Reden wir über:Spontaner Ausverkauf

David Dott Künstler aus Ebersberg

David Dott Künstler aus Ebersberg David Dott Künstler aus Ebersberg

(Foto: privat)

Der Maler David Dott aus Ebersberg konnte fast sein gesamtes Oeuvre an den Mann bringen

Interview von Thorsten Rienth

Gemeinhin hat die bildende Kunst ja den Ruf, brotlos zu sein. Doch manchmal läuft das Geschäft auch richtig gut: Dem Ebersberger Künstler David Dott zum Beispiel hat nun jemand fast sein gesamtes Oeuvre abgekauft - was den Maler trotz aller Freude in große Bedrängnis brachte. Die SZ Ebersberg fragte nach, weshalb.

SZ: Offenbar ist "ein Dott" im Flur gerade ziemlich angesagt?

Naja, es ist ja nicht so, dass ich mir keine Mühe gegeben hätte (lacht). Seit ein, zwei Jahren widme ich mich ziemlich fokussiert der Kunst und versuche alle Möglichkeiten, die sich bieten, auch wahrzunehmen. Natürlich freut es jeden Künstler tierisch, wenn seine Werke andere Leute interessieren, und er sie auch verkaufen kann. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Zeiten im Künstlerleben gibt, in denen es weniger gut läuft.

Aber wir haben das richtig verstanden, dass Sie gerade praktisch Ihr ganzes Oeuvre verkauft haben?

Ja, so kann man es eigentlich nennen, es gibt nur ein paar Ausnahmen.

Wie kam es dazu?

Ich durfte bei einem Unternehmer ausstellen, der gerade in neue Räumlichkeiten gezogen war. Deswegen suchte er etwas, um die leeren Flure und Zimmer kurzfristig zu bebildern. Dann aber wollte er meine Werke einfach nicht mehr hergeben.

Es blieb also alles gleich dort hängen?

So ist es! Natürlich habe ich erst einmal ein paar Nächte darüber geschlafen. So ein Satz Zeichnungen und Malereien wächst einem ja mit der Zeit wirklich ans Herz. Jedenfalls steckt hinter dem Verkauf eine lustige Geschichte: Ausgerechnet für zwei Wochen später hatte ich bei zwei Ausstellung in München zugesagt - und auf einmal hatte ich kaum noch Material. Zum Glück habe ich ein paar von den verkauften Bildern für diese Ausstellungen quasi als Leihgabe zurückbekommen. Und die beiden Wochen, die noch blieben, habe ich mich konzentriert hingesetzt und all das beendet, was ich entweder in letzter Zeit schon angefangen oder als Ideen im Kopf hatte. Da schwirrt ja immer so einiges herum.

In zwei, drei Sätzen erklärt: Welche Art von Kunst machen Sie eigentlich?

Man könnte sagen: Ich mache grafische Reduktion, und zwar auf eine sehr präzise und detailversessene Art und Weise. Zum Beispiel reduziere ich Frauenfiguren auf einfache Formen und Linien, schmücke diese aber sehr aus. Und neuerdings ordne ich meine Figuren gerne im Raum an. Dabei spitze ich Formensprache und Symbolismus gerne bis zur Surrealität zu. Am liebsten verwende ich zum Beispiel Bleistift, Copicmaker - das ist eine Art Profi-Filzstift in vielen Farben, die auch mischbar sind - oder Lackstift. Der Lackstift ist sozusagen eins meiner Alleinstellungsmerkmale. Wenn man sich auf ihn einlässt, kann man da wirklich ungewöhnliche Effekte herausholen. Letztens hat mir jemand gesagt, dass er diese Raumbilder sehr erzählerisch fände. Diese Beschreibung gefällt mir.

Wenn man nicht gerade ein ganzes Unternehmen sein Eigen nennt, wo hängt man Ihre Werke am besten auf?

Tendenziell braucht man ein bisschen Zeit, um sie zu erfassen. Zumindest auf den ersten Blick wäre deshalb der Flur eine weniger gute Wahl. Andererseits: Dann muss man sich halt einmal hinstellen und sich ein paar Minuten Zeit nehmen. So gesehen wäre vielleicht ein Platz gegenüber der Couch im Wohnzimmer die bessere Alternative. Wobei: Meine Zeichnungen sind eher klein als groß - deshalb sollte man auch nicht zu weit davon wegstehen. Aber letztendlich ist es doch bei der Kunst immer so: Sie muss demjenigen gefallen, der sie sich gekauft hat. Und das gilt auch für die Verortung an der Wand.

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