Süddeutsche Zeitung

Stadtführungen:Ebersberg ist eine Reise wert

Lesezeit: 2 min

Touristen können sich die Kreisstadt schon bald von Profis erklären lassen. Bereits im kommenden Jahr soll es dort für Besucher verschiedene Führungen geben.

Von Wieland Bögel

Besucher der Kreisstadt könnten schon bald auf den Spuren berühmter Ebersberger wandeln, einen all inclusive Badespaß am Klostersee genießen oder Ebersberg bei Nacht erleben. Denn in der Kreisstadt soll es schon bald professionelle Stadtführungen geben. Im Kulturausschuss wurde nun einstimmig beschlossen, dass die Stadt im kommenden Jahr ein Konzept dazu erarbeiten soll. Bereits in zwei Jahren könnte Ebersberg damit sogar ein wenig Geld verdienen.

"Wir sind überzeugt, dass wir so viel Sehenswertes haben, dass wir es herzeigen können", zeigte sich Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) überzeugt. Hergezeigt würden die Sehenswürdigkeiten bereits jetzt, denn ein bisschen Stadtführung gebe es schon. Etwa wenn sich sich Touristen im Rathaus erkundigen, ob man dieses, die Kirche oder auch den Marktplatz genauer anschauen und sich erklären lassen könne. "Das macht dann der Pfarrer oder Kreisheimatpfleger Markus Krammer oder Stadtarchivarin Antje Berberich - oder der Bürgermeister", erklärte Brilmayer.

In Zukunft, so ein Vorschlag des Arbeitskreises Radln und Wandern, soll diese Aufgabe von professionellen Fremdenführern übernommen werden. Sogenannte "Drehbücher" für die Rundgänge sollen im kommenden Jahr zusammen mit dem Kreisheimatpfleger und dem Verschönerungsverein erarbeitet werden. Ideen dazu gibt es bereits. Neben Badespaß und Promitour könnte beispielsweise eine klassische Stadtführung angeboten werden, die den Besuchern Sehenswürdigkeiten wie die Kirche St. Sebastian, den Marienplatz, das Kloster oder auch historische Bauernhäuser nahe bringen. Aber auch thematische Touren, etwa "Ebersberg im Wandel der Zeit", naturkundliche Wanderungen an der Weiherkette, eventuell in Zusammenarbeit mit dem Waldmuseum, oder "Eisstockschießen am Klostersee" inklusive Brotzeit und Glühwein könnten auf dem Programm stehen. Ebenfalls geplant sind spezielle Touren für Neubürger.

Mit dem neuen Angebot soll neben dem Spaß der Besucher auch die Bekanntheit Ebersbergs gesteigert werden. Dies könnte sich positiv auf Gastronomie, Einzelhandel und Hotelgewerbe auswirken, erklärte Brilmayer. Auch für die Stadt selbst könnte es sich finanziell rechnen, allerdings wohl frühestens in zwei bis drei Jahren. Laut Berechnungen der Verwaltung müsste die Stadt im ersten Jahr, also voraussichtlich 2014, investieren. Rund 2500 Euro würde die Erstellung der Konzepte kosten, eben so viel die Anschubfinanzierung. Auch die Reklame wäre im ersten Jahr am teuersten, 2014 will man die Stadtführungen mit rund 3500 Euro bewerben, in den Folgejahren könne man dagegen mit je 500 Euro auskommen. Insgesamt müsste Ebersberg 2014 rund 13 500 Euro aufwenden, dem stünden Einnahmen von etwa 4000 Euro gegenüber. Diese könnten sich allerdings innerhalb von zwei Jahren verdoppeln, während gleichzeitig die Ausgaben auf 6700 Euro sinken sollen, so dass die Stadt durch die Touren sogar einen kleinen Gewinn erwirtschaften würde.

Diese Rechnung geht freilich nur auf, wenn sich genug Touristen für das Angebot interessieren. Dass es im Landkreis aber ein Potenzial für historische Führungen gibt, kann etwa Martin Hubner bestätigen. Er ist Vorsitzender des Vereins Hohenlinden 2000, der Führungen an historischer Stätte anbietet, nämlich dort, wo vor 213 Jahren die Truppen der Bayern und Österreicher gegen Napoleons Heer unterlagen. Neben dem ehemaligen Schlachtfeld, das man zu Fuß oder vom Fahrrad aus erkunden kann, gibt es auch ein Museum. Dieses ist ganzjährig geöffnet und auch "durchaus nachgefragt", wie Hubner sagt. Etwa eine Gruppe lässt sich pro Woche durch die Ausstellung führen, pro Monat sind es etwa 50 Besucher. Viel Geld verdient der Verein daran allerdings nicht, denn die Museumsführungen werden von Ehrenamtlichen geleistet. "Es ist alles kostenlos", sagt Hubner, "wir bitten höchstens um eine freiwillige Spende."

Auch für Ebersbergs Nachbarstadt Grafing interessieren sich die Touristen, sagt Stadtarchivar und Museumsleiter Bernhard Schäfer. Im Stadtmuseum kann man Führungen durch Grafing buchen, auch die Projektgruppe Radwege der Agenda 21 bietet Touren an. Besonders im Advent gibt es Führungen durch die Innenstadt. Ein professionelles Angebot, wie es jetzt die Ebersberger planen, könnte sich Schäfer für Grafing auch gut vorstellen: "Das wäre eine tolle Sache."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1834097
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.12.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.