Seit 15 Jahren in Grafing aktiv:Die Beraterin vor der Beratung

Maximiliane Dierrauf Grafing

Seit 15 Jahren fördert Maximiliane Dierauff die Gleichstellung von Frauen und Männern in Grafing.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Maximiliane Dierauff ist die einzige Gleichstellungsbeauftragte einer Kommune im Landkreis

Interview von Johanna Feckl, Grafing

Als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Grafing setzt sich Maximiliane Dierauff seit 1994 dafür ein, dass Frauen und Männer gleichgestellt sind. Sie ist die einzige in einer Kreiskommune mit einer solchen Position. Im Jahr 1995 haben sich verschiedene Stellen im Landkreis vernetzt und einen Frauenarbeitskreis gegründet. Dierauff ist von Beginn an mit dabei. Mehr als genügend Gründe, damit die SZ sie zum heutigen Tag zu einem Gespräch über Frauen bat. Denn heute ist der Internationale Frauentag. Seit 1921 wird dieser Aktionstag in jedem Jahr am 8. März weltweit gefeiert.

SZ: Frau Dierauff, wer kommt denn öfter zu Ihnen in die Beratung ins Grafinger Rathaus: Frauen oder Männer?

Maximiliane Dierauff: Natürlich die Frauen. Männer kommen so gut wie nie.

Welche Probleme plagen die Frauen?

Vor allem bei Trennungen und Scheidungen sind Frauen finanziell schlechter gestellt als Männer. Meistens haben sie die Betreuung der Kinder zu regeln, deshalb sind für Frauen solche Situationen schwierig. Oft ist auch das Thema Obdachlosigkeit dabei: Ich hatte einmal einen Fall, da stand eine Frau mit drei Kindern von heute auf morgen auf der Straße. Also habe ich mich erst einmal darum gekümmert, dass sie in einem Hotel unterkommen kann, dass die Kinder zur Schule gebracht werden, all so etwas. Aber es sind ja nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch die psychischen: Den Frauen geht es einfach schlecht. Meine Aufgabe ist dann die Weitervermittlung an konkrete Hilfsangebote, zum Beispiel an den Frauennotruf. Ich bin sozusagen die Beratung zur Beratung.

Wie viele Frauen nehmen denn bei Ihnen in Grafing die Beratung in Anspruch?

Das ist unterschiedlich. Manchmal ist ein Problem durch ein Gespräch von zehn Minuten erledigt, ein anderes Mal zieht sich die Beratung über Monate hinweg.

Wenn Sie zurück denken an die Anfänge Ihrer Beratungszeit: Haben sich die konkreten Themen verändert?

Die Beratungsfälle gehen hauptsächlich um Trennungen und Scheidungen. Das war früher so und ist auch heute noch der Fall, da hat sich nichts geändert. Früher waren die konkreten Probleme eher, dass die Frauen dann ohne Wohnung und finanziell mit nichts dastanden, und meistens kamen noch Kinder mit ins Spiel. Heute sind die Frauen, die zu mir kommen, zwar wesentlich eigenständiger, aber genau das stellt auch extrem hohe Anforderungen: Es gibt den Mann, die Karriere, die Kinder, am besten sollen sie auch noch ehrenamtlich tätig sein. Wenn dann noch eine Trennung dazukommt, die es zu managen gilt, ist es einfach irgendwann zu viel.

Zusätzlich gibt es im Landkreis einen Frauenarbeitskreis, in dem Sie aktiv sind.

Ja, genau. Wir möchten die Belange der Frauen in den Fokus rücken, die Probleme thematisieren und das Bewusstsein dafür schärfen. Dazu organisieren wir zwei Veranstaltungen im Jahr, einmal zum Internationalen Frauentag am 8. März und zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November.

Neben Ihnen sind in dem Arbeitskreis zwei Vertreterinnen des Vereins Frauen helfen Frauen in Ebersberg und die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes. Kein Mann. Wäre das nicht wichtig, wenn Gleichstellung das oberste Ziel ist?

Nein, wir sind ein Frauenarbeitskreis, darüber lassen wir nicht mit uns diskutieren. Es steht den Männern ja frei, auch ihr eigenes Süppchen zu kochen und einen Männerarbeitskreis zu gründen.

Zu den Anfangsjahren des Frauenarbeitskreises gab es auch noch Gleichstellungsbeauftragte in Ebersberg, Markt Schwaben und Vaterstetten. Mittlerweile sind Sie die einzige kommunale Beauftragte. Herrscht also in den übrigen Kommunen bereits überall Gleichstellung?

(lacht) Ich sehe es nicht so, dass da kein Bedarf mehr da wäre. Warum es die Stellen nicht mehr gibt, das weiß ich nicht - sie wurden irgendwann nicht mehr nachbesetzt, nachdem diejenigen auf den Positionen aufgehört hatten.

Die Informationsveranstaltung "Ziemlich beste Freundinnen - Frauen und Geld" anlässlich des Internationalen Frauentags findet an diesem Freitag, 8. März, in der Grafinger Stadtbücherei, Grenzstraße 5, statt. Los geht es um 20 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: