Reden wir über:Lebensrettung am Löschteich

Lebensretter

Sebastian Scheuthle ist sofort losgesprintet, ohne nachzudenken.

(Foto: privat)

Sebastian Scheuthle hat die Christophorus-Medaille erhalten

Interview von Jessica Morof

Herumtollen im Schnee macht Kindern riesen Spaß. Doch manchmal wird aus dem Spaß gefährlicher Ernst: Wenn sich die Kleinen zum Beispiel auf eine Eisfläche begeben und einbrechen. So ist es der fünfjährigen Karolina aus Glonn ergangen, die im Januar 2016 in den Löschteich bei einem Glonner Bauernhof eingebrochen ist. Ohne ihren Nachbarn Sebastian Scheuthle () wäre Karolina vielleicht gar nicht mehr am Leben. Für seinen beherzten Eingriff ist der 37-jährige Glonner nun mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet worden. Der SZ berichtet er, wie er den Unfall erlebt hat und wie die Zeremonie ablief.

SZ: Herr Scheuthle, was ist da im Januar passiert?

Sebastian Scheuthle: Wie haben bei uns vor dem Haus beim Löschteich einen wunderbaren Schlittenberg, auf dem die Kinder gerne rodeln. Auch mein Sohn und Karolina waren dort beim Schlitten fahren. Ich habe gerade die Schlitten auf den Berg gezogen, wie man das als Papa so machen muss. Als ich mich umdrehte, habe ich dann gesehen, wie Karolina auf den Löschteich gegangen ist. Darauf war zwar noch Eis, aber nur eine dünne Schicht. Bevor ich noch Stopp rufen konnte, ist sie auch schon eingebrochen.

Wie haben Sie reagiert?

Ich habe gar nicht nachgedacht, sondern bin sofort losgesprintet. Als ich die etwa 200 Meter zurückgelegt habe, bin ich in den Teich gesprungen und habe Karolina aus dem Wasser gefischt. Ihr Schneeanzug hat sich voll Wasser gesogen, sodass sie richtig unter Wasser gegangen ist. Zudem konnte das Mädchen gar nicht schwimmen.

Haben Sie dann den Notruf informiert?

Nein, ich habe mir das Mädchen geschnappt, bin die paar Meter zu unserem Haus gerannt und habe sie sofort unter die warme Dusche gestellt. Karolina hatte einfach einen Schock, das habe ich gemerkt, weil sie wild rumgepaddelt hat. Es ging ihr dann schnell besser und ich konnte sie direkt zu ihren Eltern bringen.

Haben die Eltern Ihnen Vorwürfe gemacht, dass Sie nicht aufgepasst haben?

Karolinas Eltern waren einfach nur froh, dass nichts Schlimmes passiert ist und haben sich bei mir bedankt. Nach ein paar Tagen kam dann auch die Kleine und hat mir ein selbstgebasteltes Dankeschön vorbeigebracht. Da habe ich dann zu ihr gesagt, dass man in ihrem Alter schon schwimmen können muss. Wir sind seitdem manchmal zusammen schwimmen gegangen und inzwischen kann sie es.

Nun haben Sie für Ihre Tat eine Belobigung und die Christophorus-Medaille erhalten. Wie war die Zeremonie?

Es war ganz erstaunlich, denn bei der Verleihung waren mehr als 130 zu Ehrende; der Bayerische Innenminister JoachimHerrmann hat sowohl Lebensrettermedaillen als auch Christophorus-Medaillen überreicht. Und alle Retter hatten Familien mit dabei; auch Karolinas Familie war eingeladen. Zu jedem wurde kurz die Rettungsgeschichte geschildert - dabei ist mir der Vorfall noch mal wie ein Kurzfilm vor dem inneren Auge abgelaufen.

Und empfanden Stolz auf Ihre Tat?

Also ich laufe jetzt nicht ständig mit der Medaille um den Hals herum (lacht). Eigentlich ist es ja auch eine Selbstverständlichkeit, so zu reagieren. Ich bin froh, dass ich helfen konnte und hoffe gleichzeitig, dass ich nicht noch einmal in so eine Situation komme. Aber die Medaille erhält natürlich schon einen Ehrenplatz bei mir zuhause im Regal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: