Reden wir über:Kino in der Krise

Rainer Gottwald Kino in Wasserburg und Edling, Utopia und am Stoa

Rainer Gottwald darf sein Freiluftkino wieder eröffnen.

(Foto: Privat)

Rainer Gottwald freut sich, dass er am Stoa endlich wieder Filme unter freiem Himmel zeigen darf - unter anderem das neue "Kaiserschmarrndrama"

Interview von Michaela Pelz

Seit Wochen wird so viel gestreamt wie nie - dennoch sehnen sich nicht nur Cineasten nach der Öffnung der Lichtspielhäuser. Oder wenigstens der Open-Air-Kinos. Rainer Gottwald kennt sich mit beidem aus. Er ist seit 1994 Chef des Wasserburger "Utopia", außerdem managt er seit mehr als 20 Jahren das Freiluftkino "Am Stoa". Zunächst hatte der Edlinger einige Kritik an den Behörden, doch nun, angesichts der angekündigten Lockerungen, ist der 51-jährige hörbar beflügelt.

Herr Gottwald, sind Sie mittlerweile besser aufs Landratsamt Rosenheim zu sprechen?

Rainer Gottwald: Nachdem ich gestern ein Telefonat mit einer sehr netten Dame hatte, schon. (lacht)

Ihr Unmut beruhte darauf ...

...dass ich keine Begründung bekam, warum man meinen Antrag auf Öffnung des Stoa abgelehnt hatte. Gut, Edling gehört zum Landkreis Rosenheim, wo die Infektionszahlen immer noch hoch sind. Aber in Wasserburg sah und sieht es ja ganz anders aus. Zudem steht in Paragraf 20 der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung ausdrücklich, dass man individuelle Genehmigungen erteilen kann.

Sie hatten sogar eine Alternative im Sinn: ein Autokino am Badria...

Schon ganz am Anfang der Corona-Krise hatte mich eine Eventfirma aus Albaching gefragt, ob wir das zusammen machen wollten. Doch auch da bekamen wir einen negativen Bescheid.

Dieser Plan ist nun vom Tisch?

Ja. Definitiv. Denn ich will mich auf meine gewohnte Spielstätte konzentrieren, den Stoa. Wenn alles zügig seinen Gang geht, auch bei der Gemeinde, dann werde ich ab dem 19. Juni mit folgenden Filmen anfangen: "Parasite", "Lindenberg", "Mach dein Ding", "Känguru Chroniken", "Knives Out" und "Das perfekte Geheimnis".

Wie viele Besucher passen in das Rund?

Normalerweise bis zu 1000. Im Moment ist die Zulassung aber auf 100 Personen beschränkt. Es heißt, man wolle dann die Entwicklungen zwei Wochen lang beobachten, und wenn es gut läuft, auch wieder Großveranstaltungen für bis zu 500 Menschen erlauben. Bei mir wären es dann allerdings maximal 300, aufgrund der Abstandsregelungen.

Was ändert sich sonst noch?

Es wird keine Abendkasse geben, man kommt nur noch mit Reservierung rein. Das hat auch den Vorteil, dass auf diese Weise schon die Namen erfasst sind, für eine eventuelle Kontaktverfolgung.

Außerdem sind Sie ja noch Herr über das "Utopia" - wie ist denn da die Lage?

Mai und Juni sind aufgrund des Wetters und der Ferien ohnehin die beiden schwächsten Monate im Jahr. Einbußen gab es natürlich trotzdem. Darum habe ich Soforthilfe bekommen. Und mein Vermieter hat zwei Monatsmieten um 50 Prozent reduziert, was ich ihm hoch anrechne.

Am 15. Juni könnten Sie aufmachen.

Das werde ich aber nicht tun. Frühestens ab 2. Juli wird es so weit sein, darauf haben sich mein Verband, die AG Kino und der Verein HDF KINO geeinigt, um deutschlandweit einen gemeinsamen Start zu haben. Dafür gibt es auch schon ein Hygienekonzept.

Wie sieht das aus?

Vorher und nachher Hände desinfizieren, bis zum Erreichen des eigenen Platzes eine Maske tragen; die genaue Besucherzahl muss die Politik noch festlegen.

Wenn der geforderte Abstand in alle Richtungen 1,50 m beträgt ...

...habe ich ein Problem. Das bedeutet nicht nur, lediglich jeden zweiten Sitz zu belegen - damit könnte ich leben - sondern auch, immer eine ganze Reihe freizulassen. Bei acht oder vier Reihen wie im Utopia können Sie sich selbst ausrechnen, wie sehr sich das lohnt. Auch deswegen will ich noch abwarten, vielleicht ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Also konzentrieren Sie sich jetzt erst mal auf den Stoa?

Genau. Dort will ich länger und häufiger öffnen als sonst - sicher fünfmal die Woche und in den Ferien täglich. Dann gäbe es halt mal eine ganze Woche lang den neuen Eberhofer. "Kaiserschmarrndrama" soll ja am 12. August anlaufen - und noch ist dieser Termin nicht verschoben.

Dann muss nur noch Petrus mitspielen!

Ja. Aber jetzt, mit Abstand, ist es noch einfacher, seinen Schirm aufzuspannen, ohne den Nachbarn zu behindern. Denn schließlich gibt es einfach nichts Schöneres, als draußen einen Film anzuschauen!

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