Gift wollte Bärbl Zellers Mann verwenden, um die Buchsbaumzünsler zu vernichten. Bei dem Schädling handelt es sich um eine Raupenart, deren Leibspeise Buchsbaumblätter sind, bevor sich die grünen Raupen in weiß-braune Falter verwandeln. Im Garten der Zellers in Pliening fanden die Zünsler deshalb einiges zu fressen. Doch auch woanders im Landkreis müssen die Zünsler keinen Hunger leiden - Buchse gibt es schließlich so mancherorts, sei es als Hecke am Straßenrand oder als Grabschmuck auf Friedhöfen. An den kahlen, braunen Stellen hat Bärbl Zeller den Befall bemerkt. Nicht nur im eigenen Garten, sondern "eigentlich an jeder Hecke beim Spazieren gehen", sagt sie. "Und immer, wenn ich die Hand ins Blattwerk stecke, entdecke ich die Raupen."
Dass sich in diesem Jahr tatsächlich ein enormer Zünsler-Befall verzeichnen lässt, bestätigt Harald Käsbauer, Kreisfachberater für Gartenbau im Landratsamt Ebersberg. Das liegt an den warmen Temperaturen der vergangenen Wochen, über die sich viele Menschen, aber auch die Buchsbaumzünsler freuen. Denn am besten gedeihen die Insektenlarven bei Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad, und "aufgrund des Klimawandels kann man schon sagen, dass wir vom Winter gewissermaßen gleich in den Hochsommer kommen", sagt Käsbauer.
Da die Pflanzen durch die Hitze ohnehin schon geschwächt sind, haben die Raupen leichtes Spiel. Ganze Buchshecken fressen sie kahl, lassen lediglich braunes, totes Geäst zurück - wie auch im Garten von Bärbl Zeller. Was Zeller aber erschreckend findet, und was auch Käsbauer bestätigt, ist, dass in Baumärkten häufig zu einem Pestizid für die Bekämpfung geraten wird. Zellers Mann wäre dieser Empfehlung auch gleich gefolgt. Allerdings sorgte Bärbl Zeller selbst sich zu sehr um die Vögel und deren Nestlinge. "Wenn die Vögel die Raupen picken, fressen und verfüttern, dann würden auch noch die wenigen Vögel, die unseren Garten nach wie vor besuchen, sang- und klanglos verschwinden", sagt Zeller. Das Ehepaar hat sich deshalb entschieden, die Sträucher radikal zurückzuschneiden.
Das Risiko für Vögel schätzt Käsbauer allerdings nicht allzu hoch ein, da die Raupen an sich auch schon giftig sind und die Tiere das recht schnell merken würden, selbst wenn sie schon eine Raupe im Schnabel hätten. "Da kann man der Natur schon vertrauen", beruhigt er. Entscheidender ist für den Gartenfachberater, dass "es wirklich nicht sein muss, auch in Privatgärten mit chemischen Mitteln gegen Schädlinge vorzugehen." Vor allem weil ein Hobbygärtner oftmals nicht über das nötige Fachwissen verfügt, um einschätzen zu können, zu welchem Zeitpunkt und in welchen Dosen der Einsatz von Pestiziden wirklich wirksam ist.
Ein Anruf bei einem der Baumärkte in der Region zeigt, dass dem Personal diese Problematik immerhin bewusst ist. Anstatt zu einem chemischen Mittel zu raten, verkaufe sie lieber ein Bacillus thuringiensis, so eine Mitarbeiterin. Kein chemisches Mittel, sondern ein natürliches Bakterium ist das. Benetzt oder besprüht man die Raupen damit, verhindert das eine Verpuppung. Effektiv und gleichzeitig biologisch sei das. Allerdings räumt die Mitarbeiterin auch ein, dass das Mittel aufgrund der gestiegenen Nachfrage teils gar nicht mehr rechtzeitig nachlieferbar sei, sodass die Kunden dann doch auf Pestizide zurückgreifen würden.
Käsbauer bevorzugt allerdings eine noch schonendere und seines Erachtens auch bessere Methode gegen die Zünsler: Den Gartenschlauch auf einen harten, feinen Strahl stellen und die Buchsbäume von unten nach oben abspritzen. "Das ist wichtig, weil die Raupen an den Blattunterseiten sitzen", sagt er. Zudem sei es gut, eine Plane auszulegen, um die Raupen im Anschluss an die kalte Dusche entsorgen zu können. Besonders heikel und schwer zu bekämpfen sei der Buchsbaumzünsler-Befall leider, weil die Raupen bereits gut versteckt in den Buchs-Kronen überwintern, und deshalb oft zu spät bemerkt werden.
Ob eine Behandlung mit dem Gartenschlauch oder durch Zurückschneiden der Büsche erfolgreich war, könnten Hobbygärtner überprüfen, indem sie mit einem kleinen Messer oder dem Fingernagel die Buchs-Rinde etwas abschaben, sagt Käsbauer. Ist das darunter zum Vorschein kommende Holz noch grün und saftig, wird der Strauch erneut austreiben. Die braunen, verdorrten Zweige könne man dann einfach abschneiden. Ist das Holz jedoch braun und tot, hat die Pflanze den Zünsler nicht überlebt.