Solarenergie in Ebersberg:Ein Platz für die Sonne

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An der Bahnstrecke nach Erding in Markt Schwaben steht seit einem Jahr die größte Freiflächen-PV-Anlage im Landkreis, in Ebersberg an der Strecke nach Wasserburg könnten in den kommenden Jahren weitere folgen. (Foto: Christian Endt)

Ebersberg bringt ein Konzept für freistehende Photovoltaikanlagen auf den Weg. Möglichkeiten sieht man vor allem im Südosten der Stadt. Ein Gutachten weist nun Potenzialflächen und Tabuzonen aus

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Kreisstadt schafft die Grundlagen für mehr Freiflächen-Photovoltaik. Derzeit gibt es auf Ebersberger Gemeindegebiet lediglich an der Schafweide eine solche Anlage, eine weitere ist in Oberlaufing an der Bahnlinie geplant. Nun wurde im Technischen Ausschuss ein erster Entwurf präsentiert, welche Flächen rund um die Stadt sich für die Gewinnung von Solarstrom eignen und welche nicht.

Auslöser für das Standortkonzept waren mehrere Anträge auf Freiflächen PV im Süden der Stadt, der erste ging vor knapp zwei Jahren ein - und wurde wieder zurückgezogen, als es Kritik wegen Auswirkungen auf die Landschaft gab. Als aber im vergangenen Sommer der regionale Ökostromanbieter Eberwerk ebenfalls im Süden der Stadt - diesmal in Oberlaufing - eine Solaranlage beantragte, brachte der Stadtrat das Potenzialflächen-Kataster auf den Weg.

Was es damit auf sich hat und wie die Flächen ermittelt wurden, erläuterte im Ausschuss nun Hilke Jäger vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München. Den Verband hatte die Stadt beauftragt, ein entsprechendes Konzept zu erstellen, der erste Entwurf dafür teilt das Gemeindegebiet grob in drei Bereiche ein. In den sogenannten "harten Tabuzonen" sind Freiflächen-Anlagen komplett ausgeschlossen. Gründe dafür können etwa sein, dass das Landschaftsbild, die Erholungswirkung oder Elemente der Natur- und Kulturgeschichte ansonsten beeinträchtigt wären. Auch bereits für andere Nutzung ausgewiesene Flächen, etwa für Kiesgruben, fallen unter das harte Tabu. Dies trifft laut Jäger im wesentlichen auf den gesamten Norden und Westen des Gemeindegebietes zu. Zone zwei sind die "weichen Tabuzonen" hier gilt im Wesentlichen die Empfehlung keine Freiflächen-PV zu bauen. Der Stadtrat kann diese aber im Einzelfall genehmigen, da die Gebiete im Gegensatz zur harten Tabuzone keinen gesetzlichen Schutzanspruch haben, wie etwa die Weiherkette, die im Landschaftsschutzgebiet liegt oder der Forst.

Die dritte Kategorie umfasst dann die eigentlichen Potenzialflächen, diese sieht der Entwurf größtenteils südlich der Bahnlinie. So gibt es östlich von Oberndorf mit Ausnahme der Ortschaft Neuhausen eine große Potenzialfläche entlang der Bahn bis zur Gemeindegrenze. Eine weitere liegt östlich und südlich von Englmeng. Auch das Gebiet rund um Rinding gilt als geeignet mit Ausnahme des Nordwestens, der gesamte Bereich zwischen Traxl und Pollmoos könnte sich ebenfalls eignen, auch zwischen Traxl und Dieding sehen die Planer Potenzial. Genau wie ganz im Süden des Gemeindegebietes bei Aepfelkam, zwischen Unter- und Oberlaufing, sowie nördlich von Oberlaufing bis auf die andere Seite der Bahnlinie. Zwei kleine, stadtnähere Flächen liegen außerdem noch gegenüber der Bahnlinie auf Höhe Ringstraße sowie am südöstlichen Ende des Roßkopfes.

Grundsätzlich gab es im Gremium viel Zustimmung für das Vorgehen und das Konzept, aber noch einige Verbesserungsvorschläge. So regte Alexander Gressierer (CSU) an, nicht grundsätzlich rund um die Siedlungsgebiete eine harte Tabuzone festzulegen. Andernfalls würde man auch kleinere Anlagen verunmöglichen. Grünen-Stadtrat Jürgen Friedrichs warnte indes davor, jetzt schon Ausnahmen zu beschließen, bevor das Konzept überhaupt fertig sei, damit mache man es "zahnlos". Etwas skeptisch war auch Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos), er wollte von Jäger wissen, welche Folgen die Umzonierung hätte und ob "uns das bindet". Dies sei nicht der Fall, so Jäger. Tatsächlich seien die angesprochenen Flächen nicht zwingend Tabuzonen, ob sie es werden, liege im Ermessen des Stadtrates. Umgekehrt bedeute eine weiche Tabuzone zwar, dass die Anlagen damit nicht kategorisch ausgeschlossen seien, aber "keinen Freibrief". Die Politik schließlich habe dennoch das letzte Wort, ob sie gebaut werden dürfen. "Dann bin ich auch dabei" sagte Friedrichs, ohne Gegenstimmen wurde die Erweiterung der weichen Zone beschlossen.

Gerd Otter (Pro Ebersberg) lobte zwar den "sehr guten Ansatz", stellte aber die Frage, ob die Potenzialflächenplanung eventuell Auswirkungen auf den Bau einer Umgehungsstraße haben könnte. Etwa wenn einzelne Trassen nicht mehr möglich seien, weil dort Solaranlagen vorgesehen seien. Um das definitiv zu beantworten "bräuchten wir halt die Lage der Trassen", sagte Jäger - entsprechende Variantenentwürfe wurden zwar im Arbeitskreis Verkehr diskutiert aber der Öffentlichkeit bislang nicht vorgestellt. Grundsätzlich sei das Risiko aber überschaubar, so Jäger weiter, denn es handele sich um eine informelle Planung. "Die wird nichts verhindern" - jedenfalls so lange an der Stelle nur eine Potenzialfläche eingetragen und noch keine Anlage gebaut sei. Jäger empfahl den Stadträten, sobald es belastbare Entwürfe für Trassenvarianten gebe, diese in das PV-Standortkonzept mit aufzunehmen.

Weitere Einwände gab es nicht, ohne Gegenstimmen wurde letztlich beschlossen, den Planentwurf öffentlich auszulegen und die üblichen Stellungnahmen dazu einzuholen.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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