Spatenstich:Fernab der Sonnenseite

Spatenstich: Zum Spatenstich für Wohnungen sind Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (li.), GWG-Vorstandsvorsitzender Josef Brandl (2.v.li.) angetreten.

Zum Spatenstich für Wohnungen sind Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (li.), GWG-Vorstandsvorsitzender Josef Brandl (2.v.li.) angetreten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Vaterstetten beginnen die Bauarbeiten an 29 sozial geförderten Wohnungen, 2018 sollen sie bezugsfertig sein. Der Bedarf ist allerdings deutlich größer, mehr als 200 Anträge potenzieller Bewohner sind schon eingegangen

Von Victor Sattler, Vaterstetten

"Typisches Aprilwetter", wie Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) das Schneegestöber nannte, konnte ihn am Dienstag nicht davon abhalten, den Spaten in den Boden zu stechen und Kiessteine unter die weißen Flocken zu werfen. Gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde Vaterstetten und Mitgliedern der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Wasserburg (GWG) traf er sich an einer großen Baustelle in der Dorfstraße. Bis November 2018 sollen auf diesem Grundstück 29 neue Wohnungen mit einkommensorientierten Mietpreisen, sowie eine zugehörige Tiefgarage errichtet werden.

"Gerade bei uns in Vaterstetten - einer Gemeinde der Besserverdienenden, wie es immer heißt - fehlt es noch immer an bezahlbarem Wohnraum", so Reitsberger. Um dem in Zukunft entgegenzuwirken, wird das Bauvorhaben bis ins Jahr 2042 mit Förderprogrammen der Gemeinde, des Landkreises und des Freistaats unterstützt. GWG-Vorstandsvorsitzender Josef Brandl bedankte sich dafür herzlich bei den Sponsoren.

Die Mietpreise richten sich nicht nur danach, ob es sich um eine der 17 Zwei-, neun Drei- oder drei Vier-Zimmer-Wohnungen handelt, sondern sind auch entsprechend des Einkommens der jeweiligen Bewohner gestaffelt, erklärte Brandl. Zwischen Einkommensstufe I und III könne der Preis dann monatlich um bis zu 178 Euro variieren. Auch die GWG habe beim Erwerb des Grundstücks von der Gemeinde Vaterstetten einen vergünstigten Preis bekommen, denn Bürgermeister Reitsberger ist zutiefst überzeugt von dem "vorbildlichen Wohnbauprojekt". Eine hochwertige Ausstattung soll das Leben hier angenehm, ein Aufzug das Gebäude komplett barrierefrei machen - ebenso wurde die geplante Nachhaltigkeit gelobt: Als KfW-Effizienzhaus mit dem Energiestandard 55 werde es 45 Prozent weniger Energie als ein vergleichbarer Neubau verbrauchen. Dieses Ziel erreiche man dank einem Wärmedämmungssystem und einer Photovoltaik-Anlage.

Nicht nur auf die Solarzellen am Dach soll bald Licht scheinen, sondern auch ins Leben der Mieter. "Denn nicht alle stehen auf der Sonnenseite des Lebens", erinnerte Reitsberger die fröstelnden Gäste. Allein 79 Anträge aus der Gemeinde, sowie 107 weitere aus dem Landkreis und 21 aus anderen Landkreisen seien für die Wohnungen bereits eingegangen und müssten nun geprüft werden, so der Zweite Bürgermeister Martin Wagner (CSU) - angesichts dieser Zahlen wäre der Bau "nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Im Rathaus sei man sich wohlbewusst, dass das Problem noch nicht aus der Welt geschafft ist. "Wir überlegen, mehr zu tun. Wir wissen, dass die Preise durch die Decke gehen", sagt Wagner.

Wer sich auf dem Acker umsieht, wird feststellen, dass hier im Moment noch reichlich Platz ist - von Herbst dieses Jahres an soll dann angrenzend an die 29 sozial geförderten Wohnungen das Einheimischenwohngebiet aus 31 Reihenhäusern und sechs Doppelhaushälften entstehen.

Mit 5,2 Millionen Euro Baukosten würden die Sozialwohnungen auch relativ teuer, betonte Brandl - zumindest im Vergleich mit vorangegangenen Projekten der Genossenschaft steige der Preis stetig. "Und die Bagger scharren schon", hieß es im Einladungsschreiben der GWG. Verständlich also, dass man beim Spatenstich keine Zeit verlieren wollte: Bis Landrat Robert Niedergesäß (CSU) auf der Baustelle vorfuhr, hatten sich die sechs tapferen Spatenschwinger aus dem Schneesturm schon in ein warmes Wirtshaus gerettet.

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