Städtepartnerschaft:Kirchseeon traut sich

Carrigaline

Schön grün, wie es sich für Irland gehört, präsentierte sich Carrigaline zur Hochzeitsfeier.

(Foto: privat)

Eine Delegation der Marktgemeinde hat in Irland die Städtepartnerschaft mit Carrigaline besiegelt. Nun muss das junge Glück gepflegt werden - per Internet und mit jährlichen Besuchen

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Ganz romantisch: Die Braut, die sich nicht traut(e). Endlich hat sie Ja gesagt. Lange dauerte es, bis Kirchseeon den Schritt in die Ehe wagte - so etwas will freilich gut überlegt sein. Jetzt aber ist die Marktgemeinde verheiratet. Der lieb gewonnene Partner heißt Carrigaline und kommt aus Irland. Die Gemeinde liegt im Süden der grünen Insel und hat rund 15 000 Einwohner, sie ist also ein wenig größer als der bayerische Partner. Und bekanntgegeben hat die irische Gemeinde die Vermählung auch schon: Auf der Homepage von Carrigaline heißt es in großen Buchstaben: "Twinning between Carrigaline and Kirchseeon", und zusätzlich hinter Kirchseeon steht "near Munich". Übersetzt heißt es einfach: Partnerschaft zwischen Carrigaline und Kirchseeon, bei München.

Die Trauung selbst fand in Irland statt, im vertrauten Kreise und in einem romantischen Hotel, dem Carrigaline Court Hotel. Nur die engen Verwandten und ein paar wenige Freunde waren geladen. Aus Kirchseeon Bürgermeister Udo Ockel, die Marktgemeinderatsmitglieder Maria Wollny und Gerda Rothhaupt und noch 25 interessierte Kirchseeoner. Trauzeugen, wenn man so will.

Carrigaline

Udo Ockel (vorne links) und Deirdre Forde unterzeichnen im Beisein von Vertretern aus der Region die Partnerschafturkunde.

(Foto: privat)

Begrüßt wurde die bayerische Delegation, die sich optisch zum Teil traditionell in Tracht präsentierte, von Jim Kelly, dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigung der Städtepartnerschaft. Denn einen Bürgermeister wie bei uns gebe es in der neuen Partnerstadt nicht, sagt Udo Ockel. Diese Tatsache sei sehr überraschend gewesen. Der Politiker, der das Sagen in Carrigaline hat, ist Alan Coleman, Bürgermeister der Grafschaft Cork, der ebenfalls bei der Hochzeit vor Ort war. Dieser ist so etwas "wie in Bayern der Landrat", sagt Ockel und lacht.

Neu ist die politische Unter- und Übergliederung der Iren allemal. Das liegt wohl an der weiten Zerstückelung der Gemeinden. Wer schon einmal in Irland war, weiß, wie häufig Häuser und Höfe mitten in der Prärie stehen. Außerdem begrüßte Benedikt Wiedenhofer, in Vertretung des deutschen Botschafters Mathias Höpfner, die Kirchseeoner. Und Seamus McGrath, ein Ratsmitglied, sowie Simon Coveney, der Landwirtschaftsminister. Die Unterschrift unter die Urkunde, die übrigens in drei Sprachen aufgesetzt ist - deutsch, englisch und irisch -, durften nicht nur Udo Ockel und Jim Kelly machen, auch Deirdre Forde, die Vorstandsvorsitzende des Kommunalrats Ballincollig Carrigaline, unterschrieb das Papier. Gesprochen wurde bei der Trauung meistens auf Englisch. "Es war die richtige Entscheidung und eine gute Möglichkeit, Kultur auszutauschen", sagt Udo Ockel.

Verkuppelt wurde Kirchseeon von Gymnasiasten

Die Idee der Partnerschaft landete bereits vor einigen Jahren auf dem Tisch des Marktgemeinderats. Den Einfall hatte eine Projektgruppe des Kirchseeoner Gymnasiums, eigentlich, damit die Schüler die Sprache besser lernen. Sie besuchten die Gemeinde und fanden es dort gut. Aus den Annäherungen wurde ernst. Eine Partnerschaft ganz Kirchseeons mit Carrigaline solle es werden, so beschloss es der Gemeinderat.

Klar sei gewesen, wenn schon Hochzeit, dann nicht mit einer Stadt aus Österreich oder der Schweiz und schon gar nicht aus Deutschland, wie Ockel betont. Einfach, weil die Unterschiede zu gering seien. Und auf die Unterschiede komme es bei einer Partnerschaft doch an, nicht auf die Gemeinsamkeiten, sonst werde es schnell langweilig. Und außerdem sei Kirchseeon schon einmal verheiratet, oder sagen wir liiert gewesen sein. Vor einigen Jahren, mit einer Stadt an der Ostsee. Aber über das Thema möchte Udo Ockel nicht so gerne sprechen.

Mit Carrigaline sei alles bestens, sagt er zufrieden. Einmal im Jahr wolle man sich besuchen und "neue Freundschaften" aufbauen. Denn die Partnerschaft ist alles andere als eine wirtschaftliche. Vielmehr zähle "der Austausch der Menschen - auf das kommt es an", so Ockel. Und: "Dass es langfristig ist". Eine Fernbeziehung muss gepflegt werden. "Per Whatsapp und Facebook", wie Ockel erzählt. Übrigens trägt nicht der Steuerzahler die Kosten der Hochzeitsreise nach Irland. Alle Teilnehmer haben die Reise privat bezahlt. Nur die Kosten für den Bus vor Ort trägt die Gemeinde.

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