Regionaler Holzverkauf:Wie Ebersbergs Händler das Baumarkt-Brennholz ausstechen

Brennholz, Kaminholz - Brennholzhändler

Im Betrieb von Lorenz Wimmer trocknet das Holz in überdachten Metallkäfigen auf einem freiem Feld in Hohenlinden. Der Wind pfeift am Freitagmittag, derzeit lagern dort 150 Ster Mischholz - was in etwa dem Jahresverbrauch von zehn bis 20 Haushalten entspricht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Billig-Brennholz aus Osteuropa macht den Anbietern im Landkreis zunehmend Konkurrenz. Regionale Händler und Waldbesitzer versuchen, mit heimischer Ware Stammkunden zu halten.

Report von Korbinian Eisenberger

Was für ein Sauwetter. Der Regen ist stärker geworden, die Schuhe bleiben im Morast stecken und die Kälte fährt in die Glieder. Es ist ein Tag zum Verkriechen, hinter dem Ofen, ein denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Ausflug in den Ebersberger Forst. Das sieht man, weil der Wald an diesem Vormittag menschenleer ist. Zumindest fast, denn auf einer Lichtung bei Anzing, da blitzen zwei Warnwesten zwischen den Bäumen durch. "Auf diese Zeit freue ich mich das ganze Jahr", sagt ein Mann mit Schutzkleidung und Motorsäge, vom Helm tropft der Regen. "Man muss sich ein bisschen auskennen", sagt er. "Dann ist es das Schönste überhaupt."

Franz Fellermayer ist seit neun Jahren dabei, seither geht er in den Ebersberger Forst und schneidet dort Bäume um. An diesem Freitag hat der Finsinger (Landkreis Erding) einen Spezl mitgebracht, den 65-jährigen Herbert Pötzl aus Markt Schwaben - alleine ins Holz gehen ist zu gefährlich. Die beiden zählen zu einem Kreis von 400 Selbstversorgern, die im Herbst in den Ebersberger Forst fahren und sich dort ihr Brennholz machen. Herbert Pötzl sägt eine Buche um, 45 Jahre Erfahrung,ein Blick reicht, um zu sehen, ob ein Baum gefällt werden darf oder nicht. "Man kann sagen, dass wir Fans sind", sagt sein Kumpane.

Brennholz, Kaminholz - Selbstversorger

Am günstigsten ist Brennholz, wenn man wie Franz Fellermayer (links) und Herbert Pötzl selbst in den Wald geht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Fellermayer ist 67, Rentner, wie manch anderer hat er das Holzmachen zu seinem Hobby gemacht. Zwei Tage Kurs, Praxis und Theorie, dann bekommt man den sogenannten Motorsägen-Führerschein und darf loslegen. Wie in anderen bayerischen Regionen bietet der Forstbetrieb Wasserburg das als Paket an, wer sich sein Brennholz selbst macht, zahlt weniger, 25 statt 45 Euro pro Ster Buchenholz, also für einen Raummeter an zwei bis drei Meter langen Holzstämmen. "Das ist was für Liebhaber", sagt Heinz Utschig, der Forstamtsleiter, seine Behörde regelt den Holzvertrieb im Ebersberger Forst.

Brennholz, Kaminholz, Kaminbrennmittel in Baumarkt

Pellets, Briketts, Scheite - im Baumarkt ist der Preis niedriger als beim Fachhändler.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für Utschig und alle anderen, die Brennholz zum Verkauf anbieten, sind es spannende Zeiten. Durch moderne Öfen, die kaum mehr Schadstoffe ins Haus befördern, ist Holz als Heizstoff bei den Deutschen zunehmend beliebter geworden. Der Markt hat neue Dimensionen erreicht, nach Angaben der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft ist der bundesweite Brennholzverbrauch zwischen 2005 und 2014 von 20 auf 32 Millionen Festmeter gestiegen. Der Deutschen Naturschutzbund (Nabu) kritisierte dies jüngst als gefährliche Entwicklung, mittlerweile heize jeder vierte Haushalt mit Holz. Die Einschätzung: Das Holz geht aus, es deckt den Bedarf nicht mehr.

Zu wenig Holz, zu viele Heizer? Wo es in Ebersberg doch den Forst gibt?

Zu wenig Holz für zu viele Heizer? Kann das sein, in einer Region wie Ebersberg, die geprägt ist von einem 7000 Hektar großen Forst? Antworten liefert einer der größten Brennholzhändler im Landkreis. "Buchenholz wird immer beliebter, und da reicht der Bestand im Ebersberger Forst bei weitem nicht aus", sagt Josef Spitzl vom "Brennholzsepp" in Grafing. Buche hat einen sehr hohen Brennwert, ist also effektiver als Fichtenholz, und deshalb auch teurer und beliebter. Er kaufe deshalb seit Jahren Buchenholz aus Kroatien hinzu. "Anders könnte ich die Nachfrage gar nicht mehr erfüllen", sagt er.

Brennholz, Kaminholz - Brennholzhändler

Dafür geht man bei der Qualität ein höheres Risiko ein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Holz aus dem Ausland ist also Lückenfüller, hört man sich bei den mittelständischen Brennholzhändlern im Landkreis Ebersberg um, liegt darin aber auch ein Problem. Es hat sich herumgesprochen, dass den Deutschen ihr Holz ausgeht, und so beliefern bulgarische und rumänische Firmen nicht nur kleine Betriebe, sondern auch die ganz großen Kunden: die Baumärkte. "Da kostet der Festmeter halt gleich mal 30 Euro weniger", sagt Forstamtsleiter Utschig, 70 statt 100 Euro, "das ist für manche schon ein Argument", sagt er. Groß Umsatz machen die Märkte mit ihren Billigangeboten nicht, es geht wohl eher um was anderes. Wer schon mal im Baumarkt ist, der nutzt die Zeit gerne und kauft noch ein bisschen mehr ein.

Beim Brennholzsepp in Grafing beobachten sie diese Entwicklung seit sechs Jahren. "Wir versuchen, die Leute mit unserer Qualität zurückzugewinnen", sagt Betriebschef Spitzl. Die Ware aus Osteuropa sei oft zu feucht, wenn sie in den großen Baumarktketten ausliegt, "wir lagern das Holz noch neun Monate, bevor wir es verkaufen", so Spitzl. Unzufriedene Baumarkt-Kunden würden öfter über nasse Ware berichten, und von Holzpaketen, die schick aussehen, innen aber eine Überraschung aus Holzabfällen und Spanplatten verbergen. Das ist das Risiko beim Sparangebot der Großhändler.

Im rumänischen Holz war der Schwammerl drin

Manche Holzheizer haben das erkannt, so zumindest die Wahrnehmung von Lorenz Wimmer, 66, ein Holzarbeiter durch und durch, er fällt Bäume, seit er 14 Jahre alt ist. Wimmer hat ein Holzgeschäft in Hohenlinden, dort hat er gerade eine Ladung Stämme auf die Spaltmaschine geschaufelt, er hat nur Holz aus dem Ebersberger Forst. "Heuer haben wir unser Trockenholz fast ausverkauft", sagt er, die Nachfrage sei zuletzt gestiegen, manche Kunden gewinne er zurück. "Einer hatte was aus Rumänien, da musste er seinen Keller ausräumen, weil der Schwammerl drin war", sagt Wimmer. "Es fragen wieder mehr nach Holz aus dem Ebersberger Forst."

Brennholz aus der Ferne ist nicht zwingend schlechter, aber so gut wie immer zu nass, um es gleich zu verheizen. Und es muss transportiert werden, für den Forstamtsleiter ist das der noch zentralere Punkt. "Hier wird tonnenweise Ware über hunderte Kilometer durch ganz Europa gefahren", sagt Utschig. Schon deshalb sei das Holz von weiter weg weniger nachhaltig und schade so der Umwelt. "Mein Eindruck ist, dass sich dessen wieder mehr Leute bewusst werden", so Utschig.

Vielleicht ist die Sorge um die Natur hier das Motiv, vielleicht aber auch nicht nur. Im Wald hat es jetzt zu schütten begonnen, Herbert Plötzl und Franz Fellermayer haben für heute den letzten Baum umgeschnitten. "Den müssen wir jetzt gut trocknen lassen", sagt Fellermayer. Der Kaminkehrer ist strenger geworden, auch das wäre ein Motiv, sich um trockenes Brennholz zu kümmern. "Er überprüft sogar, ob das Holz in der Kiste vorm Ofen noch weich ist", sagt Fellermayer. Wenn nicht, kann ein Ofenbesitzer Ärger bekommen, Wiederholungs-Verheizern droht eine Geldstrafe. Denn weiches Holz ist feucht und verwandelt einen Kamin zum Luftverschmutzer. Dann stinkt es in der Stube und auf dem Dach, das ist schlecht an Tagen, die zum Verkriechen da sind.

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