Rechercheort SZ Redaktion:Gefährliche Wälder

Der Journalist einer Lokalzeitung und ein imaginärer Privatdetektiv untersuchen Todesfall

Von Wieland Bögel

Das Voralpenland ist bekanntlich ein Kriminalitätsschwerpunkt - nirgends wird so viel gemordet wie im Schatten der Alpen. Dass auch ein Heer von Kommissaren daran nicht viel ändert, ist bekannt, und in zahlreichen Vorabendserien und sogenannten Heimatkrimis ausreichend dokumentiert.

Einen solchen zu schreiben, haben sich auch Jo Murmann und Niki Lehner, Redakteure einer Lokalzeitung, vorgenommen. Denn, ganz entgegen des Klischees, geht es im Landkreis Werdenheim eher geruhsam zu, da wäre etwas mörderische Abwechslung gar nicht schlecht. Schneller als gedacht bekommen die beiden Protagonisten in Maria Pfannholz' neuem Buch "Requiem für einen Förster" dann aber Gelegenheit, ihr kriminalistisches Gespür in der Realität zu beweisen. Denn es gibt einen Toten - eben den Förster -, der noch dazu ein alter Freund des Journalisten Murmann war.

Offiziell ist Förster Klaus Herrigl Opfer eines tragischen Unfalls geworden, er stürzte eine Felswand hinunter. Doch Murmann ist misstrauisch: War der Verblichene doch nicht nur als streitlustig und für zahlreiche Frauengeschichten bekannt, sondern offenbar auch einem groß angelegten Subventionsbetrug auf der Spur. Mögliche Verdächtige gibt es also genug, Jäger, die der Förster um ihre Trophäen brachte, eifersüchtige Ehemänner, oder Almbauern, die es mit dem Schutz des Waldes nicht zu genau nahmen. Hat also einer von ihnen den streitbaren Mann in Grün von der Klippe gestoßen, oder war es am Ende wirklich nur ein Unfall?

Bei den Ermittlungen steht Murmann unter anderem sein Alter Ego zur Seite - der Ex-Kommissar und Privatschnüffler Johnny Höllgruber. Der sollte eigentlich die Hauptfigur vom Murmanns Heimatkrimi werden, stattdessen bemächtigt sich nun der raubeinige Detektiv zu den unpassendsten Zeiten der Fantasie des Journalisten. Doch auch wenn Johnny wirklich eine echte Nervensäge mit schlechten Manieren ist, an kriminalistischem Gespür mangelt es dem imaginären Ermittler nicht. Er ist es, der Murmann schließlich auf die entscheidende Spur bringt. Daneben helfen dem Journalisten auch die Chefin und ein pensionierter Kollege des Toten. Durch die erhält er Einblicke in die überhaupt nicht romantische Welt der Waldwirtschaft und die Probleme, mit denen Förster zu kämpfen haben.

Das größte heißt "Forstreform". Denn auch, wenn bis zum Schluss offen bleibt, ob Förster Herrigl umgebracht wurde, es also wirklich einen Bösewicht gibt, steht ein anderer Schurke schnell fest - eben die Reform der bayerischen Staatsforstbetriebe, welche die Forstwissenschaftlerin aufs Korn nimmt. Und so ist Pfannholz' Buch neben einem unterhaltsam und spannend geschriebenen Krimi auch ein Plädoyer für den Erhalt der Wälder und gegen Bestrebungen, diese alleine unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen. Unterhaltsamer als die Einblicke in den oftmals frustrierenden Försteralltag sind jene in die Arbeit der Journalisten. Dazu hat sich die Autorin gewissermaßen an die Quelle begeben: Maria Pfannholz war mehrmals in der Redaktion der Ebersberger SZ zu Gast. Was und vor allem wen sie dort erlebt hat, ist in ihre Geschichte eingeflossen und zur Grundlage einiger der Charaktere ihres Buches geworden - allerdings mit einigen Einschränkungen, wie es Pfannholz selbst in ihrem Nachwort schreibt. "Es ist für alle unglaublich ungerecht, dass ich sie zu einem teilweise weniger sympathischen Haufen des Werdenheimer Boten mutieren musste." Und: "Den einen oder anderen fand ich als Typ einfach unbezahlbar."

Die derart Mutierten nehmen das aber durchaus nicht krumm. Denn wann bekommt man schon einmal Gelegenheit, zu Literatur zu werden?

Maria J. Pfannholz "Heimatkrimi - Requiem für einen Förster", erschienen 2014 im Gmeiner Verlag, 11,99 Euro.

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