Verkehr im Ort:Kirchseeon wird beim Tempolimit ausgebremst

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Seit Jahren wünscht sich die Gemeinde eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 am Spannleitenberg. Das aber erlaubt die Regierung von Oberbayern nur auf einer Seite.

Von Daniela Gorgs, Kirchseeon

Der Spannleitenberg in Kirchseeon ist für viele Autofahrer vor allem eins: eine Rennstrecke. Bevor man dem Lastwagen später wegen des Überholverbots hinterherzuckelt, brettert man noch rasch auf der zweispurigen Fahrbahn an ihm vorbei. Auch Lastwagenfahrer donnern fast ungebremst in den Ort hinein, nehmen vor dem Berg Anlauf und nutzen den Schwung. Zum Leidwesen der Anwohner.

Fast schon gebetsmühlenartig fordern Kirchseeoner Bürger seit Jahren eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf diesem Teilabschnitt der Bundesstraße. Mit Tempo 60 könnte die Lärmbelästigung für die in Kirchseeon-Dorf und am Spannleitenberg lebenden Menschen erheblich reduziert werden, schlug zum Beispiel der Kirchseeoner Klaus Schöffel im Jahr 2008 vor.

Auf dem 500 Meter langen vierspurigen Ausbau der B 304 beträgt der Zeitgewinn ortseinwärts zwischen geforderten 60 Stundenkilometern und zulässigen 100 Stundenkilometern etwa zwölf Sekunden, ortsauswärts zwischen 60 und zulässigen 80 Stundenkilometern etwa sechs Sekunden, rechnete Schöffel in einem Leserbrief vor. Der Gemeinderat Kirchseeon war sich damals schon einig, ein Tempolimit am Spannleitenberg zu beantragen. Dies aber scheiterte am Ebersberger Landratsamt. Die zuständige Behörde sah keinen Bedarf. Die Argumentation war damals, die Strecke sei kein Unfallschwerpunkt.

Im vergangenen Jahr wagte die Marktgemeinde einen weiteren Vorstoß. CSU-Gemeinderat Siegfried Seidinger beantragte im April 2019 im Namen seiner Fraktion erneut das Tempolimit. Endlich erhörte die Kreisbehörde den Wunsch aus Kirchseeon. Nach einer Ortsbegehung zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Udo Ockel, Landrat Robert Niedergesäß (beide CSU) und der Unteren Straßenverkehrsbehörde genehmigte das Landratsamt ein Tempolimit auf beiden Fahrbahnseiten auf 70 Stundenkilometer. Der jetzige Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) überbrachte im Juni dieses Jahres dem Gemeinderat die frohe Botschaft.

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Geplant war, dass auf dem Bereich zwischen dem Ortsschild und dem Autohaus durchgehend 70 gefahren werden soll. Bislang gilt in Richtung Ebersberg erst 60, dann 80 und nach der Ausfahrt beim Autohaus dann 100. Umgekehrt ist bislang bis kurz hinter der Kuppe Tempo 100 erlaubt, die letzten Meter bis zum Ortsschild dann 70. Doch Schnellfahren am Spannleitenberg blieb seit Sommer weiterhin erlaubt. Die Einführung des Tempolimits verzögerte sich; eine Privatperson hatte bei der Regierung von Oberbayern Widerspruch gegen die Begrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde eingereicht.

Drei Monate lang prüfte die Aufsichtsbehörde, ob die Untere Verkehrsbehörde in Ebersberg korrekt handelte. Das niederschmetternde Ergebnis teilte Paeplow jetzt den Gemeinderäten mit. Die Regierung von Oberbayern hält das Tempolimit von 70 Kilometern pro Stunde in Richtung Ebersberg für genehmigungsfähig. In der Gegenrichtung aber kommt laut fachaufsichtlicher Prüfung nur Tempo 70 an der Einmündung Kirchseeon-Dorf von Ebersberg kommend infrage, nicht aber durchgehend über den Berg hinaus. Wenn die Gemeinde auch dort die Geschwindigkeit reduzieren möchte, müsse sie erst eine Verkehrszählung oder eine Lärmberechnung vornehmen.

Eine Entscheidung, die Bürgermeister Paeplow nicht nachvollziehen kann. "Die Fahrbahn auf der einen Seite auf Tempo 70 zu reduzieren und auf der anderen Seite ein Lärmschutzgutachten zu fordern, ist für mich nicht schlüssig." Erneut müssen sich die Kirchseeoner Bürger gedulden. In der nächsten Gemeinderatssitzung wird Paeplow das Thema auf die Tagesordnung setzen und den weiteren Weg mit dem Gemeinderat absprechen.

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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