S-Bahn im Kreis Ebersberg:Rote Karte für die Bahn

Die Züge kommen zu spät, Fahrgäste werden schlecht informiert - und besonders auf der S-Bahn-Linie 2 gibt es immer wieder Probleme: Der SPD-Abgeordnete Ewald Schuler hat jetzt verschiedene Bahnhöfe im Kreis Ebersberg besichtigt. Sein Urteil ist vernichtend.

Ronen Steinke

Eigentlich suchte der SPD-Bundestagsabgeordnete bei seiner Tour entlang der S-Bahnhöfe im Landkreis Ebersberg Argumente für neue Gleisstrecken: Ewald Schurers Projekt ist die zweite Stammstrecke der S-Bahn, daneben die seit den achtziger Jahren diskutierte Verbindung der S2 nach Erding mit der Flughafenlinie S8 ("Ringschluss"). Die Ebersberger Pendler allerdings berichteten dem Politiker von ganz anderen Problemen, und so ist das Ergebnis dieser Tour eher ein Appell an die S-Bahn-Betreiber für eine bessere Informationspolitik geworden.

S-Bahn im Kreis Ebersberg: Nicht nur auf Züge, sondern auch auf Auskunft warten Fahrgäste an den Bahnhöfen im Landkreis oft vergeblich.

Nicht nur auf Züge, sondern auch auf Auskunft warten Fahrgäste an den Bahnhöfen im Landkreis oft vergeblich.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Wie wenig die Fahrgäste derzeit über Verspätungen informiert werden, ist ein dringendes Problem", sagt Schurer - und verweist auf elektronische Anzeigetafeln, die entlang der gesamten Pendlerstrecke von Ebersberg nach München unzuverlässig seien. Bauarbeiten am Bahnhof Ebersberg bringen seit Mitte Juli den Fahrplan durcheinander; eine Sprecherin der Bahn hatte zu Beginn der Woche eingeräumt, dass es mit den Anzeigetafeln seither ein technisches Problem gebe, das bislang nicht behoben ist (wir berichteten). Als Politiker habe er kein Interesse an einem Streit mit der Bahn, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Ebersberg, aber dieser "Nachlässigkeit" im Umgang mit den Fahrgästen sei "empörend".

Schurer hat die S-Bahn-Stationen Ebersberg, Grafing-Bahnhof, Kirchseeon und Poing jeweils in den Morgenstunden besucht. Wie Schurer der SZ sagte, zeichneten sich dabei große Unterschiede ab: In der S2, die aus Erdinger Richtung über Markt Schwaben und Poing nach München fährt, ballten sich die Probleme besonders. Über den Bahnhof Poing, den Schurer zur Hauptverkehrszeit am Morgen besucht hat, sagt der Abgeordnete: "Hier ist das Urteil vernichtend." Die Pendler seien auf pünktlich fahrende S-Bahnen angewiesen, erführen aber oft nicht - oder zu spät - von Verspätungen. Zudem seien die Züge insgesamt zu kurz. "In der Rushhour müssten noch zusätzliche Waggons angehängt werden. Derzeit stehen die Menschen morgens wie die Sardinen."

Auf der Linie S4, die aus Ebersberger Richtung über Vaterstetten nach München führt, sieht Schurer unterdessen Positives und Negatives. Die Note "gut" verdiene die Haltestelle Grafing-Bahnhof. Dort könnten die Pendler neben der S-Bahn auch auf Regionalzüge zugreifen, die in Richtung Ostbahnhof führen. Zudem werde die im vergangenen Jahr eingeweihte Park-and-ride-Anlage am Bahnhof "gut angenommen".

Zwischen Ebersberg und Grafing allerdings machten sich Probleme bemerkbar: Vom Endbahnhof in der Kreisstadt aus fahren die S-Bahnen - aufgrund der Bauarbeiten am dortigen Bahnhof - derzeit nur eingeschränkt bis Grafing, und dort seien die Pendler derzeit "völlig unzufrieden" mit dem Informationsangebot der S-Bahn-Betreiber, sagt Schurer. In Kirchseeon hingegen, das von den Bauarbeiten nicht betroffen ist, habe er "einigermaßen zufriedene Pendler" erlebt.

In dieser Woche will der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete seinen Bericht über die Lage an den Bahnhöfen dem für die Münchner S-Bahnen zuständigen Vertreter der Deutschen Bahn, Heiko Haarmann, überreichen.

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