Rossinizentrum:Es darf ein bisschen mehr sein

Baldham Rossini-Zentrum

Nicht gerade das pralle Leben herrscht im Rossinizentrum an der Johann-Strauß-Straße, viele Läden stehen leer, auch der Supermarkt hat schon vor Jahren zugemacht. Die Eigentümer wollen das Zentrum nun neu beleben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstettens Gemeinderäte sind grundsätzlich für Neubau des Rossinizentrums, zu groß soll es aber nicht werden. Außerdem sollen auch die Anwohner in die Planung einbezogen werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Hauptsache, es passiert endlich was. Unter diesen Nenner kann man die Reaktionen des Vaterstettener Gemeinderates auf die Pläne der Eigentümer des Rossinizentrums bringen. Diese wünschen sich eine Erweiterung oder einen Neubau mit mehr Fläche, die vor allem zu Wohnzwecken genutzt werden soll. Auch auf dem gemeindlichen Grundstück im Süden des Komplexes könnte gebaut werden. Allerdings will man bei der Gemeinde eine zu dichte Bebauung vermeiden, außerdem sollen die Bewohner der umliegenden Häuser in den Planungsprozess einbezogen werden.

Denn kurz nach Bekanntwerden der Pläne der Eigentümer für einen bis zu achtstöckigen Neubau waren die Nachbarn mit einer Protestnote beim Bürgermeister vorstellig geworden. Sie kritisierten besonders die erwartbare Verkehrszunahme durch einen neuen Wohnblock. Einige Nachbarn hatten auch den Weg in den Sitzungssaal gefunden und waren nicht unbedingt zufrieden mit dem, was sie dort zu sehen bekamen.

Bauamtsleiterin Brigitte Littke stellte die vier Entwürfe der Eigentümer kurz vor. Variante 1 ist ein Neubau auf der Grundfläche des jetzigen Zentrums, allerdings um zwei bis drei Geschosse erhöht. Im Südosten würde zudem ein Turm mit neun Geschossen entstehen. Insgesamt hätte das neue Gebäude 6800 Quadratmeter Nutzfläche, davon 5500 für Wohnungen. Ungenutzt bliebe das Gemeindegrundstück im Süden. Bei Variante 2 entstünde dort ein sechsstöckiges Türmchen, auf der Fläche des jetzigen Rossinizentrums würde ein Komplex mit der Grundfläche eines umgedrehten C in ähnlicher Höhe entstehen. Die Nutzfläche wäre mit 7900 Quadratmeter dementsprechend höher, 7100 davon könnten Wohnungen sein. Bei der dritten Variante bleibt der Baukörper im Norden in etwa gleich, dafür würde jener auf dem Gemeindegrundstück deutlich größer, so dass noch etwa 250 Quadratmeter mehr entstehen würden. Variante vier schließlich sieht einen einzigen Block in Form eines umgedrehten F vor, die Nutzfläche wäre mit 10 400 Quadratmeter am größten, genau wie der Anteil an Wohnungen, für die hier 8500 Quadratmeter zur Verfügung stünden. Diese Variante, das machte Littke gleich klar, komme für die Gemeinde nicht in Frage, diese sei "angesichts der städtebaulichen Wirkung und der erheblichen Geschossflächenmehrung nicht vertretbar". Vorstellen könnte man sich dagegen die Variante 3, diese entspreche etwa 60 Wohneinheiten, im Gemeindebau könnten sowohl eine Bücherei als auch Sozialwohnungen untergebracht werden. Littke verwies aber auch auf die in zwei bis drei Jahren anstehende Neubebauung des Schulareals in der Gluckstraße sowie die noch nicht zeitlich definierte Erweiterung des Gymnasiums. Alle drei Baumaßnahmen auf einmal würden "das Gebiet erheblich belasten", darum sei "eine zeitliche Staffelung dringend anzuraten".

Grundsätzlich, da waren sich alle Fraktionen einig, sei ein Neubau des Rossinizentrums eine gute Idee. "Jede Veränderung an der Stelle ist besser als der Status quo", sagte etwa SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier. Auch der zusätzliche Wohnraum an der Stelle sei sinnvoll, das Areal liege zentral und sei gut erschlossen. Bevor man aber für oder gegen eine Variante entscheiden könne, "sind noch viele Details zu klären", etwa der Anteil der Sozialwohnungen, die Möglichkeit für Gemeindeeinrichtungen wie die Bücherei und auch die Ansiedelung eines Nahversorgers. Mit einem solchen habe man schon Gespräche geführt, sagte Wirtschaftsförderer Georg Kast, die Supermarktkette habe Interesse an einer 20 Jährigen Pacht bekundet.

Manfred Schmidt (FBU/AfD) mahnte dazu, im Falle des Falles einen solchen Vertrag auch wasserdicht abzuschließen. Er erinnerte an das versprochene Kino am Baldhamer Marktplatz, das dann aber nie gebaut wurde. So etwas dürfe beim Supermarkt im neuen Rossinizentrum nicht geschehen. Außerdem solle man nicht den Eigentümern die Planung überlassen, sondern an eine unabhängige Stelle vergeben. "Ich finde es gut, dass die Eigentümer Vorschläge gemacht haben", sagte Renate Will (FDP), es sei ja nicht zu übersehen, dass es "ein bisschen todelt" im Rossinizentrum. Eine Aussage, die die anwesenden Anlieger mit hörbaren Missfallensäußerungen kommentierten, schließlich gebe es lediglich keinen Lebensmittelladen mehr.

Axel Weingärtner (Grüne) zeigte zwar "Verständnis für den Wunsch der Eigentümer", aber ebenso wichtig seien auch die Interessen der Anlieger, "es muss auch für die Nachbarn verträglich sein". Dies forderte auch CSU-Fraktionschef Michael Niebler und verwies darauf, dass es noch ein langer Prozess sei, bis tatsächlich etwas Neues am Rossinizentrum entsteht: "Wir sind heute nicht hier, um Baurecht zu schaffen", es gehe lediglich darum, sich über Möglichkeiten zu informieren. Allerdings werde man langfristig nicht um die Frage herumkommen: "Wie kann man das Rossinizentrum besser machen?"

"Wir sind uns bewusst, dass wir eine große Aufgabe haben", fasste Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) die Debatte zusammen, "wir müssen Verbesserungen schaffen, der Bedarf ist groß." An die anwesenden Nachbarn gewandt versprach der Bürgermeister auch, dass nichts über deren Köpfe entschieden werden soll: "Die Anlieger sind mit Gewissheit mit dabei."

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