Stabwechsel im Rathaus:Kirchseeons CSU klärt K-Frage

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Urgestein und Neuling: Udo Ockel (Mitte) macht 2020 Schluss als Bürgermeister von Kirchseeon. Sein Nachfolger könnte Jan Paeplow (rechts) werden. (Foto: Christian Endt)

Jan Paeplow will Udo Ockel als Kirchseeoner Bürgermeister nachfolgen

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Das Ambiente passt irgendwie: Um seine wichtigste Personalentscheidung der vergangenen Jahre bekannt zu geben und damit den Kommunalwahlkampf 2020 zu eröffnen, hat der CSU-Ortsverband Kirchseeon zum örtlichen Griechen geladen. Seit der Antike als die Wiege der modernen Demokratie geltend, hat das Land große Staatsmänner und Denker hervorgebracht. Auf Kirchseeon übertragen, sitzt einer dieser Staatsmänner an diesem Abend hier am Tisch - und verkündet das Ende einer Ära. Udo Ockel (59) will nach Ablauf seiner dritten Amtszeit nicht mehr als Bürgermeister kandidieren. 18 Jahre - so lange wie kein Rathauschef in Kirchseeon zuvor - hat er die Geschicke der Marktgemeinde geleitet. Mit der nächsten Wahl soll Schluss sein.

"Man muss erkennen, wann es Zeit ist aufzuhören", sagt Ockel. Die Entscheidung habe er schon recht frühzeitig getroffen, schließlich sollte der Ortsverband genügend Zeit für die Suche nach einem Nachfolger haben - und den hat der Vorstand in dem stellvertretenden Ortsvorsitzenden Jan Paeplow nun gefunden. Der 42 Jahre alte Diplom-Verwaltungsfachwirt soll im Januar offiziell als Kandidat der Partei nominiert werden. Den Segen seines Vorgängers jedenfalls hat Paeplow. "Es ist ein gutes Gefühl, an jemanden übergeben zu können, von dem man viel hält", sagt Ockel. Der zugibt, dass ihn seine lange Dienstzeit auch einiges an Kraft gekostet habe. Erleichtert sei er deshalb gewesen, als ein Nachfolgekandidat gefunden war.

Ockel fällt der Abschied von der politischen Bühne nicht leicht, er spricht aber auch mit bemerkenswerter Offenheit von den Schattenseiten. "Es ist wichtig, in sich selbst hineinzuhören. Und ich habe nicht vor, im Amt noch einen Herzinfarkt zu bekommen. Es reicht schon, wenn man manchmal kurz davor ist." Kirchseeon sei für die CSU in den vergangenen Jahren alles andere als eine "gemähte Wiese" gewesen. Zwar hat Ockel die Bürgermeisterwahl drei Mal in Folge gewonnen, knapp war es aber immer und zwei Mal musste er sogar in die Stichwahl. Hier müsse man die ganze Zeit voll Power geben, sagt Ockel. Und diese Kraft sei eben jetzt mit knapp 60 Jahren einfach nicht mehr so da wie früher. Hinzu kommt, dass Ockel - wie er sagt - "persönlich enttäuscht" von der niedrigen Beteiligung bei der letzten Kommunalwahl gewesen sei. "Da investiert man so viel und dann hat man das Gefühl, dass es die Leute gar nicht interessiert."

Mit diesen Problemen wird sich künftig möglicherweise Jan Paeplow auseinandersetzen müssen, der sich der "großen Herausforderung Bürgermeisterjob" stellen und damit die CSU-Regentschaft in Kirchseeon fortsetzen will. Der gebürtige Lauchhammer (Brandenburg) lebt seit 2008 in Kirchseeon, ist verheiratet, evangelisch, hat zwei Kinder - und wirkt auf den ersten Blick nicht wie der typische CSU-Politiker. Grau meliertes Haar, Dreitagebart und Hornbrille. Seine Ausführungen trägt er in gepflegtem Hochdeutsch vor. "Ich würde mich als sehr sozialen Menschen bezeichnen, der gerne zuhört", sagt Paeplow. Er sei sozusagen das "S" in der CSU. Die Marktgemeinde wolle er als Bürgermeister in eine gute Zukunft führen, der Plan dafür soll zusammen mit den Bürgern im Dialog entwickelt werden. "Ich möchte von jedem Einzelnen wissen, wo der Schuh drückt und was er sich für Kirchseeon wünscht." Man müsse sich gegenseitig zuhören und anschließend handeln.

Bis es soweit ist, hat Paeplow aber noch einen langen Weg vor sich. Zunächst soll sich "der Neue" laut CSU-Ortsvorsitzender Barbara Burgmayr-Weigt den Parteimitgliedern vorstellen, um eine gute Vertrauensbasis für die Nominierungsveranstaltung im Januar zu schaffen. Und auch für die Besetzung des Gemeinderates erhofft sich die Kirchseeoner CSU durch die frühzeitige Personalentscheidung einen Schub. "Vielleicht kann sich dann ja auch der ein oder andere dafür begeistern, sich für das Amt zu bewerben", so Burgmayr-Weigt.

Frühzeitige Planung ist jetzt wichtiger denn je - da sind sich an diesem Abend alle Beteiligten einig. Denn auch wenn bis zur Wahl noch einige Zeit vergeht, eines ist klar: Der Marktgemeinde Kirchseeon steht in jedem Fall ein politischer Umbruch bevor.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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