Schulausflug zur Erstkommunion:Wertvolles Angebot

Wer sich mittels Protest gegen einen Ausflug von Drittklässlern in die katholische Pfarrkirche wehrt, verschließt sich vor den Wurzeln unserer Kultur, der Vielfalt des Glaubens und dem Dialog der Religionen.

Von Anja Blum

Eine der wichtigsten Aufgaben der Schule ist es, den Horizont zu erweitern. Die Schüler sollen Neues lernen, sich immer wieder auf bislang unbekanntes, vielleicht sogar gänzlich ungewohntes Terrain begeben. Dazu kann und sollte es auch gehören, einmal einen Blick auf Religionen oder Weltanschauungen zu werfen, die man selbst nicht vertritt. Schließlich geht es dabei um einen elementaren Teil des Lebens und auch der Kultur.

Genau das ist in den vergangenen Jahren in Ebersberg an jenen Tagen geschehen, an denen die Drittklässler einer Einladung der katholischen Pfarrei gefolgt sind. Anlass dafür war zwar die Erstkommunion, doch war die Veranstaltung ganz ausdrücklich an alle Schüler gerichtet. Mit Erfolg: Mehr als 90 Prozent der Kinder nahmen daran teil und lernten bei dieser Gelegenheit auch die Unterschiede der Religionen kennen.

Die Proteste müssen massiv gewesen sein

Von nun an aber wird dieser gemeinsame Ausflug nicht mehr stattfinden. Die Proteste von Seiten der Eltern - ob es viele waren oder nur ein paar wenige, ist nicht bekannt - müssen so massiv gewesen sein, dass die Grundschule innerhalb von ein paar Tagen eine Kehrtwende hinlegte: Auf das Einladungsschreiben folgte prompt die Absage.

Im Sinne der Religionsfreiheit darf niemand zur Teilnahme an entsprechenden Feierlichkeiten oder Praktiken gezwungen werden. Das war hier nie der Fall. Außerdem stand es jeder Familie frei, ihr Kind zu dem Ausflug anzumelden oder nicht. Kein Schüler musste mit der katholischen Kirche in Berührung kommen, der Ausflug war nur ein Angebot. Es grundsätzlich abzulehnen aber bedeutet, sich zu verschließen. Vor den Wurzeln unserer Kultur, der Vielfalt des Glaubens und dem Dialog der Religionen. Allerorts wird gerade derzeit um solche Aspekte gerungen und gestritten. Schade, wenn die Kinder nicht mehr wissen, worum es dabei geht.

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