Das „verrückteste Jahr“ sei 2024 gewesen, sagt Andreas Trenkler, Vorsitzender des Ebersberger Spielmannszuges. Viele der Termine im zunächst gut gefüllten Auftrittskalender des Vereins mussten im Laufe des Jahres gestrichen werden, die meisten davon sehr kurzfristig.
Das habe oft am Wetter gelegen, erklärt Trenkler. So etwa beim Sonnwendfeuer und dem Stadterhebungsfest in Ebersberg, die wortwörtlich ins Wasser gefallen seien. Doch auch finanziell merke man deutlich, dass viele Veranstalter „den Gürtel enger schnallen“, wie der Ebersberger Verein rückblickend schreibt. Genehmigungen, die Gema-Musikgebühr, Getränke, Busfahrten, all das sei deutlich teurer geworden. Der Spielmannszug sei eben auch „keine Gruppe fürs Bierzelt“, wie der Vorsitzende es ausdrückt, also nicht für Umzug und Zelt einsetzbar. Da sei es für viele Veranstalter günstiger, weniger und dafür vielseitig einsetzbare Gruppen wie etwa Blaskapellen zu engagieren.

Tragbares Brauchtum:"Tracht schafft Kontakt zwischen Menschen"
Vom Brauer über die Bierkönigin bis zum syrischen Journalisten zeigen sechs Bayern und Zugereiste ihre Lieblingstracht und verraten, was sie damit verbinden - nicht nur während des Oktoberfests.
Aufgrund der Kostensteigerung würden die Leute zudem weniger Feste feiern, erklärt er weiter. Auch der Spielmannszug habe dieses Jahr auf eine Feierlichkeit zum 65-jährigen Bestehen verzichtet. Die als Ersatz gedachte Reise nach New York wurde jedoch wenige Monate zuvor vom Veranstalter abgesagt – und auch der stattdessen geplante Trip nach Slowenien konnte aus organisatorischen Gründen nicht realisiert werden.
Ob all die Absagen auch an der Moral des Vereins kratzen? Nein, sagt Trenkler. „Wir sind ein sehr motivierter Haufen.“ Über ein ruhiges Jahr mit 15 statt 20 bis 25 Auftritten könne man ja auch froh sein. Die Perspektive für 2025 scheint überdies positiv: „Ich glaube nicht, dass es nächstes Jahr so weitergeht“, sagt das Vorstandsmitglied. Er berichtet von einigen größeren Anfragen, die sicherlich nicht abgesagt werden, und von einer anstehenden Fahrt nach Mainz, um dort am Rosenmontag aufzutreten.
Besonders schön sei der Zulauf des Vereins
Der Verein - da seien sie auch stolz drauf – finanziere sich überdies selbst. Mit Ausnahme von einem Spendenaufruf deckt der Spielmannszug seine Kosten mit den Einnahmen durch das Weinfest und den Glühweinstand. „Von den Vereinen, die ich kenne“, sagt Trenkler, „sind wir weit und breit der Einzige ohne Mitgliedsbeiträge.“
Der Zulauf sei zudem besonders schön: 35 Kinder würden aktuell im Spielmannszug ausgebildet. Der Altersdurchschnitt des Vereins ist dementsprechend niedrig und beträgt 24 Jahre. Die vereinsinterne Ausbildung, Instrumente und Tracht seien zudem gratis für die Mitglieder. „Pro Kind kostet das schon mal 1200 bis 2000 Euro“, berichtet Trenkler. Nach den Proben würden die Kinder dann oft gemeinsam draußen spielen, erzählt er und beschreibt lachend: „Es ist fast wie bei einer Kindergartengruppe.“