Rettungssanitäter aus Poing:Der Tausendsassa

Omid Atai

Mitsprache und Teamgeist sind zentrale Punkte, wenn Omid Atai als Rettungssanitäter im Landkreis unterwegs ist.

(Foto: Lisa Prause/OH)

Omid Atai aus Poing bekleidet zahlreiche Ämter - Mitbestimmung ist dabei überall relevant

Von Lisa Prause, Valentina Jovanovic und Romina Niyazi, Vaterstetten/Poing

Mitbestimmung ist ein ständiger Begleiter im Leben von Omid Atai aus Poing. Ganz egal, ob es sich um das Studium der Rechtswissenschaften des 28-Jährigen an der Uni Augsburg handelt, seine ehrenamtliche Arbeit bei der Poinger Feuerwehr, seine Mitgliedschaft im Vorstand der Vaterstettener Volkshochschule, sein Gemeinderatsmandat in Poing oder seine Tätigkeit im Ebersberger Kreistag, oder seinem aktuellen Hauptberuf als Rettungssanitäter beim Kreisverband Mühldorf des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK): Teamgeist, Beteiligung, und vor allem Respekt vor Mehrheitsentscheidungen sind überall wichtige Punkte.

Atai war 18 Jahre alt, als er angefangen hat, ehrenamtlich im Rettungsdienst zu arbeiten. Immer wieder gab es Phasen in den vergangenen zehn Jahren, in denen er diese Arbeit auch hauptberuflich machte, so wie es aktuell der Fall ist. Im Verhältnis zwischen Patient und Rettungsdienstler ist Mitsprache ein großes Gut, wie Atai sagt. "Wir entscheiden nie über den Kopf des Patienten hinweg." Ausnahmen von dieser Regel gebe es nur dann, wenn der Patient aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands keine Entscheidungen mehr treffen kann, weil er zum Beispiel bewusstlos ist. Eine andere Ausnahme wäre, so der 28-Jährige weiter, wenn der Patient auch im Vorfeld keine Äußerungen zu Behandlungsmöglichkeiten abgegeben hat, also keine Patientenverfügung vorhanden ist.

In solchen Fällen spielt dann Teamgeist eine große Rolle, wie Atai sagt. Die Gruppe entscheidet, was aus medizinischer Sicht das beste Behandlungsvorgehen für den Patienten ist. Und wenn sich die Teammitglieder einmal uneinig sind? Dann treffe der Notarzt die Entscheidung, sollte dieser noch nicht vor Ort sein, obliege diese Aufgabe dem Notfallsanitäter - also immer die Person, mit der höchsten medizinischen Ausbildung. Solche Situationen kommen aber kaum vor, wie aus Atais Ausführungen deutlich wird. "Eigentlich geschieht alles einvernehmlich."

Was passiert aber, wenn der Patient eine lebensgefährliche Verletzung hat, bei Bewusstsein ist und eine Behandlung ausdrücklich ablehnt? "Dann müssen wir erst einmal klären, ob er in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen", erklärt Atai. Bei lebensgefährlichen Verletzungen sei es oft der Fall, dass der Patient unter Schock steht. In einem solchen Zustand würden viele Menschen Entscheidungen treffen, wie sie es normalerweise nicht tun. "Wenn ich in einem solchen Fall dann aber nicht behandle, dann bringe ich den Patienten damit halt um", so Atai weiter. Deshalb sei zunächst sicherzustellen, dass der Patient keine lebensgefährlichen Verletzungen mehr hat, "danach kann er dann immer noch mitentscheiden, ob er behandelt werden möchte oder nicht".

Teamgeist ist beim Rettungsdienst aber auch noch in einer weiteren Hinsicht ein äußerst wichtiger Bestandteil, nämlich bei der Behandlung des Patienten selbst. "Alleine wirst du keinen Berg versetzen können", betont Atai. Er nennt das Beispiel der Reanimation: Wenn er alleine bei einem Patienten ist, dann kann er nur eine Herzdruckmassage durchführen. Ein zweiter Rettungsdienstler könnte aber zusätzlich dazu den Patienten noch beatmen, und ein dritter sogar einen Defibrillator organisieren. Das erhöht die Chancen des Patienten, dass sein Herz wieder ohne Hilfe schlägt und er überlebt.

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