Reden wir über:Weihrauch und Begeisterung

Reden wir über: Julia Kronester.

Julia Kronester.

(Foto: privat)

Nach 15 Jahren hört Julia Kronester als Ministrantin auf

Interview von Johanna Feckl

15 Jahre lang war Julia KronesterMinistrantin in der Pfarrei Sankt Andreas in Oberpframmern, seit 2012 Oberministrantin. Kurz vor Weihnachten wurde die 24-Jährige von ihrer Pfarrgemeinde verabschiedet. Im SZ-Interview erzählt sie, was nötig ist, um so lange dabei zu bleiben, und weshalb sie die Ministrantenrobe nun doch endgültig an den Haken gehängt hat.

SZ: Frau Kronester, die meisten können nicht auf solch eine lange Ministranten-Zeit zurückblicken wie Sie. Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?

Julia Kronester: Ich fand in der Schule den Religionsunterricht schon immer interessant, über Bibelgeschichten zu reden und zu schauen, wo sie heute noch aktuell sind. Irgendwann wollte ich auch praktisch in der Kirche etwas tun - also bin ich nach der Erstkommunion Ministrantin geworden.

Viele verlieren dann im Jugendalter das Interesse an Religion. Weshalb Sie nicht?

Wir hatten mit Wolfgang Lehner (von 2005 bis 2013, Anm. d. Red.) einen sehr motivierenden Pfarrer, der irgendwie so unglaublich nah war. Er war für den ganzen Ort sehr prägend, und hat wahnsinnig mitreißende Reden gehalten, da konnte man auch als Kind zuhören. Klar habe ich trotzdem nicht alles verstanden, aber ich war dabei und habe zur Gemeinschaft dazugehört. Das war schön und faszinierend für mich. Zusätzlich gab es bei uns viele Aktivitäten, und das ist ausschlaggebend, um im Teenageralter dabei zu bleiben.

Welche Aktivitäten gab es denn?

Wir hatten beispielsweise ein Ministrantentheater: Pfarrer Lehner hat jedes Jahr ein Theaterstück und passende Lieder geschrieben. Und wir hatten viele Freizeiten, waren in Rom und in Assisi oder Skifahren.

Kam da die Religion nicht etwas zu kurz?

Nein, Pfarrer Lehner hat alles unglaublich toll gestaltet und dabei die Theologie so verpackt, dass man immer voll dabei war, egal in welchem Alter. Die perfekte Mischung aus theologischen Aspekten und deren jugendgerechter Aufbereitung.

Das Interesse am Ministrieren ist ja die eine Sache, aber Zeit die andere. Wurde das nie etwas eng?

Eigentlich dachte ich, dass es mit dem Studium zeitlich nicht mehr funktionieren wird, ich habe Grundschullehramt studiert und nebenbei auch gearbeitet. Aber es ging dann doch. Das Problem war, dass es keine andere Ministrantin gab, die vom Alter her in Frage gekommen wäre, um meine Aufgabe zu übernehmen. Aber ich weiß ja, wie wichtig es ist, dass man mit den jüngeren Ministranten neben den Gottesdiensten etwas macht, damit sie später dabei bleiben. Deshalb habe ich es mir eben so eingeteilt, dass es irgendwie klappt und ich es hinbekomme.

Warum ist nun aber doch das Ende gekommen?

Mittlerweile bin ich im Referendariat, und es klappt dadurch einfach nicht mehr - als Student kann man sich seine Zeit eben flexibler einteilen. Ich wäre mir wie eine Heuchlerin vorgekommen: Ich finde es blöd, wenn man Oberministrantin ist und dann aber nur einmal im Monat in der Kirche ist und ansonsten gar nichts tut.

Und wer ist Ihre Nachfolgerin als Oberministrantin?

Im Moment muss das Simon Eisenmann alleine machen - wir waren zuletzt zwei Oberministranten. Die wöchentliche Ministrantenstunde für die Mädchen, die ich geleitet habe, übernehmen zwei der älteren Mädchen, die sind 15 Jahre alt. Wir haben da leider eine große Alterslücke.

Woran liegt das?

Na ja, ich denke, es ist nicht alles toll, was die Kirche derzeit macht.

Was meinen Sie damit?

Ich finde in vielen Dingen muss die Kirche offener und moderner werden. Eigentlich wären die Botschaften ja für jeden verständlich und wichtig. Aber wenn die Kirche, überspitzt gesagt, nur aus Bittgängen und Rosenkränzen besteht - das funktioniert bei den jungen Menschen nicht mehr! Es braucht Pfarrer, die lebensnah predigen, dann sind auch viele Leute begeistert - wie es etwa bei Pfarrer Lehner der Fall war. Der hat in seiner Predigt so gesprochen, als ob er damit jeden einzelnen im Gottesdienst meint. Die Kirche muss menschlicher und näher werden, ansonsten wird es auf Dauer schwierig, Menschen zu begeistern und sie dadurch zu halten.

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