Süddeutsche Zeitung

Satire-Partei in Ebersberg:Die Partei Ebersberg: "Freibier, bis das Geld ausgeht"

Der Kirchseeoner Kreisvorsitzende der "Partei" Simon Brunner will "Inhalte überwinden". Im Interview erzählt er, wie hart er für seine Position kämpfen musste.

Interview: Clara Lipkowski, Ebersberg

Simon Brunner, 21, studiert eigentlich Informatik und Games Engineering an der TU München. Für die Satire-Partei "Die Partei" tritt der Kirchseeoner nun in Personalunion als Landtags- und Bezirkstagskandidat an. Die Partei, die seit 2014 einen Sitz im Europaparlament hat, ist in Ebersberg noch kaum in Erscheinung getreten, wohl auch, weil sich die Mitglieder an einer Hand abzählen lassen: Bei der Kandidatenwahl waren außer Brunner vier weitere Mitglieder anwesend. Als Kreisvorsitzender nimmt er es mit den Mitgliedern nicht so ernst: "Ich besitze keine Kenntnis darüber, wie viele weitere Genossinnen und Genossen sich in den Schatten Ebersbergs verbergen", sagt Brunner. Er ist der Partei im Jahr 2013, bei deren Gründung im Kreis Ebersberg, beigetreten. "Im zarten Alter von 16 Jahren."

SZ: Im November 2017 wurden Sie in Ihrer Partei zum Landtagskandidaten gewählt. Das sei ein "erbitterter Kampf" gewesen, schrieben Sie auf Facebook. Wegen der starken Konkurrenz und anhaltender interner Machtkämpfe?

Simon Brunner: Die Nerven lagen tatsächlich zum Zerreißen blank - dies war jedoch zum größten Teil der schier unüberwindbaren Flut an Papierkram geschuldet. Glücklicherweise konnte ich mir stets der tapferen Unterstützung durch meine Kameraden gewiss sein. Dass ich mich schließlich durchsetzen konnte, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass es keine weiteren Mitbewerber gab.

Sie sind Kandidat für alles: Sie wollen für die Partei auch gleich noch in den Bezirkstag.

Es hat sich leider niemand anderes freiwillig als Kandidat gemeldet, deshalb übernehme ich beide Posten.

Sie sagen, Ihre Partei wolle "Inhalte überwinden" und Bürger nicht mit Wahlversprechen "verwirren". Wofür sollen Bürger Sie denn sonst so wählen?

Die Partei Ebersberg betreibt noch Politik um der Politik willen. Wir geben keine leeren Versprechen, die letzten Endes sowieso nicht eingehalten werden, sondern stellen den Bürger ins Zentrum unserer Politik.

Die Partei Bayern sagt zum erwünschten Landtagswahlergebnis: "Alles unter 100 Prozent ist eine Enttäuschung, die wir nicht akzeptieren werden." Jetzt mal realistisch: Wie viel Prozent sind drin? Mehr als die 0,97 Prozent bei der Bundestagswahl 2017?

Die Partei konnte ihr Wahlergebnis in der Bundestagswahl 2017 im Vergleich zur Wahl 2013 verfünffachen. In Bayern streben wir einen ähnlichen Faktor an; ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese Erwartung übererfüllen werden. Dennoch sind 100 Prozent oder mehr ein Ziel, auf das man hoffen darf.

Sie wollen sich nach den Wahlen "ausgiebig darüber informieren, was der Landtag eigentlich genau macht". Schon irgendeine Idee?

Selbstverständlich. Ich werde mir die Website des Landtags mal anschauen; und es kann sicher auch nicht schaden, sich den entsprechenden Wikipedia-Artikel durchzulesen.

Mal angenommen, die Partei würde den Landkreis Ebersberg regieren, was würden Sie als erstes durchsetzen?

Freibier, bis das Geld ausgeht.

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SZ vom 18.09.2018/koei
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