Sehnsucht nach der grünen Insel:Die Braut gefällt

Nach einem halben Jahr Schriftverkehr und einem Besuch in Irland spricht sich der Gemeinderat Kirchseeon einstimmig für eine Partnerschaft mit Carrigaline aus. Jetzt sollen auch noch die Skeptiker im Ort überzeugt werden

Von Sara Kreuter

So ganz ohne Ring, ohne Kniefall, ohne Tränen geben sich zwei Städte ein Versprechen. Nach einem halben Jahr Schriftverkehr zwischen Kirchseeon und Carrigaline, viel gutem Zureden und einem Amtsbesuch in Irland steht nun fest: Beide Städte können sich eine Partnerschaft vorstellen. Gemäß dem Motto: So prüfe, wer sich ewig bindet, hatte eine Delegation der Marktgemeinde, die neben Bürgermeister Udo Ockel (CSU) aus sieben Abgeordneten verschiedener Fraktionen und Vereine bestand, dem County Cork jüngst einen Inspektionsbesuch abgestattet. Die Kirchseeoner kamen, sahen und waren überwältigt; begeistert von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Iren, ihrer Kultur und ihrer Musik, sprachen sich die Abgeordneten der Reisegruppe geschlossen zugunsten einer Städtepartnerschaft aus. Seit ihrer Rückkehr arbeiteten sie daran, auch noch die letzten Skeptiker auf ihre Seite zu ziehen. "Die gibt es immer", verteidigte Nadine Chamberlain vom Verein Kultur für Kids (KuKiKi). "Das ist die Angst vor dem Neuen, die müssen eben alle überzeugt werden." Den Gemeinderat hat die Euphorie der Gruppe schon mal mitgezogen. Am Montag sprach sich das Gremium einstimmig für eine Partnerschaft mit Carrigaline aus: Die Bemühungen um das irische Städtchen werden nun fortgesetzt.

Überhaupt überrascht die entspannte Haltung im Gemeinderat. Viel gelöster, viel zuversichtlicher als zuletzt im Juli wird einer Städtepartnerschaft entgegengesehen. Im Sommer hatten Schüler des Projekt-Seminars "twinning Kirchseeon" Carrigaline erstmals als mögliche Partnerstadt präsentiert. Auf das kleine Städtchen im Süden Irlands waren sie in einem Internetportal für Städte gestoßen. Nachdem Seminarleiter Frank Lohr nach Carrigaline geflogen und die Städtepartnerschaft per Handschlag besiegelt hatte, ruderten Bürgermeister Ockel und die Gemeinderäte zunächst erst mal zurück. Er wolle sich "die Braut anschauen", bevor er heirate, bemerkte Ockel.

Ein knappes halbes Jahr später scheinen die Kritiker überzeugt, die Bedenken ausgeräumt zu sein. Endlich soll nun auch Kirchseeon eine Partnerstadt bekommen. "Und nicht nur irgendeine, sondern eine ganz besondere", sagt Christiane König (Grüne). "Die Iren sind anders als wir", hatte Ockel erklärt, "aber super drauf". Da sich auch die Carrigaline Community Association und der irische Partnerschaftsverein für ein Fortfahren der gemeinsamen Bemühungen hin zu einer Städtepartnerschaft ausgesprochen haben, heißt es nun gemeinsam: "Ja, wir wollen".

Im Sommer soll eine Reisegruppe aus dem Straßendorf Carrigaline nach Deutschland kommen. Zum Bürgerfest, in den Tagen vor und nach dem 5. Juli wird die Delegation der Iren erwartet. Kirchseeon werde in einigen Tagen zeigen, "was bei uns in einem gesamten Jahr so läuft", erklärt Ockel. Bis dahin werde eifrig daran gearbeitet, die Kirchseeoner Homepage ins Englische zu übersetzen.

Da die Marktgemeinde noch keinen Partnerschaftsverein hat, wird zumindest in der Anfangsphase der künftigen Partnerschaft der Bereich Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit des Rathauses die Planung übernehmen. Einige tausend Euro werden für den Besuch der irischen Delegation jedenfalls fest in den Haushaltsplan für 2014 eingeplant. Ende Januar will Ockels Reisegruppe einen Informationsabend veranstalten, offen für alle Interessenten, um noch mehr Anhänger für sein neues Projekt Städtepartnerschaft zu gewinnen. Den Gemeinderat zumindest hat er schon auf seiner Seite. Allgemeines Nicken begleitete seine Ausführungen, und Ockel scherzt: "Dann werden wir den Iren mitteilen, dass das mit der Verlobung geklappt hat."

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