Projekt:Ran ans Netz

EBERwerk Vertragsunterzeichnung

Hand drauf: Landrat Robert Niedergesäß (links) und Udo Ockel als Kreisvorsitzender des Gemeindetags freuen sich wie die übrigen Bürgermeister im Sitzungssaal über den Startschuss für das Eberwerk.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

19 Kommunen im Landkreis übernehmen Anteile am neuen Regionalversorger Eberwerk. Sie erhoffen sich dadurch mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten - und eine gewisse Rendite

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Angestoßen wurde zwar nur mit alkoholfreiem Sekt; um beschwingt in den Tag zu starten, brauchten die Bürgermeister im Sitzungssaal aber auch keinen zusätzlichen Kick: Schließlich wurde am Mittwoch ein Projekt offiziell besiegelt, das für 19 von 21 Landkreiskommunen durchaus wegweisend ist - Landrat Robert Niedergesäß sprach von einem "interkommunalen Leuchtturmprojekt". Mit einem so genannten Konsortialvertrag haben 19 Städte, Märkte und Gemeinden Anteile am neuen Regionalversorger Eberwerk übernommen. Kerngeschäft soll künftig der landkreisweite Betrieb der Stromnetze sein. Zusammengenommen investieren die Kommunen dafür 8,4 Millionen Euro.

Als letzte Kommune hatte sich noch Ebersberg am Vorabend für den Beitritt entschieden; nicht im Boot sind nun nur Hohenlinden und Baiern. In Hohenlinden will man den Kraftwerken Haag als Netzbetreiber treu bleiben; in Baiern konnte sich der Gemeinderat nicht mehrheitlich für das neue Konzept erwärmen. Die übrigen Kommunen erhoffen sich von ihrem Schritt mehrere Vorteile: Zum einen rechnen sie damit, dass sich ihre Investition auch auszahlt, kalkuliert wird mit einer jährlichen Rendite zwischen zwei und drei Prozent. Gleichzeitig können sie sich möglicherweise Kosten sparen, wenn die Konzessionsverträge neu vergeben werden. Für den Verbraucher werde der Strom dadurch zwar nicht gleich billiger, aber in Zukunft auch nicht teurer, so Hans Gröbmayr, Mitinitiator des Projekts und Interimsgeschäftsführer des Eberwerks. Zum anderen wollen die Kommunen auch deshalb die Hoheit über ihre Stromnetze zurück, damit sie künftige Entwicklung mitsteuern und Projekte in die Wege leiten können, die der Energiewende dienen.

Weil allerdings in den Kommunen das technische Know-how für den Betrieb der Stromnetze nicht vorhanden ist, haben sie sich einen Partner gesucht: das Bayernwerk. Mit dem Unternehmen zusammen hat das Eberwerk eine Tochtergesellschaft, die Ebernetz GmbH & Co KG, gegründet. Hier hat das Bayernwerk bereits im Jahr 2016 alle eigenen Stromnetze im Landkreis eingebracht. Von dieser Tochtergesellschaft halten die im Eberwerk beteiligten Kreisgemeinden künftig 51 Prozent der Anteile. Den operativen Netzbetrieb leistet zunächst weiter das Bayernwerk, eine Übernahme dieses Aufgabe durch die Ebernetz GmbH könnte aber in der Zukunft möglicherweise auch noch erfolgen.

Die Energieagentur des Landkreises hat seit zwei Jahren auf diesen Tag hingearbeitet, unter ihrem Dach war bereits im Februar 2017 das Eberwerk als 100-prozentige Tochter gegründet worden. Die Idee, die Stromnetze zurück in kommunale Verantwortung zu holen, ist jedoch schon deutlich älter. Bereits 2011 hatte Poings Bürgermeister Albert Hingerl versucht, seine Kollegen in anderen Gemeinden für die Idee zu gewinnen, auch Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel hat sich früh mit dem Thema auseinandergesetzt. "Jetzt bin ich extrem froh, dass das vorbei ist, ganz ehrlich", gestand Ockel am Mittwoch offen. Denn der Weg war auch nach Einschätzung des Landrats bisweilen recht steinig und ob er zum gewünschten Ziel führen würde, war nicht immer klar. Nun sei aber ein "großes Gemeinschaftswerk" herausgekommen, lobte Niedergesäß.

Neben dem Netzbetrieb soll das Eberwerk künftig auch weitere Geschäftsfelder aufbauen, welche das sein könnten und wie es funktionieren könnte, darüber wird sich vor allem Markus Henle Gedanken machen, der von 1. Januar an Geschäftsführer des Eberwerks ist. Henle bringt 15 Jahre einschlägige Berufserfahrung in der Energiewirtschaft mit, zuletzt war er bei den Stadtwerken München tätig, wo er unter anderem das Geschäftsfeld virtuelles Kraftwerk ausgebaut hat. Mit dem Eberwerk könnten die Kommunen nun mitgestalten, sagte Henle, wenn auch in gewissen Grenzen: "Wir sind jetzt Verpächter eines Wirtshauses, wir können aber nicht die Speisekarte bestimmen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: