Schulen:Enorme Kraftanstrengung

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Digital, analog, per Telefon: Die Grundschulen im Landkreis haben sich für den kommenden Distanzunterricht gerüstet

Das Telefon in der Grundschule Grafing ist am Freitag dauerbesetzt. Doch Schulleiterin Christiane Goldschmitt-Behmer ruft alle zurück, die nicht durchgekommen sind. Es geht um die Notfallbetreuung für die kommende Woche. Nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch die Schulschließungen bekannt gegeben hat, organisieren die Schulen ihren Distanzunterricht. Dazu gehört auch die Anmeldung zur Notfallbetreuung der Kinder, deren Eltern nicht im Home-Office arbeiten.

Die Grafinger Schulleiterin sagt, man habe zu Ferienbeginn mit Wechselunterricht geplant und ein gutes Konzept ausgearbeitet. Die Ankündigung, dass jetzt auch die Grundschulen geschlossen bleiben, habe sie und ihr Team überrascht. Ihre Schule jedoch sei jetzt gut gerüstet. Während der vergangenen Schulschließungen hätten sie ausreichend Erfahrungen sammeln können. Christiane Goldschmitt-Behmer hat "ein sehr aufgeschlossenes, engagiertes Lehrerkollegium", sagt sie lobend. Viele hätten Online-Schulungen absolviert, um mit den Kindern besser digital kommunizieren zu können. Es seien sogar Lehrfilme wie etwa "Mimi führt den Buchstaben ,e' ein" gedreht worden, der bei den Schülern sehr gut ankam. Erstklässer, die über eine geringere Aufmerksamkeitsspanne verfügen, konnten sich den Film auch zehnmal hintereinander ansehen. Die Grafinger Lehrer tauschen Material aus, helfen sich gegenseitig. Ihre Schulleiterin sagt: "Wir müssen das Beste daraus machen und können das nur gemeinsam hinbekommen." Weil die Stadt Grafing weitere Tablets bestellt und die Grundschule diese eingerichtet hat, würde auch jedes Kind über ein digitales Endgerät verfügen.

An der Baldhamer Grundschule gibt es nicht nur ausreichend Tablets und Laptops. Schüler und Lehrer kommunizieren über eine eigene Internet-Plattform, die ein Schülervater, ein IT-Profi, eingerichtet hat. Schulleiterin Eva Hahn ist sehr dankbar dafür. Am Freitagmittag schwor sie ihre Lehrer in einer Video-Konferenz auf die kommenden Wochen ein.

Für den Distanzunterricht sei eine Mischung aus analogem und digitalem Lernen geplant. Es soll jeden Morgen einen virtuellen Startschuss geben, bei dem die Lehrer alle Kinder über die schuleigene Plattform sehen. Danach arbeiten die Kinder jeder für sich daheim an Aufgaben. Auf dem Schulhof stehen zudem Kisten bereit. Dort legen die Kinder ihre Aufgaben hinein und bekommen sie korrigiert zurück. Ein ausgeklügeltes System, auf das sich das Kollegium verständigte. Die Schulleitungen im Landkreis Ebersberg haben eine enorme Kraftanstrengung hinter sich, wie Schulamtsdirektorin Sigrid Binder schriftlich mitteilt. Auch auf den kommenden Distanzunterricht sei man sehr gut vorbereitet. Nach einer IT-Umfrage des Ministeriums verfügen alle Grund- und Mittelschulen im Landkreis Ebersberg über Videokonferenzsysteme. Die Gemeinden unterstützen in der Regel im erforderlichen bis überdurchschnittlichen Umfang, teilt Binder mit.

Bei der Kommunikation mit den Grund- und Mittelschülern und deren Eltern müsse man die pädagogisch am besten geeignete Methode wählen. Neben digitalem Unterricht könne dies auch mal ein Telefonat sein. Ganz abwegig sei es zudem nicht, wenn der Lehrer die Aufgaben an den Gartenzaun des Schülers hängt, wie das Kultusminister Michael Piazolo vorschlug. So könne man einen kurzen Kontakt von Angesicht zu Angesicht pflegen - "pädagogisch richtig auch im digitalen Zeitalter", schreibt Schulamtsdirektorin Binder.

© SZ vom 09.01.2021 / lela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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