Sehr gut besuchte Veranstaltung:Wahlkampf mit Wumms

Die SPD demonstriert viel Optimismus bei der Aufstellung der Kreistagsliste und der Nominierung von Landratskandidat Omid Atai. Dieser macht deutlich, wie er sich vom Amtsinhaber abheben will

Von Wieland Bögel, Poing

Zumindest an Zuversicht mangelt es den Genossen im Landkreis nicht. Bei der Nominierung ihres Landratskandidaten Omid Atai und der 60 Bewerber für die Kreistagsliste zeigten sich die Delegierten und die zahlreichen Gäste in bester Stimmung und voller Optimismus. Das Ziel, so formulierte es Atai in seiner Rede, sei nichts weniger als - neben der gewonnenen Landratswahl natürlich - eine SPD-Mehrheit im Kreistag hinzubekommen.

Was er und die SPD besser machen wollen, als der - übrigens ungenannt gebliebene - Amtsinhaber Robert Niedergesäß und seine CSU, machten Atai und seine Vorrednerin, Landtagsabgeordnete Doris Rauscher, deutlich. Sie verwies darauf, dass während andere Parteien noch über die Parität von Frauen und Männern diskutieren würden, bei der SPD das Reißverschlussverfahren "schon Tradition" sei, weshalb man auch diesmal wieder je 30 Frauen und Männer nominieren werde. Zu deren Qualifikation nutzte Rauscher ein abgewandeltes Zitat des aktuellen Chefs im Landratsamt: "Wir hören ja oft, Ebersberg ist ein Landkreis mit Wumms - wir haben eine Liste mit Wumms".

Mehr Wumms will auch Kandidat Atai in die Kreispolitik bringen: "Ich bilde mir meine Meinung und lege mich dann auch fest", formulierte er sein Amtsverständnis. Mit ihm werde es "kein Wischiwaschi, kein 'machen wir vielleicht oder auch nicht' geben, ich flüchte mich nicht in Zuständigkeitsfragen". Was man durchaus als Kritik an der eher diplomatischen Herangehensweise des Amtsinhabers auffassen kann.

Wie das konkret aussehen soll, machte Atai an einigen Beispielen fest, etwa dem öffentlichen Nahverkehr. Dessen derzeitiger Zustand sei - so der bekennende S-Bahn-Passagier Atai - die beste Voraussetzung dafür, dass die Leute das Auto nähmen. Er berichtete von Eltern, die in der S-Bahn kurzfristig eine Kinderbetreuung organisieren müssten, weil der Zug wieder mal nicht dann ankomme, wann das laut Fahrplan der Fall sein soll - vom dünnen Busangebot ganz zu schweigen. "Ich will dem öffentlichen Nahverkehr ein echte Chance geben", so Atai.

Omid Atai - SPD Landratskandidat Nominierung

Die Kreis-SPD zeigt sich begeistert von ihrem Landratskandidaten Omid Atai, der 26-Jährige wurde zuvor ohne Gegenstimmen nominiert.

(Foto: Peter-Hinz-Rosin)

Ausbaufähig ist seiner Meinung nach auch das Mobilfunk- und Internetangebot. "Ich bin es leid, jedes Telefonat fünf Mal neu anfangen zu müssen, weil das Netz so schlecht ist." Auch schnelles Internet sei in vielen Teilen des Landkreises nicht vorhanden. Sein Ziel sei es daher, eine "smarte Region Ebersberg" zu schaffen - und das mit lokaler Wertschöpfung. "Sich darauf zu verlassen, dass sich gewinnorientierte Konzerne darum kümmern", sei bei der Digitalisierung ebenso wenig eine Option wie beim Nahverkehr. So sei es eine Fehlentwicklung, wenn sich der Franchise-Taxidienst Uber nun in den Landkreis ausbreite: "Nicht Uber sollte unsere Verkehr organisieren, sondern Ebersberger Betriebe." Mehr Wumms will Atai auch bei zwei Themen, die unstrittig sind, seiner Meinung nach aber zu langsam vorankommen: bezahlbares Wohnen und die Energiewende. Der Landkreis müsse sehr viel mehr günstigen Wohnraum schaffen, auch fehlten Dienstwohnungen für Landratsamtbeschäftigte und Lehrer. Es könne doch nicht sein, "dass die wegziehen müssen, die wir hier dringend brauchen". Auch bei der Energiewende sei mehr Einsatz gefragt, Ziel sei "Photovoltaik auf jedem Dach".

Für Albert Hingerl, der sein Amt als Poings Bürgermeister im Mai abgeben wird, "um mich nur noch dem Kreistag widmen zu können", ist die Kandidatur Atais ein Beweis für die gute Nachwuchsarbeit der SPD. Der 26-jährige Atai, der derzeit in Augsburg Jura studiert, ist seit 2014 Gemeinderat in Poing, daneben aktiver Feuerwehrmann und Rettungssanitäter beim BRK. "Ich bin stolz und glücklich, dass wir ihn und diese tolle Liste gefunden haben", so Hingerl, "die Landes- und Bundes-SPD kann sich von uns was abschauen".

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Auch Kreisvorsitzende Bettina Marquis schlug den Bogen von der lokalen zur überregionalen Politik. Hier fülle die SPD wieder die Säle, meinte sie angesichts der 55 Delegierten und gut 50 Besucher, "es geht um die Demokratie, wir sind mehr als die Schreier und Pegidisten". Damit das aber so bleibe, müsse das Land gerechter und sozialer werden. Dass das mit dem Spitzenkandidaten Omid Atai gelingt, davon waren zumindest die Delegierten überzeugt. Mit 51 Jastimmen und vier Enthaltungen nominierten sie ihn zum Landratskandidaten. Für seinen Wahlkampf warb Atai um Mithilfe: "Wir haben viel Arbeit vor uns, das ist alleine nicht zu bewältigen". Daher freue er sich auch über Vorschläge, wie man die Ebersberger erreichen kann, "wer eine Idee hat, ich bin für alles offen, ruft mich an".

1. Omid Atai, 2. Doris Rauscher, 3. Albert Hingerl, 4. Elisabeth Platzer, 5. Sepp Mittermeier, 6. Bianka Poschenrieder, 7. Günter Lenz, 8. Lena Wagner, 9. Uli Proske, 10. Maria Wirnitzer, 11. Thomas Kroll, 12. Karen Schiöberg-Fey, 13. Thomas Vogt, 14. Cornelia Gütlich, 15. Florian Solfrank, 16. Sabine Brückmann, 17. Markus Brennhäußer, 18. Judith Ortenburger, 19. Horst Schade, 20. Ursula Bittner, 21. Hans Reiser, 22. Bettina Marquis, 23. Roland Podehl, 24. Judith Gitay, 25. Tobias Bönte, 26. Eva-Maria Volland, 27. Domenico Ciccia, 28. Regina Offenwanger, 29. Hubert Bauer, 30. Diana Thalhammer, 31. Klaus-Dieter de Marné, 32. Marianne Künzel, 33. Werner Hintze, 34. Kristina Kleinmagd-Kalteis, 35. Martin Klar, 36. Eva Maria Hemauer, 37. David Machenschalk, 38. Maria Lindner, 39. Marian Nowosad, 40. Julia Thalmeier, 41. Stephan Raabe, 42. Hannah Wagner, 43. Konrad Sanktjohanser, 44. Gudrun Pauthner, 45. Rainer Sendrowski, 46. Maria Weininger, 47. Nino Prause-Lüning, 48. Caroline Thewalt, 49. Anton Spielberger, 50. Susann Elsner, 51. Bernhard Wagner, 52. Christina Tarnikas, 53. Kurt Strehlow, 54. Irmgard Czech, 55. Klaus Wintermann, 56. Manuela Lüning, 57. Christoph Münch, 58. Kristina Widmann, 59. Dirk Schött, 60. Christine Reichl-Gumz.

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