Reden wir über:Neue Pläne zu Kurt Heuser

Kurt Heuser Ausstellung EBE
(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Archivarin Antje Berberich über einen spannenden Nachlass

Interview von Anja Blum

Selten hat eine Ausstellung im Rathaus Ebersberg derart für Furore gesorgt wie jene über das Leben und Werk des Schriftstellers, Drehbuchautors und Afrikaforschers Kurt Heuser (geboren 1903 in Straßburg, gestorben 1975 in Ebersberg). Stadtarchivarin Antje Berberich hatte den Nachlass der schillernden Persönlichkeit zusammen mit der Lebensgefährtin von Sohn Kaspar Heuser, Gabriele Reinmold, und Literaturprofessor János Riesz gesichtet, bewertet und für eine umfassende Dokumentation aufbereitet: Unzählige Drehbücher, Gemälde, Fotografien, Manuskripte, Kunsthandwerk aus Afrika und sogar Heusers alte Schreibmaschine sind nun Teil des Ebersberger Archivs. Mittlerweile ist die Ausstellung zwar nicht mehr zu sehen, doch für Berberich und ihre Mitstreiter ist das Kapitel Kurt Heuser noch lange nicht zu Ende erzählt.

Frau Berberich, bei der Vernissage war der Sitzungssaal im Rathaus voll wie selten. Blieb das Interesse an Kurt Heuser danach weiter so groß?

Antje Berberich: Auf jeden Fall! Ich habe unzählige Menschen durch die Ausstellung geführt und Anrufe von überallher bekommen. Aus München, Rosenheim, Bad Aibling und Österreich kam Interesse, plötzlich stand ein Archäologe aus Amsterdam vor der Tür. Er hatte in Afrika gearbeitet.

Viele Ebersberger kennen noch den Sohn Kaspar Heuser, der ein sehr offenes Haus zu führen pflegte. Sind die Kreisstädter nun auch neugierig auf den Vater?

Ja, durchaus. Ich treffe immer wieder Menschen auf der Straße, die mir sagen, sie seien jetzt "Fan" von Kurt Heuser und würden seine Bücher lesen. Auch die Filmvorführungen im Rathaus fanden großen Zuspruch, deswegen möchte ich unbedingt noch die Literaturverfilmung "Via Mala" von 1961 zeigen, wohl Heusers bekanntesten Film. Nun habe ich endlich das Original mit Gerd Fröbe und Christine Kaufmann als Kassette.

Was ist darüber hinaus noch geplant?

Erst einmal müssen wir jetzt ein bisschen durchschnaufen - aber fest steht: Es muss weiter gehen! Erstens mit der Archivarbeit, wir haben immer noch viel Material zu sichten wie Briefe, Drehbücher und Fotos. Aber natürlich wollen wir Heuser noch weiter in die Öffentlichkeit bringen.

An was denken Sie dabei genau?

Für Ebersberg hätte ich gern einen etwa 70 Quadratmeter großen Raum für eine Dauerausstellung. Außerdem habe ich die Exponate in der Rathausgalerie abfilmen lassen, so dass diese Ausstellung nun konserviert ist. Als erstes ist geplant, diese Aufnahmen mit einer kleinen Ausstellung in der Münchner Filmhochschule zu zeigen, denn deren Archivchef Fritz Tauber ist seit seinem Besuch hier ebenfalls Heuser-Fan. Außerdem haben wir mit Straßburg Kontakt aufgenommen, der Geburtsstadt von Heuser. Schön wäre nämlich, wenn es dort auch eine Ausstellung geben könnte, genauso in Berlin, wo er lebte, und vielleicht in Afrika, Heusers Sehnsuchtsort.

Professor Riesz hat ja einen großartigen, 200 Seiten starken Katalog zur Ausstellung erstellt. Wird er sich noch weiter mit Heuser beschäftigen?

Und wie! Er hat ja bereits eine fantastische Biografie des senegalesischen Dichters und Präsidenten Léopold Sédar Senghor geschrieben - und in der gleichen Form will Riesz sich nun unserem Autor widmen. Also Heusers spannende Vita noch ausführlicher darstellen: von der Zeit als Farmer in Ostafrika und den vielversprechenden literarischen Anfängen über die Unterhaltungsfilme der Nazi-Zeit bis hin zu Freundschaften mit Größen wie Hermann Hesse, Curd Jürgens, Reich-Ranicki, dem Verlagshaus Fischer und den Mitgliedern der "Gruppe 47".

Eine Vision ist auch, das Ebersberger Stadtarchiv zu einer "Wissenschaftlichen Forschungsstätte Kurt Heuser" zu machen, also sämtliches Material für Studenten, Literaten, Filmwissenschaftler und Afrikaforscher zur Verfügung zu stellen. Das könnte die erste öffentliche Einrichtung dieser Art im Landkreis sein...

Ja, diese Idee haben wir schon lange im Hinterkopf, sie kam von Professor Riesz, schließlich ist Heuser ein Autor von internationalem Rang - auch wenn er später in Vergessenheit geriet. Ja, der Virus Kurt Heuser hat uns gepackt, wir stehen in den Startlöchern. Doch erst einmal müssen wir alles fertig sichten und registrieren, dann kann es losgehen!

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