Süddeutsche Zeitung

Rechtslastige Äußerungen in der CSU:Politiker müssen Farbe bekennen

Zornedings Ortsvorsitzende Sylvia Boher schimpft über Flüchtlinge, ihr Stellvertreter Johann Haindl über den schwarzen Zornedinger Pfarrer: Kreisvorsitzender Thomas Huber und Bürgermeister Piet Mayr müssen jetzt klar zeigen, für welche CSU sie stehen.

Von Carolin Fries

Geschlossenheit war gestern. In der Zornedinger CSU tobt ein Machtkampf, der nun auch öffentlich ausgetragen wird. Johannes Schott hat sich getraut, den Rücktritt der Vorsitzenden Sylvia Boher auch öffentlich einzufordern. Das ist mutig, denn auch Schott weiß, wie sehr Boher die CSU nach 18 Jahren an der Spitze dominiert.

Und er weiß auch, wie viele ihrer Kritiker in all diesen Jahren ihren Hut genommen haben, aus der Partei ausgetreten sind (Helferkreisleiterin Angelika Burwick, Report-Gründer Herbert Mathä), den Ortsverband verlassen haben (Peter Maicher), ihre Unterstützung aufgekündigt haben (Ex-Geschäftsführer Christian Czirnich) und sich zurückgezogen haben (Jakob Red). Sylvia Boher indes wurde immer wieder mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.

Nun aber könnten die gewohnten Kräfteverhältnisse im Vorstand kippen. Das zeigt die Aggression, mit der Boher-Befürworter Johann Haindl gegen den dunkelhäutigen Pfarrer in der Gemeinde schießt. Mit seiner abwertenden rassistischen Äußerung macht er aus dem Machtkampf eine Schlammschlacht, die geschmackloser kaum zu führen ist.

Statt Stärke zu demonstrieren und die Bitte des Pfarrgemeinderats im Vorstand zu diskutieren, die Kirchtürme vom Cover des "Zorneding Reports" zu nehmen, offenbart Haindl auf diese Weise allerdings nur, wie überfordert der Vorstand mit der aktuellen Situation ist. Eine Befriedung aus eigener Kraft ist nicht mehr möglich, Schotts Rücktrittsforderung ist nichts anderes als ein Hilferuf.

Jetzt sind Bürgermeister Piet Mayr (CSU) und vor allem der CSU-Kreisvorsitzende Thomas Huber gefragt. Wie Fähnchen im Wind haben sie Bohers rechtspopulistische Äußerungen zuerst verurteilt und sich dann hinter die Ortsvorsitzende gestellt. Wenn ihnen schon eine klare Haltung fehlt, wie soll sie dann ein zerrissener Ortsvorstand finden? Mayr und Huber müssen klar zeigen, für welche CSU sie stehen - und dann auch entsprechend handeln.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2015
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