben, aber eine Dopingkontrolle muss niemand befürchten. Deshalb kann Josef Kerschbaumer seinen Nikolaus mit Bio-Bananen versorgen, ohne eine Disqualifikation zu riskieren. Auch Viktoria Hilger erzählt, dass die Ochsen Rupert und Romeo bei ihnen mit Streicheleinheiten, Obst und Brot verwöhnt würden. Die Familie hat die Zwillinge extra für das Ochsenrennen gekauft. Als Training wurden die beiden spazieren geführt. Doch trotz all der Übungsstunden sei das Reiten auf einem Ochsen sehr holprig, berichtet Viktoria.

Das sieht man den Jockeys häufig auch an. Sie halten sich nur an einem Ring fest, der um den Bauch der Tiere gespannt ist. Wie auf einem Pferd aufrecht zu sitzen, fällt dabei schwer. Eher legen sich die Reiter, unter denen auch viele junge Frauen in Dirndl sind, auf den Rücken ihrer Tiere. Das heißt aber bei weitem noch nicht, dass ein Abwurf ausgeschlossen ist. Die ein oder andere wilde Bewegung veranlasst die Reiter zu einem mehr oder weniger freiwilligen Abstieg. Deshalb wurde die Regelung beschlossen, dass der Jockey mindestens drei Viertel der Strecke auf seinem Ochsen sitzen muss, um in die Wertung einzugehen. Auch wenn das Tier dann die restlichen Meter alleine ins Ziel läuft, kann das Team in die nächste Runde gelangen.

Kathrin Meier erzählt, dass ihr Ochse Jacky sie beim Training einmal äußerst unsanft abgeworfen habe. Das schwarze Tier scheint kein Freund davon zu sein, Menschen auf seinem Rücken umher zu tragen. Deshalb habe man sich kurzfristig entschlossen, ihn lediglich vor einen Wagen zu spannen. Sanfteren Gemüts ist der Ochse von Thomas Bernhofer. "Captain" ist mit seinen 40 Monaten der älteste Teilnehmer im Feld, und im Alter, so scheint es, werden Ochsen gelassener. Der bärtige Reiter macht mit einem weiß-blauen Strick als Zügel in der Hand die eleganteste Figur, aber leider gibt es keine Haltungsnoten, sondern immer die zwei schnellsten Reiter einer Konkurrenz kommen eine Runde weiter. Dafür reicht es für Thomas und Captain leider nicht, aber kein Problem, beim Ochsenrennsport zählt der olympische Geist. "Wir sind vor allem wegen er Gaudi gekommen", sagt Thomas.

Ochsenrennen Steinkirchen

Es passiert schon einmal, dass der Ochse seinen Treiber abhängt, wie dieses bunte Plakat fordert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Spaß haben auch die Zuschauer. Ein kleiner Junge möchte unbedingt selbst auf einem der Ochsen reiten, andere Kinder haben es sich auf einem der Tiere, die sich vom Rennen ausruhen, bequem gemacht. Nachdem die Ochsen gerannt sind, haben sie sich eine Pause verdient. Die wird genutzt, um mit riesigen rosa Zungen Wasser aus Eimern zu schlabbern oder sich streicheln zu lassen.

Schließlich gewinnt Ochse Lenzä, der sich schon in den Vorläufen als besonders energiegeladen gezeigt hat und seinem Jockey Maxi Huber viel Kraft in den Armen abverlangte. Für Kathrin Maier hat es sich gelohnt, auf den Wagen umzusteigen, denn in dieser Kategorie gewinnt ihr 25 Monate alter Jacky. Die Siegerehrung wird am Abend stattfinden, bei einem Kesselfleischessen. Von den Rennochsen, das sei gesagt, muss niemand befürchten, dass er auf dem Teller landet.

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