Sport in Vaterstetten:Neue Halle freut nicht alle

Tennisplatz in München, 2019

Traglufthallen sind bei Tennisplätzen, wie hier am Siemens-Sportpark in München, durchaus üblich. Der SCBV möchte nun auch eine.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Sportclub Baldham-Vaterstetten möchte einen ganzjährig bespielbaren Platz für die Tennisabteilung - und einen Zuschuss der Gemeinde

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Auf Pump gebaut werden soll eine neue Halle für die Tennisspieler des Sportclub Baldham Vaterstetten, und das gleich im doppelten Wortsinn. Denn erstens geht es um eine Traglufthalle und zweitens soll für diese ein Darlehen und ein Zuschuss der Gemeinde an den Verein fließen. Beides führte im Gemeinderat nun zu Kritik, die Mehrheit sprach sich am Ende aber für das Projekt aus.

Der Verein sucht schon seit längerem nach einer Möglichkeit, den ganzjährigen Trainingsbetrieb für die Tennisspieler sicherzustellen. Vor knapp zwei Jahren gab es dazu schon einmal einen Vorstoß, damals hatte der Verein eine feste Halle mit vier Plätzen favorisiert. Wie Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) nun in der Sitzung erläuterte, war dieser Plan an der Baugenehmigung gescheitert. Denn zwar gehört der Gemeinde Vaterstetten der Sportplatz, allerdings liegt er auf dem Gebiet der Zornedinger Nachbarn. Diese waren von den Hallenplänen nicht begeistert und hätten klar gemacht, dass sie dafür ihren Bebauungsplan nicht ändern würden.

Die nun vorgeschlagene Traglufthalle sei daher "Plan B", so Spitzauer, allerdings einer mit besseren Erfolgsaussichten- Man habe mit dem Landratsamt bereits Vorgespräche geführt, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, dort habe man sich grundsätzlich wohlwollend geäußert, was die Baugenehmigung für die Halle angeht. Was wohl auch daran liegt, dass das Gebäude nicht nur schnell wieder zu entfernen wäre, sondern mit einer Grundfläche von 37 auf 37 Meter und maximal elf Meter Höhe auch deutlich kleiner werden soll, als die feste Sporthalle. Überspannen würde das Tragluftgebäude daher auch nur zwei Tennisplätze.

Rund 600 000 Euro würde die abgespeckte Hallenversion kosten, finanziert werden soll es über ein "Vier-Säulen-Modell", wie Kämmerer Markus Porombka erklärte. Vom Bayerischen Landessportverband wird eine Zuwendung von 35 600 Euro erwartet, der Verein bringt 50 000 Euro an Eigenmitteln auf. Weitere 364 400 Euro werden als Darlehen von der Gemeinde gestellt, die der SC in den kommenden 20 Jahren zurückzahlen will. Außerdem gibt es noch einen gemeindlichen Zuschuss in Höhe von 150 000 Euro.

Diese beiden Posten bewertete Axel Weingärtner (Grüne) äußerst kritisch. Er erinnerte an die Haushaltsberatungen, wo man sich auf Einsparungen verständigt hatte, unter anderem den Posten eines Mobilitätsmanagers. "Wir machen schon Dinge, die uns weh tun - und jetzt sollen wir 150 000 Euro Zuschuss, ein Darlehen und eventuell auch Kosten für Ausgleichsflächen zahlen." Dem könne er nicht zustimmen, "wir geben Geld aus, das wir nicht haben". Und noch aus einem anderen Grund sieht man in der Fraktion das Vorhaben kritisch: Die Energiebilanz. Felix Edelmann kritisierte, dass die Halle mit Flüssiggas beheizt werden soll, auch sei der Energieverbrauch insgesamt im Vergleich zu einem konventionellen Bau eher hoch, durch die schlechte Dämmung und das Gebläse. "Die Halle ballert die Energie richtig raus", sagte David Göhler.

Dies zog auch Reinhard Lorch, Chef der Tennisabteilung beim SCBV und Leiter des Hallenprojektes nicht in Zweifel. Die feste Halle wäre energetisch sicher besser gewesen, aber sei leider nicht umsetzbar. Man werde aber in der konkreten Planung darauf achten, ob man erneuerbare Energieträger einsetzen könne. Bei den Kosten sei die Traglufthalle aber ein Vorteil - gut zwei Millionen Euro mehr hätte der Massivbau gekostet.

Die übrigen Gemeinderatsfraktionen unterstützten das Projekt des SCBV, "es ist wichtig, dass der Platz das ganze Jahr betrieben werden kann", sagte Günter Lenz (SPD), gerade für die Jugendarbeit des Vereins. Darauf verwies auch Renate Will (FDP) und erinnerte daran, dass der Verein schon seit Jahren hier eine Lösung suche, die Traglufthalle sei nun eben die einzig mögliche. Dies sah auch ihr Fraktionskollege Klaus Willenberg so, er bemängelte aber das Procedere. Schließlich wolle die Gemeinde ihre Projekte priorisieren, in diese Liste hätte auch die Halle gehört.

Michael Niebler (CSU) verwies auf die Dringlichkeit der Entscheidung: "Wenn wir es heute nicht auf den Weg bringen, wird der Verein das Projekt aufgeben, mit allen Konsequenzen." Die sieht der CSU-Fraktionschef vor allem in einem Verlust des Sportangebotes im Allgemeinen und jenes für die Jugend im Besonderen. "Unsere Stärken sind überschaubar, aber im Sport sind wir als Gemeinde wirklich führend", sagte Niebler. Das zeige sich auch und gerade daran, dass sich so viele Junge in den Sportvereinen engagieren.

Der Meinung war der überwiegende Teil der Gemeinderatsmitglieder. Gegen die Grünen wurde sowohl die finanzielle Förderung der Sportstätte als auch deren Ausführung als Traglufthalle beschlossen. Ob sie aber wirklich gebaut werden kann, hängt nun an der Gemeinde Zorneding. Dort wird demnächst erneut ein Antrag eingehen, den Bebauungsplan für das Sportareal zu ändern.

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