Besuch in Grub:Söder-Show statt Substanz

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Ministerpräsident Markus Söder pflanzt zum Tag des Baumes mit einer Kindergartengruppe einen Baum. Eine schöne Geste - aber nicht mehr.

Kommentar von Lennart Kuhlbarsch

Die Wälder Bayerns - ein wichtiges Erbe der Natur, essentiell zur Bekämpfung des Klimawandels und zum Erhalt der Artenvielfalt. So beschreibt Ministerpräsident Markus Söder in seiner Rede in Grub den Naturraum, bevor er mit einer Gruppe Kindern aus einem Poinger Kindergarten einen Baum pflanzt. Söder stellt klar, dass ihm der Schutz der Wälder viel bedeute und dass Bayern einige Millionen Euro in Forschung und Erhalt steckt.

Ob es im Kontext des Klimaschutzes gerechtfertigt ist, den weiten Weg aus München im schweren Dienstfahrzeug zurückzulegen, um einen einzelnen Baum zu pflanzen, ist fraglich. Klar, das war als symbolischer Akt gedacht. Aber der Auftritt Söders war eben ausschließlich symbolisch.

Bayern steht laut Bundesländerindex 2020/21 im bundesweiten Vergleich beim Klimaschutz deutlich abgeschlagen an letzter Stelle. Auch eine Greenpeace-Studie aus 2016 verortet Bayern beim Zustand der Wälder in fast allen Kategorien auf den untersten Plätzen. Ein Motiv dafür, möglichst wenig Wald unter Schutz zu stellen, könnte sein, vor allem den Profit durch Abbau und Nutzung der Flächen im Auge zu haben. Vor diesem Hintergrund entsteht der Eindruck der Doppelmoral: Wenn Söder theatralisch mit dem Hammer schlägt, kurz eine Gießkanne hält und Kindern eine Zukunft voller Natur verspricht.

Die Politik Söders in einem Auftritt: Vertrauen durch scheinbare Nähe gewinnen, öffentlich Werte vertreten, ohne sie am Ende durchzusetzen - wie fast immer beim Thema Klimawandel. Söders Auftritt ähnelt wie so oft einer One-Man-Show. Dass Bayern nach jahrelanger Führung von ihm und seiner Partei beim Klimaschutz hinten rangiert, spart er in seiner Rede aus. Einen Baum zu pflanzen ist an dem Punkt nur leere Symbolik, fern der Realität.

Lennart Kuhlbarsch ist Schüler der elften Klasse am Gymnasium Grafing. Der 17-Jährige absolviert ein Redaktionspraktikum bei der SZ Ebersberg.

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