Prozess in Ebersberg:Drogengeschäfte in der Familie?

Vater soll 17-jährigen Sohn mit Rauschgift versorgt haben

Wenn Eltern ihren Kindern Geschenke machen, deutet das in aller Regel auf ein intaktes Familienverhältnis hin. Im Fall eines Mannes aus dem nördlichen Landkreis Ebersberg und dessen Sohn liegt die Sache aber womöglich etwas anders. Dem 37-Jährigen nämlich wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe im Sommer vergangenen Jahres seinen damals 17-jährigen Sprössling regelmäßig mit Drogen versorgt - was nun ein Verfahren vor dem Ebersberger Amtsgericht zur Folge hatte. Laut Anklage habe der Sohn mehrmals wöchentlich Marihuana von seinem Vater bezogen, der wiederum die Drogen auch zu Hause gelagert haben soll. Die Informationen der Staatsanwaltschaft stützen sich auf die Vernehmung einer ehemaligen Freundin des Sohnes, die die beiden bei der Polizei entsprechend belastet hatte.

Alles gelogen, entgegnete der Angeklagte nun am Dienstagnachmittag vor dem Schöffengericht um Vorsitzenden Markus Nikol. Die Behauptungen seien frei erfunden, habe er die junge Frau doch lediglich drei Mal kurz gesehen. Diese sei eine Bekannte seines Sohnes gewesen, so der 37-Jährige, zu der Zeit habe es allerdings Stress zwischen den beiden gegeben. "Da wurden Sachen am Bahnhof abgestellt oder sind die Treppe runtergeworfen worden", erklärte der Angeklagte. Auch er selbst habe einmal Streit mit der Frau gehabt, womöglich sei deren Aussage bei der Polizei nun die Retourkutsche dafür. "Sie möchte meinem Sohn und mir eine reinwürgen, weil zwischen den beiden was schief gelaufen ist", so der Mann. Die Behauptungen jedenfalls seien "an den Haaren herbeigezogen".

Tatsächlich gab es für die Vorwürfe vor Gericht zunächst keine Beweise. Da die junge Frau unentschuldigt zur Verhandlung am Dienstag fehlte, muss diese nun neu terminiert werden. Wann der Prozess fortgesetzt wird, ist noch offen. Dass an der Anklage aber womöglich doch etwas dran sein könnte, deutete bereits ein Polizeibeamter an, der vor Gericht aussagte. Man habe zwar beim Beschuldigten keine Drogen finden können, jedoch Utensilien, die auf den Handel mit Rauschmittel hindeuten. So entdeckten die Beamten unter anderem zwei Glasplatten mit Spuren von Amphetaminen.

Und auch die Glaubwürdigkeit der jungen Frau zweifelte der Polizist nicht an. "Ich konnte bei ihr keinerlei Belastungseifer feststellen", sagte er. Auch habe die Zeugin die Geschäfte zwischen Vater und Sohn recht genau beschrieben - etwa habe sie mit eigenen Augen gesehen, wie regelmäßig Drogen ausgetauscht worden seien. Von der Aussage der Frau vor Gericht wird demnach maßgeblich abhängen, ob der Angeklagte verurteilt wird.

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