Schulausschuss:Freiwillige vor

Beim Mittelschulverbund Ebersberg-Süd gelingt die Integration nur dank der Hilfe von Ehrenamtlichen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Jobangebote sucht man normalerweise vergebens auf der Tagesordnung von Ausschüssen - nicht so kürzlich im Ebersberger Schulausschuss. Dort stellte Alexander Bär, Direktor der Mittelschule in der Kreisstadt, die neu eingeführten Deutschklassen vor, und warb gleich für die Mitarbeit daran. Gesucht werden ehrenamtliche Betreuer, so Bär: "Wenn Sie jemanden kennen oder selber Interesse haben, jederzeit."

Denn seit diesem Schuljahr gilt ein neuer Lehrplan für Kinder mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen. Bislang gab es die auf zwei Schuljahre angelegten Übergangsklassen, deren Besuch zwar empfohlen wurde, letztlich aber freiwillig war. Mittlerweile, erläuterte Bär, heißt das Angebot "Deutschklassen", dauert ein Schuljahr und ist verpflichtend. Damit enden weitgehend die Vorgaben des Kultusministeriums. Zwar gibt es einen Stundenplan, in dem festgelegt ist, dass neben klassischen Schulfächern, wie Mathematik, Sachkunde und Sport, auch "Deutsch als Zweitsprache" unterrichtet werden soll. Dieses Fach gab es auch in den Übergangsklassen. Neu sind die beiden Fächer "Kulturelle Bildung und Werteerziehung" sowie "Sprach- und Lernpraxis". Und diese, so Bär: "sind durch das Kultusministerium nicht wirklich mit Inhalt gefüllt".

So gebe es etwa bei "Kulturelle Bildung und Werteerziehung" den Anspruch, "die Grundlagen unserer Gesellschaft zu vermitteln". Welche damit nun aber konkret gemeint sind und wie man es den Schülern beibringen soll, dazu lässt sich das Kultusministerium nicht näher aus. "Es hängt an der Kreativität der Lehrer", so Bär, was sie aus dem Fach machen. Ohnehin sei die Vermittlung gesellschaftlicher Werte "im Volksschulbereich", also Grund- und Mittelschule, von jeher ein Schwerpunkt.

Richtig kreativ werden muss man an der Schule - die als Teil des Mittelschulverbunds Ebersberg-Süd für die Deutschklassen für insgesamt 38 Schüler aus den Verwaltungsgemeinschaften Aßling und Glonn, den Städten Ebersberg und Grafing und der Marktgemeinde Kirchseeon zuständig ist - beim Fach "Sprach- und Lernpraxis". Denn zum einen sei dies "noch weniger mit Inhalt gefüllt" als die Werteerziehung. Zum anderen ist es streng genommen gar kein Schulfach. Denn Lehrerstunden stehen nicht zur Verfügung, die Schule muss externe Kräfte finden.

In Ebersberg - wo es derzeit zwei Deutschklassen gibt, für die Jahrgangsstufen fünf bis sieben sowie acht und neun - hat man zum Glück die Nachmittagsbetreuung. "Das war die Rettung für uns", sagt der Direktor. Denn beim offenen Ganztagesangebot waren noch Kapazitäten frei, die sich für die "Sprach- und Lernerziehung" nutzen ließen. Mit der Folge, dass es statt wie bisher einer, nun drei Nachmittagsgruppen an der Schule gibt. Was räumlich weniger ein Problem ist, personell aber eines werden könnte, so Bär. Man prüfe derzeit, ob die Schule Honorarkräfte anheuern könne, was aber auch aufgrund der sehr langsam fließenden Fördergelder des Freistaates nur in Einzelfällen möglich sei.

Ansonsten setzt die Schule auf Ehrenamtliche. Die Lesepaten habe man schon gefragt, einige hätten Interesse bekundet. Es gehe nicht darum "an der Tafel Wörter zu deklinieren", so Bär, "es geht um kreative Ideen, und dass man es sich zutraut." Zusammen mit den Ehrenamtlichen "basteln wir uns dann aus lauter Einzelteilen ein Betreuungsschema zusammen", umriss Bär die Aufgabe der kommenden Wochen und Monate.

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