Skulpturenweg :Das achte Kunstwerk

Grafing Skulpturenweg Christian Hess

Leuchtende Marker in der grünen Landschaft: Das dreiteilige Werk des Bildhauers Christian Heß fällt auf.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine dreiteilige Plastik von Christian Heß bereichert als achtes Exponat den Grafinger Skulpturenweg. Nun wurde sie im Stadtpark präsentiert

Von Christina Seipel, Grafing

Bei genauem Hinsehen erkennt man sie schon von Weitem: drei knospenförmige Skulpturen, die erhaben über den Boden im Grafinger Stadtpark zu schweben scheinen. Angezogen von den leuchtenden Objekten, die zwischen dem Trampelpfad aus dem Boden ragen, hält eine Frau auf dem Fahrrad. Interessiert betrachtet sie die Plastiken. Auf ihre Frage, was sie bedeuteten, erhält sie jedoch keine klare Antwort. Auch nicht von deren Schöpfer Christian Heß: "Was man darin sieht, ist jedem selbst überlassen." Seit Sonntag bereichert die dreiteilige Betonarbeit des Bildhauers aus Söchtenau am Simsee den Grafinger Skulpturenweg.

Rund 25 Interessierte waren zur Einweihung der neuen Plastik auf die Postwiese gekommen. Darunter auch einige Künstler, die an der Entstehung des Skulpturenpfads mitgewirkt hatten. In ihrer Ansprache fand auch Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr keine eindeutige Bezeichnung für die Form der neuen Skulptur. Man könne sich alles Mögliche dabei denken, sagte sei. Entscheidend sei jedoch die Antwort auf die Frage: "Gefällt mir das?" Angela Obermayr gefallen die Plastiken von Christian Heß. Auch den Ort habe der Künstler gut ausgewählt: "Es passt in die Wiese und an den Weg."

Die runden Objekte aus eingefärbten Beton stehen nur wenige Meter entfernt von Fritz Brosigs "Liegender Athletin". Gezielt hat der Bildhauer seine Arbeiten zwischen dem inoffiziellen Weg platziert, den täglich viele Grafinger passieren. Die drei Figuren, die sich in verschiedene Richtungen neigen, sind in einem bestimmten Verhältnis zueinander positioniert, sodass sie miteinander kommunizieren können. Eingebettet im satten Grün des Stadtparks ergeben die in Rosa, Bordeaux und Orange schimmernden Plastiken ein harmonisches Bild.

"Um Ideen umzusetzen, braucht es einen Anlass", sagt der Künstler. Der Skulpturenweg sei ein solcher Anlass

Das Mitwirken am Grafinger Skulpturenweg sei für ihn eine gute Gelegenheit, schöpferisch tätig zu sein, wie der Bildhauer in seiner Rede erklärte. Denn: "Um Ideen umzusetzen, braucht es einen Anlass." Bis zur fertigen Form sei es jedoch ein längerer Entwicklungsprozess gewesen.

Wie in vielen seiner Arbeiten kommt auch hier das Runde zur Geltung. Bei dem aktuellen Werk habe er einen ähnlichen Ansatz verfolgt, wie bereits bei seinen Skulpturen im Ebersberger Forst. Raffiniert vereint Christian Heß dabei die konvexe, nach außen gewölbte Form, mit der konkaven, nach innen gewölbten Form.

Um eine gleichmäßig nach innen und außen gespannte Form zu erzielen, habe er zunächst Ringe auf einer Platte gezogen und von dieser melonenförmige Stücke herausgeschnitten. Die einzelnen Teile wurden anschließend in einer Negativform aus Gips gegossen und zusammengefügt. Wie, das möchte Heß nicht verraten. Auch bei der Frage eines Besuchers nach der Arbeitsaufwand hält er sich bedeckt. Ein paar Wochen seien es aber schon gewesen, wie Christian Heß mit einem Lächeln zugibt.

Noch liegen die Objekte scheinbar lose und leicht auf einem kleinen Hügel aus Schotter, auf den später Erde und Gras kommen soll. Damit die nach unten gebeugten Betonplastiken Halt finden, sind sie mit Erddübeln im Boden verankert. Da der Kies an dieser Stelle aber stark verdichtet ist, sei das Festschrauben keine leichte Aufgabe gewesen, wie Heß berichtet: "Wir waren zu dritt am Schwitzen und Kämpfen."

Bei der Einweihung der neuen Skulptur, wurde der Wunsch laut, mehr entstehen zu lassen. Der Grafinger Skulpturenweg soll sukzessive weiter wachsen, sagte Schirmherrin Angelika Obermayr. Die positive Resonanz freute besonders Künstler und Initiator Franz Ferdinand Wörle. Auch er hofft auf viele weitere Räume, die die Sehweisen verändern. Und wie Christian Heß' Betonskulptur wohl auch Raum zur Fantasie lassen. Fasziniert nähert sich ein Bub der Betonplastik: "Papa, sieh mal da, eine Blüte."

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