Bahnverkehr:Jetzt doch vier Gleise?

Bahnverkehr: Der Bahnverkehr zwischen Ostbahnhof und Erding soll leistungsfähiger werden, die Planungen für zwei neue Gleise sollen demnächst beginnen.

Der Bahnverkehr zwischen Ostbahnhof und Erding soll leistungsfähiger werden, die Planungen für zwei neue Gleise sollen demnächst beginnen.

(Foto: Christian Endt)

Überraschung: Das Verkehrsministerium gibt grünes Licht für den Schienenausbau zwischen München und Markt Schwaben. Die Bürgermeister reagieren jedoch nicht nur mit Jubel.

Von Barbara Mooser, Poing/Markt Schwaben

Jahrzehntelang haben Politiker entlang der S 2 gefordert, dass die Bahnstrecke durch die Landkreise München, Ebersberg und Erding endlich ausgebaut wird. Denn die Verkehrsbelastung auf den Gleisen ist stark und wird weiter zunehmen. Immer wieder aber lautete die Antwort von Bund, Land und Bahn: Damit wird es bis auf weiteres nichts. Umso überraschender kommt jetzt die Ankündigung von Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU), der zufolge die Planungen für den Ausbau der Strecke nun beginnen sollen. Sollte es mit dem Projekt vorangehen, müssten die Bahnhöfe entlang der Strecke wohl in großem Stil umgebaut werden - auch jener in Poing, der gerade barrierefrei ausgebaut wird.

Dass der Abschnitt der Bahnstrecke zwischen München und Markt Schwaben nicht für die zukünftigen Anforderungen ausgelegt ist, darauf hatten Kommunalpolitiker immer und immer wieder hingewiesen. Schon jetzt reichen die Kapazitäten kaum, um die Pendler aus den bevölkerungsreichen Kommunen entlang der Bahn in die Landeshauptstadt und wieder zurück zu transportieren. Und schon lange ist klar, dass sich die Lage eher verschärfen wird: Denn der Ausbau der Bahnstrecke östlich von Markt Schwaben Richtung Mühldorf und Freilassing ist längst geplant, durch die zweite Stammstrecke wird auch die S-Bahn in der Landeshauptstadt wesentlich leistungsfähiger - zwischen dem Ostbahnhof und Markt Schwaben entstünde also ein Flaschenhals mit dem Potenzial für viele Komplikationen. Bürgermeister der Anliegergemeinden, die Landräte der drei betroffenen Landkreise, die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern, die Handwerkskammer für München und Oberbayern sowie die Messe München haben sich deshalb 2015 zu einem S-Bahn-Bündnis zusammengeschlossen, dessen Ziel neben dem Ausbau auf der S 2 auch eine bessere Anbindung der Messe ist.

Lange schien es allerdings so, als ginge dennoch überhaupt nichts voran - bis am Sonntagvormittag das Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung die Neuigkeit verkündete. Die Ministerin habe "grünes Licht für erste Planungen eines Ausbaus der Strecke München Ost - Markt Schwaben gegeben", heißt es darin. Sie setze damit ein Signal in Richtung Bund: "Wir müssen eine Ausbauperspektive für diesen hochbelasteten Streckenabschnitt schaffen. Mit den konkreten Planungen wollen wir beim Bund, der für die Schieneninfrastruktur per Grundgesetz verantwortlich ist, mit Nachdruck einen bedarfsgerechten Ausbau auch in diesem Streckenabschnitt einfordern." Um dabei zügig voranzukommen, haben Freistaat und DB einen entsprechenden Planungsvertrag auf den Weg gebracht. Für die ersten Planungsschritte, die eine Grundlage für die darauffolgenden vertieften technischen Planungen bilden, finanziert der Freistaat die Kosten in Höhe von rund 250 000 Euro. Neben einem bestandsparallelen Ausbau soll die Planung auch eine mögliche Schienenanbindung der Messe München berücksichtigen. Ministerin Schreyer: "Die Strecke zwischen München Ost und Markt Schwaben ist heute schon stark belastet und wir wollen den Schienenverkehr weiter stärken. Dies gelingt aber nur, wenn die notwendige Infrastruktur dazu vorhanden ist. An dem Punkt müssen wir ansetzen." Auch Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB in Bayern, begrüßt laut Pressemitteilung den Schritt: "Wir bauen aus, damit unsere Kunden bequemer und besser in den Zug kommen - und Züge am Ende pünktlicher und häufiger verkehren können."

Mehr und pünktlichere Züge - damit können sich natürlich auch die Bürgermeister der Anliegergemeinden anfreunden. Doch nur mit Jubel wird die Ankündigung aus dem Verkehrsministerium nun nicht begrüßt. "Ich bin hin- und hergerissen", sagt etwa Markt Schwabens Bürgermeister Michael Stolze (parteilos): Bedeutet das nun, dass vielleicht auch die Planungen für den barrierefreien Umbau des Bahnhofs Markt Schwaben Fahrt aufnehmen? Oder werden sie vielmehr doch aufs Abstellgleis geschoben, weil nun zwei Gleise mehr dazu geplant werden müssen? "Ich will jetzt da mal optimistisch sein", sagt er. Die Vertreter der Bahn hätten immer davon gesprochen, dass die Pläne eine gewisse "Aufwärtskompatibilität" vorsähen - dass also durch einen Ausbau der Bahnstrecke nicht alles Makulatur würde.

In Poing ist man mit dem barrierefreien Umbau schon weiter - die Arbeiten laufen gerade seit einer Woche. Kommt der viergleisige Ausbau, müsste man die Station erneut komplett umbauen, dann würde hier ein Mittelbahnsteig statt der beiden bestehenden Außenbahnsteige entstehen, wie Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) erläutert. Bei ihm überwiegt dennoch die Freude über die Ankündigung der Ministerin: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung." Auch wenn die nun eingeplante Summe erst einmal eher "ein Tropfen auf den heißen Stein" sei. Ein Ausbau der Strecke würde Poing, so Starks Hoffnung, eine Taktverdichtung und einen besseren Lärmschutz für Anwohner bringen. Allerdings werde das sicher nicht in absehbarer Zeit passieren, angesichts der langen Planungszeiten und der Tatsache, dass man auf jeden Fall mit Klagen rechnen müsse. "Zehn Jahre plus X", so lautet seine Prognose. Dass am frisch umgebauten Poinger Bahnhof also bald wieder Baumaschinen anrücken, damit rechnet er also nicht.

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