An zwei Poinger Grundschulen startet mit dem kommenden Schuljahr 2021/2022 ein Projekt, das es im Landkreis Ebersberg so bislang noch nicht gab: der "Bus mit Füßen". Das Projekt ist eine organisierte Schulwegbegleitung für Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klassen, die der Münchener Verein "Green City" durchführt. In Poing beteiligen sich die Anni-Pickert-Grundschule sowie die Grundschule an der Karl-Sittler-Straße. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Projektstart im Herbst. Bei der Grundschule am Bergfeld bestand nach vorheriger Abfrage kein Interesse, an dem Projekt teilzunehmen, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben wurde.
Die Kinder lernen korrektes Verhalten im Verkehr
Im Rahmen des Projekts treffen sich die teilnehmenden Kinder - in der Regel Erstklässler - morgens an ihrer "Haltestelle" und laufen gemeinsam in Begleitung eines erwachsenen Elternteils zur Schule. Dabei wechseln sich die Eltern ab. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Gruppe nicht nur für andere Verkehrsteilnehmende besser sichtbar und immer in der Obhut eines Erwachsenen, sondern sie lernen auch ein korrektes und sicheres Verhalten im Straßenverkehr, finden neue Freunde und beginnen jeden Tag mit Bewegung an der frischen Luft. Und: Der Bringverkehr vor den Schulen wird reduziert, was für alle Schülerinnen und Schüler sicherer ist. Sobald die Kinder sicher ihren Schulweg zurücklegen, können sie den "Bus mit Füßen" auch ohne Begleitung eines Elternteils fortführen.
Organisiert wird das Ganze vom Verein "Green City". Dessen Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, München nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Das geschieht unter anderem durch verschiedene Bildungsprojekte, der "Bus mit Füßen" ist eines davon. Das Pilotprojekt startete der Verein im Schuljahr 2004/2005 in München. "Wir freuen uns immer, wenn neue Schulen mit einem Interesse auf uns zukommen", sagt Vanessa Mantini, Leiterin des Bereichs Bildung beim Verein. Und mittlerweile beteiligen sich etwa 40 Grundschulen in München, hinzu kommen ein paar wenige in den Landkreisen um München - wie eben nun auch die zwei Grundschulen in Poing.
Die Selbstständigkeit soll gestärkt werden
Mantini nennt noch weitere Vorteile, die mit dem Projekt einhergehen, "es gibt wirklich die unterschiedlichsten Gründe, um mitzumachen": So ist da freilich ein positiver Effekt für die Umwelt, weil individueller Bringverkehr mit dem Auto reduziert werden soll. Für die Kinder stellt das Ratschen mit den anderen aus ihrer "Bus-Gruppe" auch ein unbewusstes Training ihres Wortschatzes dar. Das klassenübergreifende Kennenlernen kann nicht nur für die Schülerinnen und Schüler zu neuen Freundschaften führen, sondern auch für die Eltern positiv auswirken. Denn auch sie erweitern ihr Netzwerk.
"Unsere Intention ist, dass die Selbstständigkeit der Kinder gestärkt wird", erklärt Mantini weiter. So kann in dem geschützten Rahmen des "Bus mit Füßen" beispielsweise abwechselnd ein Kind zum "Busfahrer" ernannt werden, das die Gruppe anführt. Ein Knackpunkt des Projekts ist die verbindliche Anmeldung: Eltern müssen ihre Kinder vor dem Schuljahr beim Verein anmelden, damit dort die Gruppen mit ihrer Begleitperson sowie der Schulweg festgelegt werden kann. Die Möglichkeit zur Anmeldung erhalten die Eltern nach einer vorangegangenen Informationsveranstaltung.