Start ins neue Schuljahr:Bildungsparadies Ebersberg

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Auch wenn die Zahl der Klassen schrumpft und drei Rektorenstellen unbesetzt sind - Schulamtsleiterin Angela Sauter sieht die Lage an den Grund- und Mittelschulen rundweg positiv

Katharina Blum

- Grundschulen: minus 24 Schüler, Mittelschulen: minus 37 Schüler und vier Klassen weniger, dazu drei unbesetzte Rektorenposten und heftige Kritik des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) am Kultusministerium, dass es ein bayerisches Bildungsparadies zeichnet, das mit der Schulwirklichkeit nichts zu tun hat. Und doch sagt die Ebersberger Schulamtsleiterin Angela Sauter: "Wir können unsere Kernaufgabe - Erziehen und Unterrichten - erfüllen. Warum soll ich an irgendetwas Kritik üben?"

Alljährlich lädt das Staatliche Schulamt im Landkreis Ebersberg am Ende der großen Ferien zur Pressekonferenz ein. In diesem Jahr waren Angela Sauter und Schulrat Wolfgang Michalke, so schien es, bei Kaffee und Kuchen doch sehr darum bemüht zu zeigen, dass im Landkreis Ebersberg eben doch noch jenes Bildungsparadies zu finden ist, das der BLLV so schmerzlich vermisst. "Ich habe nichts Spektakuläres zu berichten", sagte Sauter gleich zur Begrüßung. Dass das neue Schuljahr mit insgesamt 61 Kindern weniger beginnt, sei zwar "ein leichter Rückgang, aber die Grundsituation hat sich nicht dramatisch geändert". Grundsätzlich seien alle Schulstandorte in der Fünf-Jahres-Prognose gesichert. "Und die Kinder, die dann kommen, sind noch nicht geboren. Da können wir keine Aussage machen."

Heuer werden die Mittelschule 37 Kinder und Jugendliche weniger besuchen als im Jahr zuvor, in Glonn und Aßling mussten deshalb jeweils zwei fünfte Klassen zusammengelegt werden. Durch diese Fusion hat sich die durchschnittliche Schülerzahl von 19,7 auf 20,2 erhöht. Einen Trend weg von der Mittelschule hin zu Realschule und Gymnasium sieht man beim Schulamt trotz rückläufiger Zahlen nicht. Ganz im Gegenteil. "Die Mittelschule ist ein Erfolgsmodell. Wir haben nur positive Rückmeldungen von den Abgängern bekommen", betonte Sauter und verwies auf die mehr als 95-prozentige Quote von Mittelschülern, die nach ihrem Schulabschluss erfolgreich ins Berufsleben gestartet sind. Großen Anteil daran hat laut Michalke die enge Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungswerk und dem Berufsförderungswerk in Kirchseeon.

Manche sehen die Entwicklung der Mittelschule dagegen ganz anders: Glonns Bürgermeister Martin Esterl etwa, der im Juli die Situation der örtlichen Grund- und Mittelschule in der SZ scharf kritisiert hatte. Die Mittelschule sei ernsthaft in ihrer Existenz bedroht, sie sei nur noch "Restschule". Als Beleg führte Esterl, der selbst lange als Lehrer tätig war, die Schülerzahlen aus der jüngsten Vergangenheit an: 2010/2011 hatten noch 180 Jungen und Mädchen die Glonner Mittelschule besucht, im folgenden Schuljahr nur noch 143, für dieses Jahr sind gerade einmal 107 angemeldet.

Personell starten die Schulen laut Sauter ebenfalls ohne Probleme ins neue Jahr, den viel beklagten Lehrermangel gibt es im Landkreis offenbar nicht. "Wir haben alles an Lehrerstunden gekriegt, was uns zusteht", sagte sie. Damit könne man "das Standardprogramm anbieten" - mehr, etwa zusätzliche Stunden zur individuellen Förderung, scheint man auch nicht zu wollen. "Es hat schon immer Kinder gegeben, die Lernschwierigkeiten haben", erklärte Schulamtsleiterin Sauter. Auch die drei derzeit unbesetzten Rektorenposten in Vaterstetten, Kirchseeon und Glonn, die im kommenden Oktober ausgeschrieben werden, trüben die Stimmung nicht. "Wir haben bestens eingearbeitete Konrektoren", so Sauter.

Der BLLV zeichnete zuletzt ein deutlich weniger rosiges Bild: Fakt sei, hieß es in einer Stellungnahme, dass es auch im Schuljahr 2012/13 mangels Personal keine individuelle Förderung geben kann, der Ausbau qualitätsvoller Ganztagsangebote kaum voran kommt, die Bildungsungerechtigkeit eher steigt und Schüler wie Lehrer unter schlechten Lern- und Arbeitsbedeutungen leiden. Schulamtsleiterin Sauter sagte dazu nur knapp: "Das ist eine standespolitische Aussage, die ich nicht zu kommentieren habe."

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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