Sommerferien im Landkreis:Wenn es hinten und vorne nicht reicht

Der Landkreis schlägt Alarm: Für immer mehr berufstätige Eltern werden die Sommerferien zum finanziellen und organisatorischen Desaster.

Karin Kampwerth

"Manchmal geht es nur um 20 oder 30 Euro", sagt Elfi Melbert und ist sichtlich erschüttert. Die Familienbeauftragte des Landkreises stellt fest, dass es immer mehr berufstätige Eltern gibt, deren Einkommen die Grenze für öffentliche Zuschüsse knapp übersteigt. In den betroffenen Familien ist die Freude auf die Sommerferien deshalb getrübt.

Bayern vor den Sommerferien

Getrübte Freude bei vielen Geringverdienern: Die Sommerferien stehen bevor.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Einerseits, weil die Ferienprogramme zu teuer sind und sie in den sechs schulfreien Wochen nicht wissen, wohin mit den Kindern. Andererseits, weil sie schon jetzt ratlos sind, wie sie die Kosten für Stifte, Hefte, Umschläge, Maluntensilien und andere Unterrichtsmaterialien für die nächste Klasse aufbringen sollen. Elfi Melbert hofft deshalb auf Spenden für das Landkreis-Hilfsprojekt "Fördern und Helfen", um die größte Not zum Schulanfang zu lindern.

Bereits jetzt sammeln sich die Anfragen bei der Familienbeauftragten. "Alles Mütter und Väter, die arbeiten und wo es trotzdem nicht reicht", sagt Elfi Melbert. Während Hartz IV-Empfänger für den Schulanfang pro Kind 100 Euro bekämen, gingen Geringverdiener leer aus, obwohl sie manchmal sogar weniger zur Verfügung hätten als den Hartz IV-Regelsatz von 359 Euro. Besonders betroffen seien berufstätige Alleinerziehende.

Wie zum Beispiel eine Ebersberger Mutter, die für zwei Wochen in den Sommerferien aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit keine Betreuung für ihre Tochter bekommt. Während der Schulzeit sei das Mädchen in der Mittagsbetreuung. Diese aber habe geschlossen, die Unterbringung in einem anderen Hort oder Kindergarten könne die Frau nicht bezahlen, so Melbert. Ebenso wenig, wie die kostenpflichtigen Ferienprogramme, die meist erst um 9 Uhr begännen. Die Mutter müsse aber schon um 7.30 Uhr aus dem Haus.

Andere Eltern wiederum könnten sich den Schulbedarf nicht leisten. Bereits vor zwei Jahren hat Elfi Melbert ausgerechnet, dass für einen Erstklässler im Schnitt 260 Euro fällig würden. Für Kinder, die bereits die Schule besuchten, müsse mit mindestens 50 Euro Materialkosten für das neue Schuljahr gerechnet werden.Elfi Melbert kritisiert dabei auch die Vorstellung mancher Lehrer, die auf ihren Listen bei Stiften und Malbedarf viele teure Markenprodukte auflisteten. "Manche Eltern sind damit überfordert", weiß Elfi Melbert. Sie wüssten nicht, dass auch billigere Stifte oder Wachsmalkreiden den Zweck erfüllten.

Schon jetzt wenden sich aber auch Eltern an die Familienbeauftragte, weil sie wissen, dass die Kosten für die Kinderbetreuung im Hort oder in der Mittagsbetreuung nach den Sommerferien das Budget übersteigen. Wer kein Hartz IV beziehe und dennoch Zuschüsse beantrage, müsse einen Wohngeldbescheid vorlegen. Darauf müssten Betroffene teilweise monatelang warten, wie im Fall einer allein erziehenden Mutter, bei der sich in dieser Zeit 500 Euro Betreuungskosten im Kindergarten angehäuft hätten. Zum Schluss sei der Wohngeldantrag abgelehnt worden, weil die Frau knapp über der Einkommensgrenze liege. "In der Summe hat sie nun weniger als Hartz IV", klagt Elfi Melbert.

Die Fälle, in denen die Kinderbetreuungskosten zu hoch sind, listet die Familienbeauftragte auf der Internetseite des Landkreises unter www.foerdern-und-helfen.de auf. Wer für Schulmaterial spenden möchte, kann dies zweckgebunden unter dem Stichwort "Schulanfang" tun.

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