Spendierfreudige Gemeinderäte:Grünes Licht im Doppelpack

Vaterstettens Verkehrsausschuss stimmt für zwei Ampeln bei der neuen Grund- und Mittelschule. Dass diese tatsächlich die Verkehrssicherheit erhöhen, ist indes zweifelhaft

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Der Besuch einer Sitzung gilt nicht unbedingt als erste Wahl, wenn es darum geht, was man mit den Kindern unternehmen könnte - anders am Dienstagabend in Vaterstetten. Der Verkehrsausschuss des Gemeinderates hatte, zumindest bei einem Tagesordnungspunkt, nicht nur außergewöhnlich viel sondern auch außergewöhnlich junges Publikum: Zahlreiche Eltern mit ihren Kindern im Grundschulalter waren gekommen, um den Beratungen zum Antrag der SPD für mehr Schulwegsicherheit zu lauschen. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) eröffnete die Sitzung wie gewöhnlich mit dem Läuten der Glocke - diesmal aber zusammen mit dem Hinweis, jetzt komme nicht das Christkind. Geschenke gab es dann aber trotzdem.

Und zwar in Form zweier neuer Fußgängerampeln in der Johann-Sebastian-Bach- und in der Baldhamer Straße. Diese sollen auf Knopfdruck für Autofahrer rot werden und so den Weg zur und von der neuen Schule am Sportplatz sicherer machen. Außerdem wurde beschlossen, auf der Johann-Sebastian-Bach-Straße zwischen dem Umspannwerk am Philipp-Maas-Weg im Norden und der Einmündung in die Friedenstraße südlich des Friedhofes Tempo 30 einzuführen.

Ursprünglich hatten die Genossen nur das Tempolimit und die Ampel auf Höhe Carl-Orff-Straße beantragt. Die an der Stelle bisher vorhandene Querungshilfe reiche nicht aus, so SPD-Fraktionschef Sepp Mittermeier bei der Vorstellung des Antrages, da die Verkehrsinsel die Autos nicht zum Anhalten zwinge. Ein Tempolimit in der Nähe von Schulen sei ohnehin Standard, so Mittermeier weiter, am meisten Wirkung habe ein solches aber, wenn es auf einem längeren Abschnitt gelte.

Im Ausschuss gab es - wohl auch aufgrund der bis auf den letzten Platz gefüllten Zuschauerstühle - nahezu einstimmige Unterstützung für den Antrag. Dieser wurde auf Anregung von Benedikt Weber (CSU) sogar noch um eine weitere Ampel erweitert: Diese soll in der Baldhamer Straße zwischen dem Parkplatz vom Reitsbergerhof und dem Fußweg zu den Sportplätzen entstehen. Dort ist derzeit eine rote "Fußgängerfurt" auf die Straße aufmarkiert, diese sei laut Weber aber nicht ausreichend.

Manfred Weber, zuständig für Straßenbau und Verkehrsplanung warnte dagegen eindringlich davor, den Beschluss wie vorgeschlagen zu fassen. Seit gut zwei Jahren erarbeite die Verwaltung zusammen mit den Gemeinderäten Maßnahmen für einen sicheren Weg in die neue Schule, man habe sich auch mit den Verkehrsbehörden im Landratsamt und mit der Polizei abgesprochen. Diese hätten keine zusätzlichen Ampeln für nötig erachtet, genauso wenig wie die Vertreter der Politik - bis zu dem SPD-Antrag Ende Februar.

Natürlich könne die Gemeinde die Ampel oder auch beide Ampeln bauen, so Weber - was allerdings mit einem gewissen Risiko verbunden sei. Einerseits für die Nutzer, denn wo eine Ampel da sei, müsse sie auch benutzt werden, sonst verfalle der Versicherungsschutz der Fußgänger. Andererseits auch für die Gemeinde, denn es könne gut sein, dass die höheren Ebenen ihr Veto einlegten: "Dann bauen wir es und müssen es hinterher wieder abbauen." Weber schlug daher vor, statt gleich die etwa 25 000 Euro pro Ampel auszugeben, zunächst einen Prüfer zu beauftragen, herauszufinden, was an der Stelle an Verkehrsberuhigung nötig und möglich sei. Ein entsprechendes Gutachten würde laut Weber etwa 1000 Euro kosten. Außerdem könnte man die Verkehrsschau - ein regelmäßig stattfindender Lokalaugenschein der Verkehrsbehörden und der Polizei - vorziehen und noch vor Eröffnung der Schule im Herbst über die Ampeln befinden. Auch das beantragte Tempolimit sieht man im Bauamt kritisch - erstens wegen der Länge, zweitens weil es auch für einen Teil des Gewerbegebietes gelten würde, was laut Weber eigentlich unzulässig ist.

Bei den Ausschussmitgliedern fanden diese Einwände indes wenig Gehör. Lediglich Herbert Uhl (FW) plädierte dafür, die Vorschläge aus dem Bauamt ernst zu nehmen: "Ich bin für die Vernunft, nicht die Emotion." Was aber eine Einzelmeinung blieb. Stefan Ruoff (Grüne) und Stefan Huber (CSU) berichteten von ihren Erfahrungen als Schülerlotse beziehungsweise spazierengehender Familienvater und befanden unisono, dass die Straßen nördlich des Sportzentrums sehr gefährlich seien. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) merkte an, dass neben den Schülern auch die Nutzer der Minigolfanlage und des neuen Schwimmbades von den Ampeln profitierten. Und Manfred Schmidt (AfD/FBU), sonst nie darum verlegen, wenn es gilt, Vorschriften einzuhalten, meinte, man könne diese oftmals großzügiger auslegen, als es zunächst den Anschein habe. Zumal wenn es um die Gesundheit der Schüler gehe. Was ihn indes - als diese und ihre Eltern den Saal schon wieder verlassen hatten - nicht daran hinderte, gegen den Etat zu stimmen, in dem die 50 000 Euro für die zwei Ampeln eingestellt sind.

Diese wurden mit großer Mehrheit - die einzige Gegenstimme kam von Herbert Uhl - und unter dem Applaus der anwesenden Zuhörer dann beschlossen.

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