Süddeutsche Zeitung

Klimaschutzprojekt:Runde vier im Landkreis Ebersberg: Aktion Stadtradeln startet

Während der dreiwöchigen Aktion sucht die Energieagentur die besten Fahrradtouren mit Startpunkt in der Region für ein Buch.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Sattel abgestaubt? Reifen aufgepumpt? Klingel montiert? Lichter überprüft? Dann kann's ja losgehen! Von diesem Sonntag an werden vermutlich wieder etwas mehr Radler als gewöhnlich auf den Straßen und Radwege im Landkreis Ebersberg unterwegs sein. Dann nämlich fällt der Startschuss für das diesjährige Stadtradeln. Der Landkreis beteiligt sich bereits zum vierten Mal an der bundesweiten Aktion des Klima-Bündnis, ein Netzwerk europäischer Kommunen und Partnerschaften, das lokale Antworten auf den globalen Klimawandel entwickelt. Das Ziel beim Stadtradeln: Menschen davon überzeugen, das Auto doch einfach mal stehen zu lassen und sich stattdessen aufs Radl zu schwingen, um dadurch CO₂ einzusparen und letztlich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Die zentrale Koordination der dreiwöchigen Aktion im Landkreis übernimmt, wie bereits in den vergangenen Jahren, die Energieagentur Ebersberg. Gibt es heuer coronabedingte Änderungen? "Überhaupt nicht", sagt Benjamin Hahn vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Energieagentur. Radfahren ist eine sportliche Betätigung, wäre also selbst unter den Regeln, die während der strikten Ausgangsbeschränkungen in Bayern gegolten haben, erlaubt gewesen. Ein bisschen was ist dann aber doch anders als im vergangenen Jahr: Große gemeinsame Radtouren oder Events wie die Fahrrad-Demo, die 2019 zum Abschluss der Kampagne im Landkreis veranstaltet wurde, müssen dieses Mal ausfallen, so Hahn.

Und noch etwas ist heuer anders, aber das hat nichts mit Corona zu tun: Die Energieagentur ruft die Radler dazu auf, die schönsten Touren einzusenden. Am Ende soll aus allen Einsendungen ein Büchlein entstehen. Jeder Teilnehmer, der es mit seiner Route ins Buch geschafft hat, bekommt ein Freiexemplar. Einzige Bedingung: Die Tour muss im Landkreis Ebersberg starten. Dementsprechend auch der Arbeitstitel für den Wettbewerb "Von dahoam aus". Ein erster Beitrag hat die Energieagentur auch schon erreicht, wie Benjamin Hahn verrät, von Glonn nach Irschenberg im Landkreis Miesbach. Schon ein gutes Stückerl, um es mit dem Radl zu bewältigen. "Ach, na ja", sagt Hahn, "unser Chef ist letztes Jahr von Ebersberg nach Würzburg geradelt, insofern ist Irschenberg ja fast ums Eck!"

Die Kriterien, welche Tour es letztlich ins Buch schaffen wird, sind vage gehalten. Touren, die von der Jury beispielsweise für zu gefährlich für die Masse gehalten werden, werden darin laut Hahn wohl eher keinen Platz finden. Trotzdem ist es der Wunsch, dass keine Route unter den Tisch fällt - schließlich gibt es ja durchaus auch die extra-sportlichen Radler, die sich an anspruchsvolleren Touren versuchen möchten. Deshalb werden alle eingereichten Strecken möglicherweise online einzusehen sein.

Beim nächsten Stadtradeln soll es dann wie im vergangenen Jahr einen Foto-Wettbewerb geben. Aus 57 Einsendungen, die ein Fahrrad zeigen und irgendwo im Landkreis entstanden sein mussten, wählte die achtköpfige Jury das Gewinnerfoto von Thilo Bauer aus: Radl und Bahnwaggon vor einem Sonnenuntergang. Zukünftig sollen Foto- und Radltour-Wettbewerb im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden.

Für das bevorstehende Stadtradeln haben sich bereits 106 Teams angemeldet. Jeder Einzelradler kann online einem Team beitreten. In unterschiedlichen Kategorien werden die besten Teams am Ende prämiert, ebenso wie die besten Einzelradler. Daneben nehmen auch zwölf Kommunen beim Stadtradeln teil: Aßling, Ebersberg, Forstinning, Glonn, Grafing, Kirchseeon, Markt Schwaben, Moosach, Oberpframmern, Pliening, Poing, Vaterstetten und Zorneding. Wer mitradeln möchte, aber dessen Gemeinde nicht am Stadtradeln teilnimmt, kann auch für den Landkreis allgemein in die Pedale treten. Am Ende wählt die Energieagentur aus, welche Kommune die meisten Kilometer zurückgelegt hat - einen Preis vergibt sie hier allerdings nicht.

Anmelden kann man sich übrigens auch, wenn der Radlzeitraum offiziell schon begonnen hat, wie Lisa Huber von der Energieagentur erklärt. Die Kilometer, die bis zum Zeitpunkt der Anmeldung bereits geradelt wurden, lassen sich nachtragen. Und wer misst die zurückgelegte Strecke? Jeder Radler und jede Radlerin selbst, so Huber. "Auf Vertrauensbasis." Es gibt aber auch eine Stadtradeln-App, mit der das Tracken der Strecken und das Eintragen automatisiert abläuft.

Ob die Ebersberger ihre Leistung vom vergangenen Jahr übertrumpfen werden, wird sich am 18. Juli zeigen. Dann ist der Stadtradeln-Zeitraum für den Landkreis vorbei. Zu schlagen gilt es 284 722 Kilometer, die von 1559 Stadtradlerinnen und -radlern aus dem Landkreis 2019 zurückgelegt wurden. Das ist in etwa so, als ob ein Einzelner knapp sieben Mal den Äquator entlanggeradelt wäre. 40 Tonnen CO₂ haben die Radler damit eingespart - sofern man davon ausgeht, die Strecke wäre ansonsten mit dem Auto zurückgelegt worden. Mit 13 874 Kilometern hat das "Offene Team Poing" die längste Strecke zurückgelegt, die fahrradaktivste Kommune war Oberpframmern mit 99 Radlern, die zusammen 25 255 Kilometer zurückgelegt haben. Helmut Nebel aus Markt Schwaben war mit 3831 Kilometern der beste Einzelradler, der beste Verein war der RSC Elkofen mit 11 106 Kilometern.

Der Aktionszeitraum für das Stadtradeln beginnt am Sonntag, 28. Juni, und endet drei Wochen später am Samstag, 18. Juli. Anmelden kann man sich online unter stadtradeln.de/landkreis-ebersberg.

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SZ vom 24.06.2020/koei
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