Raiffeisen-Volksbank Ebersberg-Grafing:"Jede Fusion hat Nebenwirkungen"

Der Ebersberger Banker Wolfhard Binder über erfolgte Zusammenschlüsse, beschwerliche Begleiterscheinungen und weitere Konzentrationen.

Martin Mühlfenzl

Vier Fusionen hat Wolfhard Binder in seiner Laufbahn bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Und der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg-Grafing und Sprecher des Raiffeisen-Kreisverbandes will nicht ausschließen, dass er noch eine Verschmelzung zweier Kreditinstitute wird meistern müssen. "Es wird in der Bankenlandschaft zu weiteren Konzentrationsbewegungen kommen", sagt der Genossenschaftsbanker - auch mit Blick auf die Fusion der Konkurrenz: der Kreissparkasse Ebersberg mit der Kreissparkasse München Starnberg.

Raiffeisen-Volksbank Ebersberg-Grafing: Die Zentrale der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg-Grafing ist durch eine Fusion mit der Bankgenossenschaft in der Kreisstadt selbst in ihrer Bedeutung gewachsen.

Die Zentrale der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg-Grafing ist durch eine Fusion mit der Bankgenossenschaft in der Kreisstadt selbst in ihrer Bedeutung gewachsen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor fünf Jahren hat Binder die letzte Verschmelzung zweier eigenständiger Banken federführend in die Wege geleitet und dabei erneut Erfahrungen mit den intensiven, teils belastenden und beschwerlichen Begleiterscheinungen machen müssen. "Eine Fusion gibt es ja nicht an der Kleiderstange. Das ist kein Vorgang, der lautlos und ohne Aufwand vonstatten geht. Das wird auch bei der Sparkasse nicht ohne Nebenwirkungen gehen." Voller Interesse verfolgt Binder daher die aktuellen Vorgänge bei den örtlichen Konkurrenten, deren Weg an die Öffentlichkeit und die mittlerweile ebenso öffentlich geführte Debatte. "Eines ist bei einer Fusion klar: Schön reden und schreiben kann man sie nicht", betont der Bankchef. "Die harten Fakten aus meiner Erfahrung zeigen mir, dass jeder Zusammenschluss - trotz aller Beteuerungen - immer Auswirkungen auf das Gefüge innerhalb einer Bank hat."

Und diese Auswirkungen beträfen in erster Linie und zuerst Mitarbeiter und Kunden. "Deshalb ist jede Fusion für sich auch ein sehr individueller Prozess", weiß Binder. "Und der Prozess ist auch nicht aufzuhalten, wenn etwa von Arbeitsplatzgarantien die Rede ist." Er selbst habe daher nicht zuletzt bei der Fusion im Jahr 2005 die Mitarbeiter vorab über die Gründe für eine Fusion und die möglicherweise daraus resultierenden Konsequenzen informiert. "Auch bei uns hieß es, Arbeitsplätze werden erhalten. Die klare Aussage war aber auch: Es kann sein, dass du nicht in derselben Funktion arbeitest wie zuvor."

Für Binder war es nach eigenen Worten wichtig, die Mitarbeiter und auch die Teilhaber der Genossenschaft früh über eine mögliche Fusion zu informieren. Schließlich obliegt der Genossenschaft bei Entscheidungen dieser Tragweite die Entscheidungshoheit. "Klar war, dass 75 Prozent der Eigner einer Fusion zustimmen müssen", erinnert sich Binder. "Wichtig war daher für mich, wer zu den 25 Prozent gehört. Gerade dort musste ich Überzeugungsarbeit leisten und Vertrauen schaffen." Dies unterscheide die Arbeit einer Raiffeisenbank wohl auch von jener in einer Kreissparkasse, vermutet Binder: "Wir sprechen von verschiedenen Dimensionen. Ich bin etwa 100 Personen in der Genossenschaft und 200 Mitarbeitern gegenüber verantwortlich."

Aus der Sicht des Bankchefs ist das Bemühen um das Vertrauen belohnt worden: "Wir sind wirtschaftlich gut aufgestellt und müssen im Augenblick nicht über ungewöhnliche Maßnahmen nachdenken." Dennoch gehöre es zu seinen Aufgaben, mit offenen Ohren seine Aufgaben zu erledigen. Dies haben vor zwei Jahren auch die Verantwortlichen der Raiffeisenbank Zorneding versucht. Die Vorstände Martin Schottenheim und Oliver Brandhuber strebten aus eigenem Antrieb eine Fusion mit der VR München-Land an - und scheiterten doch am Widerstand der eigenen Genossenschaft. Die Macht der Eigentümer ist in den Raiffeisenbanken ungebrochen, weiß auch Ebersbergs Bankchef Binder: "Du kannst eigentlich nichts gegen den Willen der eigenen Kunden entscheiden."

Langfristig, betont Binder, werden weitere Verschmelzungen nicht aufzuhalten sein: "Auch die Banken ändern sich. Nur mehr im Kleinen zu wirken, wird nicht mehr funktionieren." Es scheint, der Ebersberger Banker weiß um die fünfte Fusion seiner Laufbahn.

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