Reden wir über:Endlich Ruhe am Bahnhof

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(Foto: Korbinian Eisenberger)

Irmgard Weiß freut sich über den Schienenersatzverkehr in Grafing

Interview von Korbinian Eisenberger

Der Stadtbahnhof war stets ein guter Indikator, wie viele junge Leute man an einem Abend auf dem Volksfest erwarten durfte. Am Bahnhof traf man sich, ausgerüstet mit Getränken, um sich für die bevorstehenden Aufgaben im Bierzelt zu stärken. Irmgard Weiß, 65, () betreibt dort einen Kiosk und bekommt seit zehn Jahren vieles mit, was sich zur Volksfestzeit vorm Bahnhof abspielt. In diesen Tagen sitzen dort aber nur ältere Herren bei einem Weißbier und einer Wurstsemmel beisammen. Kein Gegröle, kein Flaschenklirren. Heuer ist alles anders.

SZ: Frau Weiß, täuscht der Eindruck, oder ist es ungewöhnlich ruhig hier?

Irmgard Weiß: Normalerweise wäre hier jetzt richtig was los. Viele Jugendliche treffen sich am Bahnhof zum Vorglühen. Da wird es dann schonmal lauter.

Dieses Jahr fährt die S-Bahn aber nur bis Grafing-Bahnhof.

Die meisten Leute ärgern sich ja über den Schienenersatzverkehr zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg. Für mich und meine Stammgäste hat es aber eben auch den angenehmen Nebeneffekt, dass es deutlich ruhiger zugeht als sonst.

Am ersten Festwochenende trafen sich viele junge Leute auf dem Rewe-Parkplatz, es heißt, dort musste sogar ein Rettungswagen hinfahren. Hatten Sie in ihrem Kiosk Probleme mit Betrunkenen?

Ich selbst hatte deswegen in meinem Kiosk nie Schwierigkeiten. Ich habe jetzt nie eine Schlägerei beobachtet, ab und zu wird ein bisschen randaliert.

Naja, auch nicht ideal oder?

Es ist schon heftig, weil viele, die da am Bahnhof sitzen und sich betrinken einfach noch Kinder sind, 13-, 14- und 15-Jährige, man sieht das ja.

Ist ihr Eindruck, dass sich daran in den vergangenen Jahren etwas verändert hat?

Ich wohne seit 35 Jahren in Grafing, den Kiosk betreibe ich seit über zehn Jahren. Eigentlich ist es jedes Jahr das gleiche. Ab vier Uhr Nachmittag geht es los.

Sie verkaufen auch Alkohol, Bier, Wein- und Mix-Getränke stehen im Kühlschrank bereit. Ist der Schienenersatzverkehr in der Volksfestwoche nicht auch geschäftsschädigend.

Überhaupt nicht, die Jugendlichen bringen ihre Getränke eigentlich immer selber mit. Außerdem passe ich auch auf, dass ich jemandem, der offensichtlich schon genug hatte, nichts mehr verkaufe.

Welche Getränke sind denn am beliebtesten?

Die Kids trinken vor allem Mischgetränke mit Wodka. Wein ist auch recht beliebt, gerade bei den Mädels. Und das ist etwas, das ich sehr kritisch sehe. Ich finde, man sollte einem 16-Jährigen noch keinen Wein verkaufen dürfen.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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