Süddeutsche Zeitung

Acht Tage Kultur am Stück:Am Freitag beginnen in Ebersberg die Kulturtage

Lesezeit: 3 min

Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des Bayern-Rap-Duos "Dicht & Ergreifend" nach Ebersberg. Darüber hinaus gibt es noch mehr Musik, Workshops sowie jede Menge Spiel und Spaß

Von Clara Lipkowski

Julian Schneider macht Pause auf einem Hocker. Er hat er gerade ein dunkelblaues Deko-Tuch an der Decke befestigt, jetzt schaut er sich in der Ebersberger Volksfesthalle um. Der 19-Jährige ist einer der rund 30 Ehrenamtlichen, die die Kulturtage "Kult.8" des Kreisjugendrings (KJR) vorbereiten. Um ihn herrscht Chaos - Tische stehen aufeinander, silberne Gerüstteile liegen quer auf dem Boden, hier und dort ein paar Kabel, etliche Boxen sind noch gar nicht geöffnet. Dass hier bald die "Kult.8" startet - acht Tage Kultur am Stück - ist nicht unbedingt erkennbar, beim KJR ist von Nervosität aber nichts zu spüren. "Das Chaos, bevor alles schön wird, gehört ja mit dazu", sagt Jessica Kropp, Referentin bei dem Verein.

Der 19-Jährige Julian Schneider nutzt seine Freizeit, um zu helfen. Fragt man ihn, was heuer sein Highlight ist, überlegt er nicht lange. Ganz klar: Dicht & Ergreifend. Beim Kreisjugendring nämlich lautet in diesem Jahr das Motto nicht "Das Beste kommt zum Schluss" - sondern gleich zu Anfang. Mit dem Bayern-Rap-Duo holt der Veranstalter am ersten Abend einen regionalen Hochkaräter nach Ebersberg. Die Hip Hopper sind vor allem für ihre sozialkritischen und mitunter sarkastischen Texte bekannt, die sie in bairischem Dialekt performen.

Sie spielten vor kurzem auf der "Ausgehetzt"-Demo und touren ansonsten durch ganz Bayern, Österreich und andere Länder Europas. In Ebersberg werden sie am Freitagabend vor rund 1000 Zuschauern auftreten. 800 Karten sind längst verkauft, "die gingen weg wie warme Semmeln", sagt Jessica Kropp. Doch 200 Restkarten à 21 Euro hat der KJR extra für die Abendkasse zurückgehalten. Dass auch sie restlos verkauft werden, damit rechnen hier alle.

Am letzten Abend wird getanzt - zu Musik, die nur diejenigen hören, die mitmachen

Das Programm der Kulturtage - Musik, Zockerabende, Skatecontest - richtet sich an Schüler, Studenten, Azubis. Sie sollen sich den Eintritt zu den Events leisten können. "Wir arbeiten nicht gewinnorientiert", sagt Leo Lux, 20, aus dem KJR-Vorstand. Entsprechend günstig sind die Getränke - Nichtalkoholisches kostet zwischen 1,50 und zwei Euro, Bier 2,50 Euro. Außer dem Konzert am Freitagabend kostet der Eintritt mal zwei, aber nie mehr als zehn Euro. Damit der Geschmack der Jugendlichen getroffen wird, haben bei der Programmgestaltung (siehe Kasten) viele junge Leute zwischen etwa 18 und Mitte 20 mitgeredet.

"Unser Ziel ist immer, auch etwas Neues nach Ebersberg zu holen", sagt Daniel Hitzke, Vorsitzender des KJR. Die "Silent Disco" etwa: Am letzten Abend der Kulturtage, am 14. September, werden an alle Besucher Kopfhörer verteilt. Anders als in Clubs üblich, dröhnt die Musik dann nämlich nicht aus den überdimensionalen Lautsprechern, sondern geht über Funk direkt ins Ohr der Leute auf der Tanzfläche. So können sich die Gäste aussuchen, was sie hören wollen, zur Verfügung stehen in Ebersberg drei Musikkanäle - entsprechend unterschiedlich könnte der jeweilige Tanzstil ausfallen.

Bereits bewährt hat sich der Skate-Contest, der heuer am zweiten Tag stattfindet, ebenso die integrative Arbeit, diesmal in Form eines Kochkurses mit Menschen aus Afrika am 12. September. Dass das Programm im Vergleich zu den Vorjahren etwas abgespeckt wirkt, will KJR-Geschäftsführerin Jessica Früchtl so nicht stehen lassen, schließlich seien die Ideen der jungen Ehrenamtlichen umgesetzt worden.

Ohne Sponsoren und Spenden ginge es nicht

Auch dass die Bilanz der Kulturtage 2016 durchwachsen war - "Sie sind nicht so ausgefallen wie geplant", sagte KJR-Vorsitzender Hitzke damals, "es kamen schlicht zu wenige Besucher" - und der Verein damals an seine Rücklagen gehen musste, um die Kosten aufzufangen, scheint die Organisatoren nicht zu verunsichern. "Für genau so etwas sind Rücklagen ja da", sagt Jessica Früchtl. Und finanzielle Einschränkungen gebe es deswegen heuer nicht, versichert sie.

Generell ist der KJR aber natürlich auf Einnahmen angewiesen - bei etwa 45 000 Euro liegen die Kosten der Eventreihe in diesem Jahr. Das Budget erhält der KJR vom Landkreis, von Sponsoren und durch Spenden. Eine Bank etwa habe 1000 Euro beigesteuert, ein Autohaus ein Fahrzeug für die Organisation zur Verfügung gestellt, und viele Eltern bereiten Speisen zu.

Bevor es am Freitag dann endlich losgeht, treffen sich alle Helfer an diesem Mittwoch zu einer offenen "Kreativwerkstatt". Dann soll geklärt werden, nach welchem Motto die Halle letztlich dekoriert wird. Aber wie bei allem, was die Organisation der Kulturtage betrifft, geht es auch hier locker zu. Daniel Hitzke fasst es so zusammen: "Bisher ist die Deko beabsichtigt konzeptlos. Aber wer Bock drauf hat, was zu machen, macht was."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4116609
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.09.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.