Schülerstreich:Anrüchiger Scherz

Lesezeit: 2 min

Stinkbomben-Attacke am Vaterstettener Humboldt-Gymnasium

Von Wieland bögel

Am Vaterstettener Gymnasium riecht es derzeit nach einem Schülerstreich etwas streng. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Informant äußert sich vage: Am Vaterstettener Gymnasium stimme etwas nicht, es lohne, sich dort einmal umzusehen oder besser: umzuriechen. Denn eine Stinkbombe oder Ähnliches soll in den heiligen Hallen des Humboldt-Gymnasiums, wenn schon nicht für Husten und Heiserkeit, dann doch zumindest für gerümpfte Nasen bei Schülern und Lehrern verantwortlich sein.

Erste Anzeichen, dass hier tatsächlich etwas nicht stimmt, bemerkt man schon von außen: Trotz des nicht gerade warmen Vorfrühlingswetters stehen fast alle Fenster des Schulhauses offen. Im Inneren des Gebäudes dann ein merkwürdiger Geruch, irgendwie nach Knoblauch oder Angebranntem. Einen fehlgeschlagenen Versuch im Chemiesaal oder Experimente-Woche in der Schulkantine könnte man für möglich halten, hätte man zuvor nicht bereits die vertraulichen Insiderinformationen erhalten.

Tatsächlich habe es einen Vorfall gegeben, bestätigt Direktor Rüdiger Modell, offenbar habe ein noch unbekannter Witzbold bereits im Laufe des Montags einen "handelsüblichen Scherzartikel" in der Eingangshalle oder der Aula des Gebäudes abgelegt. Trotz der Tat ist man im Gymnasium aber um Normalität bemüht: Der Schulbetrieb sei nicht gefährdet, auch wenn sich einige Schüler gestankbedingt vom Unterricht hätten befreien lassen. Man habe Lüftungsmaßnahmen veranlasst, und bereits am Montagabend hätte eine Veranstaltung in der Schule plangemäß vonstatten gehen können.

Mehr will oder kann der Direktor zu dem Vorfall nicht berichten, doch die Aussagen dreier Schülerinnen lassen erste Rückschlüsse auf das Motiv des Geruchsbelästigers zu. Denn bei der vom Direktor angesprochenen Veranstaltung handelte es sich offenbar um die Lehrerkonferenz. Wollte hier also jemand die Versammlung der Lehrkörper gezielt lahmlegen? Sollten die tränenden Augen der Pädagogen den klaren Blick auf die Notentabelle verschleiern? Liegt hier also ein Fall von hinterhältiger Sabotage vor? Dafür spräche, dass der Gestank laut Zeugenaussagen am stärksten in jenem Flügel des Gebäudes wahrzunehmen war, in welchem sich auch die Büros der Schulleitung befinden. Dort seien auch noch einen Tag nach der Stink-Attacke einige Klassenräume unbenutzbar. Wer hinter dem anrüchigen Anschlag steckt, darüber können die drei keine Angaben machen, sie betonen nur unisono: "Wir waren es nicht." Auch die Antwort auf die Frage, ob es am Gymnasium "übliche Verdächtige" für einen solchen Streich, etwa eine Bande notorischer Witzbolde, gebe, müssen die drei verneinen. Solche kenne man nicht, dafür sei die Schule aber auch einfach zu groß.

Ein anderer Schüler hat dagegen einen heißen Tipp, die Spur führt nach Pöring, genauer in ein Geschäft im dortigen Gewerbegebiet. Dort, so will der Informant erfahren haben, hätten die Spaßvögel ein Gestankspray der Sorte "Knoblauch-Käse" erworben. Doch die Spur erweist sich als kalt. Ein solches Produkt habe man nicht im Angebot, sagt die Verkäuferin, vielleicht gebe es das Spray aber in einer anderen Filiale. Die nächste Spur führt ins Internet, hier werden verschiedenste Artikel in mannigfaltigen Gestanksrichtungen feilgeboten, doch ohne Vorratsdatenspeicherung führt auch diese Spur ins Leere. Was von der Recherche bleibt, ist nur der feste Entschluss, beim heutigen Mittagessen auf Gerichte mit Knoblauch zu verzichten.

© SZ vom 24.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: