Schloss Elkofen:Aufgetaucht und abgetaucht

Schloss Elkofen: Das schöne Schloss Unterelkofen wäre am liebsten unsichtbar. Denn es befindet sich in Privatbesitz, Führungen für Touristen gibt es keine. Auch nicht, obwohl es zweifellos eine Sehenswürdigkeit in Grafing ist.

Das schöne Schloss Unterelkofen wäre am liebsten unsichtbar. Denn es befindet sich in Privatbesitz, Führungen für Touristen gibt es keine. Auch nicht, obwohl es zweifellos eine Sehenswürdigkeit in Grafing ist.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Ein Wegweiser zu einem Ziel, an dem man abgewiesen wird? Vielleicht doch keine so gute Idee, wie man jetzt in Grafing festgestellt hat

Von Wieland Bögel

Irgendwo im Norden an der Küste der Ostsee liegt die sagenhafte Stadt Vineta - oder eben auch nicht. Denn das Sagenhafte an der Stadt ist die Sage von ihrem mysteriösen Verschwinden. Nur ganz selten und ganz wenigen zeigt sich Vineta, dann aber auch nur für einen kurzen Augenblick, als Erscheinung in der Ferne, um sofort wieder in den Tiefen des Meeres zu versinken.

Irgendwo im Süden, weit von der Küste aber in der Nähe der Berge liegt die Stadt Grafing. Diese selbst steht seit Jahrhunderten da, wo sie eben steht, genau wie das zum Gemeindegebiet gehörende Schloss Elkofen - das dennoch etwas mit dem mythischen Vineta gemein hat: das plötzliche Auf- und Abtauchen nämlich.

Das Schloss liegt etwas versteckt außerhalb der Stadt in einer Senke, der Sage nach konnten es nicht einmal die schwedischen Soldaten im 30-jährigen Krieg finden, weshalb man von einer Plünderung absehen musste. Aufgetaucht ist das Schloss dann Ende Mai, als mitten in Grafing ein Wegweiser aufgestellt wurde, der - was sollte er auch anderes tun - den Weg nach Elkofen weist. Und auch wenn keine plünderungswilligen Schweden plötzlich vor den Toren standen, verursachte der Wegweiser dennoch einige Unannehmlichkeiten für die Schlossbewohner, wie CSU-Stadtrat Max-Emanuel Graf von Rechberg kürzlich im Bauausschuss der Stadt erklärte.

Plötzlich begehren Touristen Einlass: Sie wollen das Schloss, dass sie dank des Wegweisers finden, besichtigen

Denn in Elkofen sah man sich plötzlich mit dem Wunsch zahlreicher Touristen konfrontiert, das Schloss zu besichtigen - dem dessen Bewohner allerdings aus Gründen ihrer Privatsphäre nicht nachkommen wollten. In der Sitzung blieb zunächst unklar, warum und auf wessen Veranlassung der Wegweiser aufgestellt wurde, da der zuständige Rathausmitarbeiter verreist war. Inzwischen ist er wieder zurück und kann die Sache aufklären: Der Tourismusverein hatte den Wegweiser angeregt, da man auf das Schloss als Sehenswürdigkeit hinweisen wollte.

Etwas unterschätzt hatte man allerdings die Schaulustigkeit einiger Touristen. Denn anstatt friedlich am tatsächlich sehr sehenswerten Schloss vorbeizuspazieren, spazierten sie schnurstracks darauf zu und verlangten Einlass. Nun denkt man bei der Stadt darüber nach, den Wegweiser wieder abzumontieren, das Schloss also wie Vineta wieder in seiner Senke verschwinden zu lassen.

Vielleicht wäre das ja auch ein neuer Ansatz für den Tourismus: die Suche nach dem verschwundenen Schloss. Und da es eben ums Suchen und nicht ums Finden geht, wäre ein Wegweiser sowieso etwas für Spielverderber.

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