Stadtrat:Pionier der ersten Stube

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Grafing tritt dem Kommunalunternehmen des Landkreises für günstige Wohnungen bei. Anzing und Moosach könnten folgen

Von Thorsten Rienth

Grafing - Das gemeinsame kommunale Unternehmen (GKU) des Ebersberger Landkreises und der Kommunen zum Bau von günstig vermietbaren Wohnungen steht: In seiner jüngsten Sitzung hat der Grafinger Stadtrat den Vertrag unterzeichnet. Weil Grafing die erste Kommune ist, kommt dies einer Unternehmensgründung gleich. Nun können weitere Landkreisgemeinden dem Unternehmen beitreten - Moosach und Anzing sind wohl die nächsten. Je mehr am Ende bei der GKU mit dabei sind, desto günstiger werden Planung und Betrieb für einzelne Mitglieder.

Das Unternehmen ist Teil eines Plans, um den rasant steigenden Mietpreisen im Landkreis Ebersberg Einhalt zu gebieten: Die Firma soll günstige Wohnungen bauen lassen und diese dann ebenso günstig an Geringverdiener weitervermieten. Die Gemeinden stellen dazu die Grundstücke und behalten das Belegungsrecht, sie dürfen also entscheiden, wer dort einzieht. Das Kommunalunternehmen koordiniert den Bau der Wohnungen und regelt später deren Betrieb.

Die Bauvorhaben sind so gehalten, dass sie möglichst wenig Geld kosten: Keller sind deshalb genauso wenig vorgesehen, wie Tiefgaragen. In Modulbauweise errichtet, könnte das gleiche Haus mehrfach gebaut würden - was Planungskosten spart. Die Wände sind mit den gleichen Anschlüssen versehen, auch die Dächer sind gleich. Dennoch bliebe genügend Gestaltungsspielraum, sodass die Häuser nicht wie Kopien voneinander wirkten, heißt es. Attraktiv für die Gemeinden: Sie erhalten Förderung in Höhe von 30 Prozent. Bei den Wohnungen handelt sich nicht um den klassischen sozialen Wohnungsbau. Die Mieten der Wohnungen bewegen sich an den Obergrenzen dessen, was das Jobcenter Sozialhilfe-Empfängern zur Verfügung stellt.

Erstmals umgesetzt werden soll das Konzept in Grafing. Hier sind die Pläne für das Grundstück an der Kapellenstraße 6 bereits weit vorangeschritten: Das Erdgeschoss möchte die Stadt barrierefrei entwerfen lassen, das Obergeschoss soll für Familien geeignet sein. Für eine Einzimmer-Wohnung sind etwa 25 Quadratmeter vorgesehen, bei zwei Zimmern ungefähr 45 Quadratmeter und bei drei Zimmern um die 65 Quadratmeter. Die Mieten sind so bemessen, dass sie Zins, Tilgung und Bewirtschaftung decken. Nach 20 Jahren soll der Kredit getilgt sein. Im Herbst will das Kommunalunternehmen mit dem Bau starten. Im Jahr 2018 wäre dann das erste GKU-Haus im Landkreis Ebersberg bezugsfertig.

Als erste Gemeinde im Landkreis habe Grafing das Projekt im großem Engagement und Pioniergeist vorangetrieben, ordnete Landrat Robert Niedergesäß (CSU) unlängst ein. "Wir gehen von einem Erfolgsmodell aus, das schon bald Vorbild für andere Kommunen sein könnte."

Dem ist tatsächlich so. "Wir sind gerade dabei, ein Grundstück zu erwerben", sagte Anzings Bürgermeister Franz Finauer (Unabhängige Bürgergemeinschaft). "Die Tendenz im Gemeinderat ist ganz klar, dass wir uns an dem Unternehmen beteiligen." Finauer zufolge könnten in zwei Häusern 16 Wohneinheiten entstehen.

In Moosach ist der Grundsatzbeschluss, sich an dem GKU zu beteiligten, bereits gefallen. Auch das Grundstück in der Gertrud-van-Calker-Straße steht fest. Von der Regierung von Oberbayern sei es bereits für tauglich befunden worden, so Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU). Spätestens im September werde der Gemeinderat sich erneut mit dem Projekt beschäftigen. "Wenn Planungen und Ausschreibungen dann rasch umgesetzt werden, kann im Frühjahr 2018 mit dem Bau begonnen werden."

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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