Reden wir über:Musikerlaufbahn oder Lehramt

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Die Harfenistin Anna Augenstein spielt ihr Bachelorkonzert. (Foto: Mariel Müller)

Die Harfenistin Anna Augenstein spielt ihr Bachelorkonzert

interview Von Mariel Müller

Die 22-jährige Anna Augenstein () aus Grafing beendet nach vier Jahren Harfenstudium an der Musikhochschule München ihren Bachelor mit einem öffentlichen Prüfungskonzert am Freitag, 26. Juni, um 19 Uhr im Gasteig. Wer es nicht dorthin schafft, kann sie bereits am Sonntag, 21. Juni, um 19 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Grafing spielen hören.

SZ: Sie studieren parallel zur Musikhochschule an der LMU Mathematik und Musik auf Lehramt. Was wird es am Ende: Vollzeitmusikerin oder Lehrerin?

Augenstein: Eher Lehrerin. Von meinen Eltern wusste ich schon früh, wie schwierig es ist, als Musiker zu arbeiten. Mein Vater hatte früher auch überlegt, Tuba zu studieren; und als er Zeitungen nach Stellenanzeigen durchforstet hat, fand er viel öfter freie Stellen für Bauingenieure als für Tubaspieler. Ich habe aber trotzdem die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule und auch beim Lehramtsstudium gemacht und mir gesagt: Ich leg das meinem Schicksal in die Hand, je nachdem wo ich genommen werde - das wird's dann. Dass beides was wird, damit hatte ich nicht gerechnet.

Ist das Doppelstudium nicht hart?

Am Anfang des Semesters sage ich mir immer: Ach, ist ja alles ganz cool, ich hab alles geschafft und Harfe üben geht auch noch, aber am Ende ist es schon immer krass. Da komm ich in der Prüfungszeit auch nicht mehr zum Üben. Ich muss meine Zeit eben gut einteilen.

Haben Sie das Gefühl, auch mal auf etwas verzichten zu müssen?

An Fasching. Das war einmal ganz gemein, da sind alle weggegangen zum Tanzen und ich musste daheim sitzen und Mathe lernen. Und ja schon, ich würd' zur Zeit auch gern mal in die Berge gehen, aber ich sitze in meinem Zimmer und übe viel.

Was muss man mitbringen, um sich einem Instrument so intensiv zu widmen?

Zeit, Fleiß, einen klaren Kopf, dass man sich das alles merken kann und einfach viel üben. Talent hilft, aber Fleiß, das weiß ich auch von einer Studie, wiegt mehr. Normal sagt man: viel Fleiß und etwas Talent.

Was treibt Sie an?

Der Erfolg. Wenn man auf der Bühne steht und die Leute begeistert sind, und man selbst merkt, was man dazu gelernt hat - als Harfenistin, aber auch fürs Leben. Dann nimmt man neue Motivation mit und übt wieder ganz viel und gerne.

Haben Sie auch mal Tage, an denen Sie keine Lust auf die Harfe haben?

Ja, zum Beispiel gestern. Da hat mein Bruder Geburtstag gehabt, und ich hab zu wenig geschlafen und war dann sehr unmotiviert. Man muss für die Konzerte auch immer noch einiges organisieren und das Programm schreiben. Aber heute geht's wieder besser. Ich denk mir dann schon: Eigentlich hätte ich den ganzen Tag Zeit, aber dann kommt nichts dabei raus.

Nach dem Studium wollen Sie dann tatsächlich als Lehrerin arbeiten?

Ich denke ja. Konzerte werde ich auf alle Fälle noch geben und vielleicht auch ein paar Schüler haben. Aber die Sicherheit, die finde ich ebenso gut. Ich hab auch schon von Probevorspielen für eine Stelle im Orchester gehört, wo es besser funktioniert hat, wenn man die Stelle nicht braucht. Und wenn ich doch mal Lust habe, so ein Probespiel zu machen, dann weiß ich einfach: Ich hab mein festes Standbein, ich hab mein Lehramtsstudium fertig, ich muss nicht ins Orchester, um Geld zu verdienen. Das ist eine gute Absicherung.

Macht Ihnen die Musik denn noch Spaß?

Ich mach das Studium prinzipiell aus Spaß, sonst würd' ich nur Lehramt studieren. Es ist einfach sehr bestätigend, dass man so weit kommt, obwohl man das andere auch noch macht. Am Anfang hatte ich noch Angst, dass mich die anderen sofort überholen, aber es ist glaube ich nicht so.

Was gibt Ihnen das Harfespielen?

Es ist schön, es vermittelt mir Erfolg und Motivation, aber es ist manchmal auch schwierig. Ich glaube, wenn ich es als Hobby machen würde, hätte ich manchmal mehr Freude daran, dann wäre nicht so der Zwang da: Mist, ich hab morgen Unterricht, jetzt muss ich noch üben, sondern es wäre mehr mit Spaß verbunden.

Was haben Sie nach dem Bachelor als erstes geplant?

Nach Australien fahren, sieben Wochen umherreisen.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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