Reden wir über:Nistkästen zum Wohlfühlen

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(Foto: privat)

Imker Richard Hörl aus Forstinning arbeitet seit 25 Jahren mit Bienen

Interview von Sabina Zollner

In Bayern leben etwa 506 verschiedene Arten von Wildbienen. Etwa zwei Drittel davon sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Um ein Zeichen gegen das Insektensterben zu setzten, legten die Vereinten Nationen vor zwei Jahren den 22. Mai als Weltbienentag fest. Auch der Forstinninger Imker Richard Hörl beobachtet das Insektensterben mit großer Sorge. Der 74-Jährige beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Wild- und Honigbienen. Hörl erklärt, wie man zum Insektenschutz beitragen kann. SZ: Was halten sie von Bienenhotels als ein Mittel gegen das Insektensterben?

Richard Hörl: Grundsätzlich macht es Sinn, wenn wir alle einen kleinen Beitrag dazu leisten, unsere Insektenbestände zu bewahren. Trotzdem sehe ich die im Handel angebotenen Bienenhotels sehr skeptisch. Die meisten funktionieren nämlich nicht. Ich glaube, von 100 Bienenhotels werden nur zwei bis fünf Prozent angenommen. Und vielen fehlt das nötige Fachwissen um zu erkennen, welche Nistmöglichkeiten die richtigen sind.

Warum ist das so?

Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen existieren in Deutschland knapp 600 verschiedene Bienenarten. Diese brauchen auch ein vielfältiges Nektarangebot. Deswegen reicht es nicht, nur einen Kasten im eigenen Garten aufzustellen. Dann denkt sich die Biene: vielen Dank für die Wohnung, aber ich verhungere hier. Es geht beim Imkern immer auch um die richtige Nahrung.

Wie schafft man ein nahrhaftes Angebot im eigenen Garten?

Also erst mal sollte man keinen Dünger verwenden. Dann gibt es auch bestimmte Pflanzen wie den Natternkopf, die von etwa 60 verschiedenen Bienenarten angenommen werden. Auch Kräuterpflanzen sind gut, da sie ein vielfältiges Pollen- und Nektarangebot haben. Und man sollte auch darauf achten, dass man in seinem Garten nicht zu viele dominanten Pflanzen, wie beispielsweise den Löwenzahn, hat. Die nehmen den anderen Blumen nämlich die Sonnenenergie weg.

Worauf kann der Einzelne bei einem Kauf von einem Bienenhotel achten?

Das Material der Nistkästen ist entscheidend. Viele im Handel angebotene Bienenhotels sind aus faserigem Holz. Bei Feuchtigkeit stellen sich bei diesem Holz die Fasern auf. Das ist gefährlich für die Bienen, da sie sich ihre Flügel an den Stacheln verletzten können. Am Besten sind Nistkästen aus Hartholz. Auch sollte man auf das Füllmaterial achten. Stroh oder Baumrinden würde ich nicht empfehlen. Füllmaterial aus Schilf ist eine gute Alternative. Auch sollten die Nistkästen nicht komplett mit Füllmaterial verstopft werden. Am besten man lässt an der hinteren Wand ein wenig Platz. Die Insekten freuen sich, wenn ihnen niemand beim Nisten zuschaut.

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